Berlin. Südafrikanische Behörden sollen einer Mine die Versorgung verwehren. Die Zustände sind erschreckend. Auch von Kannibalismus ist die Rede.

Die südafrikanischen Behörden gehen mit brutalen Methoden gegen den illegalen Bergbau vor: Mit der Operation „Vala Umgodi“ (zu Deutsch: das Loch zustopfen) kappen sie die Menschen unter Tage von der Außenwelt ab – verweigern wohl Essen und Trinken, um sie an die Oberfläche zu zwingen. Aufgrund von Hunger und Dehydrierung sollen seit Oktober Hunderte Bergleute ans Tageslicht gezwungen worden sein, berichtet der „Guardian“ „Wir werden sie ausräuchern“, zitiert BBC einen Minister.

Am Freitag tauchten allerdings zwei Videos auf, die die Zustände in der Buffelsfontein-Goldmine südwestlich von Johannesburg dokumentieren. Sie zeigen Dutzende in Plastik eingewickelte Leichen. Laut einem Schreiben, das die Menschen unter Tage verfassten, seien bereits 109 Menschen gestorben. Sie seien vermutlich verhungert oder verdurstet, sagte ein Sprecher einer Interessensvertretung der Nachrichtenagentur AP.

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Südafrika: Polizei soll die rettenden Seile gekappt haben

„Man muss die Geschehnisse als das bezeichnen, was sie sind: ein Massaker von Stilfontein“, zitiert BBC einen Gewerkschaftsvertreter. „Denn die Aufnahmen zeigen einen Haufen menschlicher Leichen von Bergarbeitern, die unnötig gestorben sind.“ AP zitiert eine lokale Interessenvertretung mit der Aussage, die Polizei habe die Seile gekappt, mit denen die Bergleute an die Oberfläche klettern können.

Die Behörden sehen die Schuld hingegen bei den Bergleuten bzw. den Betreibern der illegalen Minen. Demnach hätten die Menschen die Stollen aus Angst vor einer Verhaftung nicht verlassen. „Wir glauben nicht, dass sie gefangen sind, weil andere (...) herausgekommen sind“, zitiert der Guardian einen Ministeriumssprecher. Eine Polizeisprecherin fügte hinzu: „Es ist bedauerlich, dass Menschen ums Leben gekommen sind (...). Niemand hätte unter Tage sein dürfen, da es dort gefährliche und gesundheitsschädliche Gase gibt und illegale Bergleute mutmaßlich misshandelt werden.“ Den Vorwürfen gegen die Behörden gehe man nach.

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Schreckliche Details: Bergleute mussten Kakerlaken und Leichen essen

Unter Tage sollen sich nach Angaben lokaler Interessensgruppen noch immer 500 Bergleute befinden. Seit Freitag seien bereits 18 Leichen geborgen worden, wie die Bergleute in ihrem Brief schreiben. Als Reaktion darauf haben die Behörden nun eine großangelegte Rettungsaktion gestartet, die von einer privaten Sicherheitsfirma durchgeführt werden soll. Allerdings könne der mit einem Kran in die Tiefe gelassene Korb nur sechs Menschen pro Stunde transportieren. Bisher sind 60 Leichen gefunden worden. Am zweiten Tag der Räumungsaktion seien 106 illegale Goldsucher lebend gerettet und 51 Tote geborgen worden.

Die Zeit allerdings läuft gegen die eingeschlossenen Bergleute. Neben den zahlreichen Leichen sollen auf den Videos bis auf die Knochen abgemagerte Menschen zu sehen sein. Wie der Guardian einen Anfang Dezember geretteten Bergmann zitiert, werde die Mine bereits seit August blockiert. Lediglich sporadisch soll Essen in die 1,9 Kilometer tiefen Schächte gelassen worden sein.

Der Mann gab an, dass die Menschen in der Not Kakerlaken mit Salz und Zahnpasta essen mussten. Ein weiterer Mann, der mithilfe einer Metallstange an die Oberfläche gelangt sein soll, sagte, dass sogar Leichen verzehrt wurden.

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