Berlin. Viele Touristen zieht es in die Arktis. Nun baut Grönland mehrere Flughäfen und will die Wirtschaft ankurbeln, doch das hat ernste Folgen.

Fjorde, eisige Landschaften und kaum eine Menschenseele – Grönland ist für alle, die Einsamkeit suchen, ein Paradies. Doch künftig könnte sich dort einiges ändern. Im November eröffnet in der Hauptstadt Nuuk ein neuer Flughafen, der von größeren Passagier- und Frachtflugzeugen aus Europa und den USA angeflogen werden kann. Bislang landen hier nur Propeller-Maschinen. Wer auf die Insel oder runter von ihr will, muss erst in das Dorf Kangerlussuaq rund 300 Kilometer entfernt der Hauptstadt fliegen. Dort können auf einem ehemaligen US-Militärflughafen größere Jets landen und Grönland verlassen.

Die Behörden auf Grönland und in Dänemark, zu dem die Insel gehört, erhoffen sich, mit dem Flughafen in der 18.000-Einwohner Hauptstadt – und zwei weiteren geplanten Flughäfen – die lokale Wirtschaft zu fördern. Das Insel-Territorium soll weiter erschlossen werden. Güter sollen einfacher auf die Insel gelangen und der Tourismus angekurbelt werden. „Wir werden mit Sicherheit viel Tourismus und viel Veränderungen erleben“, sagte Jens Lauridsen, der das Flughafenprojekt auf der Insel leitet, gegenüber der BBC.

Tourismus in Grönland: Umweltfolgen noch kaum abzuschätzen

Ab dem 28. November sollen Direktflüge aus Dänemarks Hauptstadt Kopenhagen mit 300 Passagieren an Bord starten. Im Sommer 2025 eröffnet United Airlines die Verbindung Nuuk – New York. Nachfrage gibt es schon jetzt. Das Interesse an der Arktis nimmt bei Touristen seit geraumer Zeit zu. Zwar gingen die Besucherzahlen während der Corona-Pandemie vorübergehend zurück, doch inzwischen reisen rund 140.000 Menschen jährlich nach Grönland.

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Wunschtraum im Hochsommer – Eisberg mit Pool. Gesehen im Prinz Christian Sund auf Grönland. © privat | Dr. Horst Körner, Braunschweig

Was Touristen besonders freuen dürfte: 2026 soll in der beliebten Stadt Ilulissat, 560 Kilometer nördlich von Nuuk, bereits der nächste Flughafen eröffnen. Der Ort ist bekannt für gigantische Eisberge, die unmittelbar vor der Küste im Wasser treiben. Als Drittes soll ein Regionalflughafen in Qaqartoq folgen, einer größeren Gemeinde im Süden der Insel.

Grönland beherbergt wertvolle Rohstoffe – Abbau könnte Idyll zerstören

Die Bauvorhaben sollen zusammen rund 800 Millionen Dollar kosten. Allein für den Hauptstadt-Flughafen wurden laut einem BBC-Bericht sechs Millionen Kubikmeter Gestein abgetragen und planiert. Die Umweltfolgen des wachsenden Tourismus sind noch kaum einzuschätzen.

Doch in den nächsten Jahrzehnten könnte das Natur-Idyll Grönland ohnehin schwinden. Denn das Land ist reich an Bodenschätzen. Öl, Eisen und seltene Erden werden durch den Klimawandel und das schmelzende Eis zugänglich. Sie locken Unternehmen und Regierungen an – Donald Trump bot sogar an, die Insel zu kaufen. Und auch die EU mischt mit. Dagegen regt sich zwar immer wieder Widerstand der Bevölkerung, doch es scheint schon jetzt ausgemacht, dass sich am Ende die wirtschaftlichen Interessen gegenüber etwaigen Umweltbedenken durchsetzen werden.