Prag. Anwohner und Stadtrat haben genug vom exzessiven Sauftourismus in Prag. Ein neues Verbot soll dem nun Grenzen setzen. Ab wann es gilt.

Bunte Barockgebäude, gotische Kirchen, die berühmte Karlsbrücke, aber vor allem unfassbar günstiges Bier – dafür ist Prag, die Hauptstadt der Tschechischen Republik weltweit bekannt. Der Alkohol und seine Folgen sorgen dauerhaft für nächtliche massive Lärmbelästigungen, denn Gruppen von teils hunderten Betrunkenen taumeln oft noch morgens durch die Straßen. Grund dafür sind die geplanten Sauftouren von Reiseveranstaltern, die oft spätabends starten und nicht selten auch die ganze Nacht dauern.

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Seit Jahren prangern die Bewohnerinnen und Bewohner der beliebten Metropole den exzessiven Sauftourismus in ihrer Stadt an. Sie starteten Initiativen gegen die erheblichen Lärmbelästigungen. Ein Anwohner sei Anfang des Jahres sogar in den Hungerstreik getreten, um zu protestieren. Nun reicht es den Pragern endgültig. Nachdem sie Klage bei der Stadt eingereicht hatten, hat der Stadtrat reagiert: Zwischen 22 Uhr und 6 Uhr morgens soll es zukünftig nicht mehr möglich sein, geführte Kneipentouren zu veranstalten, das berichtet die Tagesschau.

Sauftourismus in Prag: Ab wann das Verbot gilt

Besonders häufig fallen großen Gruppen von Sauftouristen aus Großbritannien und Amerika negativ auf. Sie kommen nur nach Prag, um sich möglichst billig zu betrinken. Auch für Junggesellenabschiede ist die geschichtsträchtige Stadt aufgrund seines konkurrenzlos günstigen Bieres ein beliebtes Ausflugsziel – leider weniger wegen der kulturellen Sehenswürdigkeiten.

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Das neue Verbot tritt ab November in Kraft und soll die sogenannten „Pub Crawls“ unterbinden. Dabei handelt es sich um geführte Kneipentouren, an denen für die Zahlung eines Fixpreises teilgenommen werden darf. Unter der Leitung eines Reiseführers besuchen oft große Gruppen von Touristen mehrere Kneipen nacheinander und werden vom Reiseführer zum Trinken animiert. Diese Veranstaltungen sind in der Vergangenheit am häufigsten negativ aufgefallen, heißt es als Begründung seitens des Prager Stadtrates.

Veranstalter haben kein Verständnis

Anbieter der beliebten „Pub Crawls“ haben kein Verständnis für die neue Regelung. Denn gerade Touristengruppen, die ohne Begleitung eines Reiseführers Kneipen abklappern, würden viel mehr Lärm verursachen als solche, die in Begleitung unterwegs wären.

Die Kommunalbehörden Prags werben nur noch ausschließlich für „kultivierten Tourismus“ und wollen „wohlhabendere Touristen“ ansprechen. Die Innenstadt hätte mit zahlreichen Theatern, Cafés, Galerien und Restaurants so viel mehr zu bieten, als nur billiges Bier, begründet Jiri Pospisil, einer von Prags Vize-Bürgermeistern, das Vorhaben in einem Statement.

Bier in Prag teils billiger als Wasser

7,5 Millionen Menschen reisten 2023 in die tschechische Hauptstadt, welche zu einer der meistbesuchten Städte Europas zählt. Auch beim Bierkonsum macht sich das bemerkbar, denn auch hier ist Tschechien mit 128 Litern pro Kopf weltweit Spitzenreiter. Einer der Gründe dafür ist sicherlich, dass das Bier in einigen Gaststätten immer noch billiger als Wasser ist. Zum Vergleich: Die Deutschen trinken „nur“ rund 90 Liter pro Kopf.

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Marken wie Pilsner Urquell, Staropramen und Budweiser zählen zu den beliebtesten Sorten des in Prag einheimischen Lagerbiers. In der Prager Altstadt, die zum Unesco-Welterbe gehört, bieten viele Kneipen dieses Bier zu einem Preis von unter drei Euro für einen halben Liter an.

Einen Einbruch beim Bierverkauf befürchte Vaclav Starek, der Chef des tschechischen Hotel- und Gaststättenverbands, durch das neue Verbot allerdings nicht, teilte er mit. Schließlich werde es „niemandem verboten, in eine Kneipe zu gehen“, sagte er der Nachrichtenagentur AFP. Die organisierten nächtlichen Kneipentouren hingegen „braucht niemand“.