Berlin. Das Ausmaß des Unwetters in Spanien ist enorm. Während die Zahl der Toten steigt, ist für eine Region erneut Katastrophenalarm ausgerufen worden.
Die Zahl der Toten nach den schweren Unwettern im Osten und Süden Spaniens steigt weiter – und viele Menschen gelten weiter als vermisst. Der Notdienst der am schwersten getroffenen Mittelmeerregion Valencia gab die jüngste Bilanz mit 213 Toten an, wie der staatliche Sender RTVE berichtete.
Das Unwetterphänomen „Kalter Tropfen“ hält sich aber weiter über Spaniens Mittelmeerküste auf. Für die Region Almeria, etwa 400 Kilometer südlich von Valencia, rief der staatliche spanische Wetterdienst Aemet für Sonntagnachmittag die höchste Warnstufe „Rot“ aus. Die Meteorologen warnen vor sintflutartigen Regenfällen, Hagel und sehr starken Windböen. „Die Gefahr ist enorm“, schreibt der Dienst auf „X“. Bewohner der Region sollten das Haus nur verlassen, wenn dies unbedingt notwendig sei.
Die zweithöchste Warnstufe Orange gilt in Teilen der Region Valencia, unter anderem in der Provinz Castellón, wo heftige Regenfälle niedergehen könnten.
Unwetter in Spanien: Königspaar besucht Katastrophenregion
Der spanische König Felipe VI. und Königin Letizia wollten am Sonntag die Katastrophenregion rund um Valencia besuchen. Den Zeitplan und die genaue Route gab das Königshaus nicht bekannt. Regierungschef Pedro Sánchez (52) ließ auf der Plattform X wissen, dass er gemeinsam mit dem Königspaar unterwegs sein werde.
In den Ortschaften westlich und südlich von Valencia, die am stärksten von den Überschwemmungen vom Dienstag getroffen wurden, hatte sich Unmut über die Politik breitgemacht. Denn viele der verwüsteten Orte fühlten sich in den ersten Stunden und Tagen nach der Katastrophe völlig alleingelassen, mit aufeinander getürmten Autos und Möbeln auf den verschlammten Straßen und ohne Trinkwasser, Lebensmittel, Strom und Telekommunikation.
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Unwetter in Spanien: Tausende Soldaten und Polizisten helfen
Die Bergungsarbeiten laufen am mittlerweile fünften Tag nach der Katastrophe weiter. Vor allem in Tunneln und überfluteten Tiefgaragen oder Parkhäusern stellt sich die Suche besonders schwierig dar.
Regierungschef Sánchez hatte am Samstag angekündigt, das Militär vor Ort um weitere 5000 Soldaten aufzustocken und auch 5000 Polizisten zu entsenden. Mittlerweile sind mehr als 3600 Militärangehörige in den am schlimmsten betroffenen Ortschaften nahe der Großstadt Valencia im Einsatz, wie die spanische Zentralregierung in Madrid verkündete.
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Unwetter in Spanien: Valencia bringt Freiwillige mit Bussen in die Dörfer
Die Militärangehörigen unterstützen in den vom Hochwasser betroffenen Gebieten bereits die Rettungskräfte. In Valencia selbst fanden sich am Morgen Medienberichten zufolge etwa 15.000 freiwillige Helfer ein, die die Regionalregierung mit Bussen koordiniert und in Schichten als Hilfe in die betroffenen Ortschaften vor den Toren Valencias bringt.
Viele Dörfer sind nach wie vor mit einer Schlammschicht überzogen, die ein über die Ufer getretener Fluss mit sich gebracht hatte. In den Straßen liegen übereinander getürmte Autos, Möbel sowie sonstiger Hausrat. Die Stromversorgung wurde den Behörden zufolge mittlerweile in der Region Valencia größtenteils wieder hergestellt. Vielerorts fehlt es aber weiter an Lebensmitteln, Trinkwasser, Arbeitsgerät sowie funktionierenden Telekommunikationsnetzen.
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Viele Tote nach Unwetter: Provisorische Leichenhalle in Valencia
Auf dem Messegelände von Valencia wurde mittlerweile eine 1300 Quadratmeter große provisorische Leichenhalle eingerichtet. Dorthin werden die Todesopfer nach der Obduktion gebracht. Angehörige müssten warten, bis sie angerufen werden – erst dann könnten sie in die Leichenhalle kommen, sagte Nuria Montes, Mitglied der Regionalregierung. Wegen ihrer Tonart wurde ihr indes mangelnde Empathie vorgeworfen und sie musste um Entschuldigung bitten.
Unwetter auch über Mallorca
Teile des Unwetterphänomens „Kalter Tropfen“, die für die verheerenden Regenfälle vom Dienstag verantwortlich waren, zogen am Freitag auch über die Balearen. Auf der Urlaubsinsel Mallorca sorgten heftige Regenfälle und Gewitter für steigende Flusspegel und manch gefährliche Situation. Die Feuerwehr musste am Freitag fast 90 Mal ausrücken sowie einmal auf der Nachbarinsel Menorca, wie die Nachrichtenagentur Europapress berichtete. Der Wetterdienst Aemet gab am Samstagmorgen jedoch Entwarnung: Es gelte keine Warnstufe mehr für die Inselgruppe. Zuvor war die zweithöchste Warnstufe Orange in Kraft gewesen.
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In der Inselhauptstadt Palma de Mallorca schien Freitagvormittag noch die Sonne, aber am Nachmittag setzte dann Starkregen mit Gewittern ein. Am Flughafen Palma führten die Unwetter zum Teil zu mehrstündigen Verspätungen. Am schwersten getroffen habe es aber die Bergkette Serra d'Àlfàbia nördlich von Palma, schrieb die Lokalzeitung „Diario de Mallorca“. Dort seien 112,9 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen.