Berlin. Während der Pest in Europa wurden tausende Juden verfolgt und ermordet. Virologe Hendrik Streeck sieht Parallelen zur Corona-Pandemie.

Der Virologe Hendrick Streeck meint, während der Corona-Pandemie sei mit Ungeimpften ähnlich umgegangen worden wie mit Juden zur Zeit der Pest in Europa. Im Interview mit dem Nachrichtenmagazin „Focus“ sagte Streeck: „Wir, als Gesellschaft, sind mit Menschen, die sich nicht impfen lassen wollten, nicht gut umgegangen. Man hat sie zum Teil ausgegrenzt, diffamiert, diskreditiert.“

Man habe Ungeimpften die Schuld an dieser Pandemie gegeben. Das sei falsch gewesen, so Streeck. „Es wurden Schuldige gesucht, wie es bei der Pest mit den Juden gemacht wurde und bei HIV mit den Homosexuellen. Wir haben aus unserer Geschichte nicht gelernt.“

Wie sehr sich Streeck mit dieser Geschichte auseinandergesetzt hat, ist fraglich. Als in Europa die Pest ausbrach, warf man Juden vor, Brunnen vergiftet zu haben – diese antisemitische Erzählung taucht auch heute noch in zahlreichen Variationen auf. Erste Judenpogrome im Spätmittelalter fanden ab 1348 statt, tausende jüdische Menschen in Europa wurden in dieser Zeit verfolgt und ermordet. Historiker sprechen von den schlimmsten Judenverfolgungen in Europa bis zum Holocaust.

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Während der Corona-Pandemie war es Ungeimpften zeitweise verboten, Kinos, Restaurants oder Theater zu besuchen. Bei privaten Treffen gab es vorübergehende Einschränkungen zur Anzahl der sich treffenden Haushalte. Schon während der Pandemie verglichen sich Ungeimpfte mit verfolgten Juden. Manche hefteten sich auf Demonstrationen freiwillig einen Davidstern mit dem Schriftzug „Ungeimpft“ an.

Virologe Streeck will für die CDU in den nächsten Bundestag einziehen. Der 47-Jährige setzte sich Anfang September bei einer Abstimmung im Bonner Kreisverband der CDU durch. Streeck ist derzeit Direktor des Instituts für Virologie am Universitätsklinikum Bonn. Während der Corona-Pandemie war er durch zahlreiche Auftritte in den Medien zu einem der bekanntesten Wissenschaftler des Landes geworden. Streeck erklärte unter anderem, dass man das Virus nicht bagatellisieren dürfe – überdramatisieren solle man es aber auch nicht. lro mit dpa