Madrid/Palma de Mallorca. Mallorca hat einen neuen Touristenrekord zu verbuchen. Das hat nun Konsequenzen: Die Insel will neue Gebühren für Urlauber verhängen.
Immer mehr Urlauber, die sich an Stränden, in Städten und Dörfern drängeln; immer mehr Autos, die die Straßen verstopfen und lange Staus verursachen. Mallorca, Europas meistbesuchte Ferieninsel, ächzt in diesem Jahr unter dem Massentourismus wie noch nie.
Nun kündigte die Inselregierung Gegenmaßnahmen an: Im kommenden Jahr soll die Übernachtungssteuer steigen. Touristen, die mit dem Auto anreisen, sollen zudem eine Straßengebühr zahlen. Und man will auch noch ein Limit für die Zahl der Fahrzeuge einführen, die über die Insel rollen dürfen.
Urlaub auf Mallorca: Das ändert sich bei Reisen mit dem Auto
„Mallorca kann nicht mehr verkraften”, sagt Inselpräsident Llorenç Galmés. Nicht mehr Touristen, die der spanischen Mittelmeerinsel in 2024 einen neuen Besucherrekord bescheren. Und auch nicht mehr Straßenverkehr, der auf Mallorca inzwischen so dicht und chaotisch ist wie in vielen europäischen Hauptstädten.
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Gemessen an der Zahl der Pkw pro 1000 Einwohner hat die Insel mittlerweile die höchste Fahrzeugdichte Spaniens. Das liegt auch daran, dass immer mehr Besucher ihren eigenen Wagen per Fähre mitbringen. Hinzu kommt eine gigantische Mietwagenflotte von rund 100.000 Fahrzeugen für die Touristen, die mit Flugzeug kommen.
„Wir müssen die Zahl der Autos auf Mallorca begrenzen”, sagt Galmés. Vorrang müssten die Fahrzeuge der Einwohner bekommen, also jener Menschen, die ihren ersten Wohnsitz auf der Insel haben. Für die Residenten, die ja auch ihre Kfz-Steuer auf Mallorca abführen, soll es keine Einschränkungen geben.
Wohl aber für alle, die ihre Kfz-Steuern nicht auf Mallorca zahlen. Sprich: Für Urlauber und Besitzer von Ferienimmobilien sowie Zweitwohnsitzen, die mit dem eigenen Auto anreisen – 2023 wurden 325.000 solcher Einreisen mit Kraftfahrzeugen registriert. In diesen Fällen soll künftig in der Hochsaison eine Mautgebühr fällig werden.
Baleareninsel erhebt Mautgebühr in der Hauptsaison
Auf Mallorcas kleiner Nachbarinsel, dem Naturparadies Formentera mit etwa 12.000 Einwohnern, gilt bereits eine ähnliche Regel. Auf dem Eiland, das einige der schönsten Strände am Mittelmeer hat, vervielfacht sich im Sommer die Zahl der Menschen und damit auch der Straßenverkehr.
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Deswegen wurden bereits vor Längerem strenge Beschränkungen beschlossen: Von Juni bis September, also in der Hauptsaison, dürfen nur maximal 11.500 nicht auf der Insel registrierte Motorfahrzeuge (Pkws, Motorräder und Mietwagen) zirkulieren. Zusätzlich werden pro Auto zwischen sechs und neun Euro pro Tag fällig. Aber auch wer nur übers Wochenende kommt, muss eine Mindestgebühr von 30 bis 45 Euro für die Fahrzeugnutzung zahlen.
Mit ähnlichen Limits und Mauttarifen für Besucherfahrzeuge muss demnächst auch auf Mallorca gerechnet werden. Genaue Zahlen sollen nun im Gespräch mit der Tourismusindustrie und Vertretern der Umweltverbände festgelegt werden. Dann muss der Plan, den der konservative Inselpräsident Llorenç Galmés vorlegte, noch vom Regionalparlament abgesegnet werden.
Doch die Zustimmung der Parlamentarier scheint sicher. Die rot-grüne Inselopposition signalisierte bereits Zustimmung. Nur die Mietwagenbranche dürfte nicht erfreut sein. Denn die Autovermieter müssten dann vermutlich die Zahl ihrer Fahrzeuge, die oft nicht auf der Insel zugelassen sind, reduzieren oder auch zusätzliche Gebühren abführen.
Urlaubssteuer soll ebenfalls steigen: Das ist geplant
Im laufenden Jahr erlebt Mallorca mit seinen 950.000 Einwohnern den größten Urlauberansturm seiner Geschichte. Bis Dezember werden mehr als 13 Millionen Touristen erwartet. Bereits 2023 war mit 12,5 Millionen Feriengästen ein Rekordjahr. Ein Drittel aller Besucher kommt aus dem deutschsprachigen Raum.
Der Andrang führt zu wachsenden Probleme und sozialen Spannungen. Immer wieder protestierten Einwohner in diesem Sommer gegen die negativen Folgen des Massentourismus. Zu den Auswirkungen gehört auch eine dramatische Wohnungsnot, weil immer mehr Wohnraum in Ferienapartments umgewandelt wird.
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Als weiteren Schritt gegen die Überfüllung im Sommer soll zudem die „ecotasa” genannte Urlaubssteuer steigen. Bisher beträgt sie – je nach Unterkunft und Saison – zwischen vier Euro und 0,50 Euro. Die regionale Regierungschefin der Balearischen Inselgruppe, Marga Prohens, kündigte an, dass Urlauber in der Hochsaison künftig eine höhere Übernachtungsabgabe entrichten müssen. In der winterlichen Nebensaison im Dezember, Januar und Februar soll diese Urlaubstaxe gesenkt werden. „Das Ziel dieser Maßnahme ist es, die touristischen Ströme zu lenken”, sagte Prohens.
Mit anderen Worten: Im Sommer sollen weniger und im Winter mehr Urlauber nach Mallorca kommen. „Saisonentzerrung”, heißt das neue Zauberwort auf der balearischen Ferieninsel. Diese soll nun, ähnlich wie schon die Kanareninsel Teneriffa, zum Ganzjahresziel umgestaltet werden.
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