Berlin. An Halloween gibt es kein Entrinnen vor Vampiren! Höchste Zeit die dunkle Grusel-Geschichte des weltberühmten Graf Dracula zu beleuchten.
Übernatürliche Wesen wie Geister, Dämonen oder Aliens faszinieren uns Menschen seit jeher. Da ist der schaurige Vampir-Mythos keine Ausnahme: Nur bei Dunkelheit steigen sie aus ihrem Sarg, um ihren Blutdurst zu stillen – mit Menschenblut! Vampire sind Untote, zu denen es eine Menge gruseliger Geschichten gibt. An Halloween begegnen sie uns deshalb allerorts als Deko, Kostüm oder Figuren.
Die wohl bekannteste Vampir-Figur ist Graf Dracula. Über ihn gibt es zahllose Comics, Bücher und Filme. Aber hat ein solcher Gruselgraf wirklich irgendwann mal gelebt? „Dracula gab es tatsächlich“, sagt Thomas Bohn. „Allerdings war er kein Vampir.“ Bohn muss es wissen. Er ist Professor an der Universität Gießen und kennt sich mit Geschichte bestens aus.
Auch interessant
„Draculea – Sohn des Drachen“: grausamer Fürst aus der Walachei
Der Geschichtsprofessor erklärt: In der Walachei im heutigen Rumänien gab es im 15. Jahrhundert den Fürsten Vlad III. (gesprochen: den Dritten). Dieser hatte den Beinamen „Draculea“. Das bedeutete: „Sohn des Drachen“. Vlads Vater war nämlich Mitglied im Drachenorden von Kaiser Sigismund. „Dracula war dann die Vereinfachung des Namens“, erklärt Thomas Bohn.
„Dracula war der Fürst eines kleinen, unbedeutenden Landes im Osten Europas. Er hatte viele Widersacher. Deswegen musste er seine Macht nach außen und nach innen verteidigen“, sagt der Experte. Dafür beginn Dracula unfassbar grausame Taten, die andere abschrecken sollten.
Auch interessant
Dracula: Gepfählte Leichen versetzten seine Feinde in Angst und Schrecken
Seine Gegner ließ der Fürst pfählen. Durch diese furchtbare Folter- und Hinrichtungsmethode wurden die Opfer bei lebendigem Leib auf Pfähle aufgespießt. Diese stellte der Fürst dann aus. So zeigte er: Legt euch bloß nicht mit mir an! In mindestens einem Fall soll der Fürst einer Legende nach dem qualvollen Todeskampf seiner Opfer beigewohnt haben. Angeblich saß er als „Zuschauer“ an einer reich gedeckten Tafel und ließ es sich schmecken.
Tatsächlich war er mit seiner Angst-Strategie erfolgreich im Krieg gegen die mächtigen Osmanen. Dabei handelte es sich um eine Herrscherfamilie. Sie versuchte, vom Gebiet der heutigen Türkei aus immer mehr Gebiete unter anderem in Europa zu erobern. „Mit der Ausstellung der gepfählten Leichen hat Dracula den Osmanen Angst machen können“, sagt Thomas Bohn.
Dracula: Aus Fürst wird Graf – ein Roman verändert vieles
Auf die Geschichte des grausamen Fürsten stieß ein paar Jahrhunderte später auch der irische Schriftsteller Bram Stoker (1847–1912). „Bram Stoker hat sich für Horrorgeschichten interessiert und auch gerne Reiseberichte gelesen“, weiß Professor Bohn. „In einem Bericht über Rumänien stieß er auf den Namen Dracula und mochte den Klang des Namens.“
Im Jahr 1897 erschien also Bram Stokers Roman „Dracula“. Darin übernachtet Anwalt Jonathan Harker auf Geschäftsreise im Schloss eines transsilvanischen Adligen. Harker flieht aus dem Schloss, nachdem er herausgefunden hat, dass der unheimliche Gastgeber ein Vampir ist. Der Anwalt will das Wesen töten ...
So prägte Bram Stoker unser heutiges Bild von Vampiren: blasse Gestalten mit langen Eckzähnen und hohem Gruselfaktor. Viel über den echten Dracula gewusst habe Bram Stoker nicht, sagt der Forscher. Trotzdem baute er seine Geschichte darauf auf. In dieser besitzt ein Vampir mit dem Namen Graf Dracula ein gruseliges Schloss in Rumänien.
Touristenattraktion Bran: Das Schloss des Fürsten?
Es gibt keine Beweise dafür, dass der echte Fürst Dracula auf diesem Schloss gelebt hat. Auch Schriftsteller Bram Stoker hat es nie betreten. Stoker beschreibt in seinem Roman lediglich ein Schloss auf einem Hügel, an dem ein Fluss vorbeifließt.
Vielleicht hatte Bram Stoker Bilder von Schloss Bran gesehen und sich daran orientiert. Nachweisbar ist das aber nicht. Trotzdem wird Schloss Bran heute als Dracula-Schloss beworben und lockt viele Touristen aus der ganzen Welt an.
Woher kommt unsere Faszination für Gruselgestalten?
Was wir heute durch Forscher und Wissenschaftler wissen, war den Menschen von früher noch unbekannt. Viele Dinge konnten sie sich deshalb nicht erklären. Dazu zählten zum Beispiel Krankheiten und Seuchen, die für den Tod vieler Menschen verantwortlich waren.
So mussten manchmal Dämonen und andere übernatürliche Wesen als Erklärung herhalten. Auch bei Vampiren war das so. Die Menschen glaubten, dass diese Untoten ihre Gräber verließen und die Lebenden bedrohten.
Religion spielte damals eine wichtige Rolle. Sie teilte die Welt in Gut und Böse auf. Die Menschen dachten damals: Wer als Lebender Schuld auf sich geladen hatte, der war dazu verdammt, als Untoter in einer Zwischenwelt herumzuirren.