Köln. Ein Unbekannter schoss in der vergangenen Nacht auf ein Uhrengeschäft in Köln-Niehl. Die Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen.
In der Nacht ist auf ein Uhrengeschäft in Köln-Niehl geschossen worden. Nach ersten Erkenntnissen der Polizei hatte ein Unbekannter um kurz nach 4 Uhr mehr als 20 Schüsse aus einer mutmaßlich vollautomatischen Waffe auf die Fassade des Gebäudes an der Friedrich-Karl-Straße abgegeben und war anschließend geflüchtet. Verletzte Personen gibt es nicht. Die Polizei sperrte den Bereich am Morgen weiträumig ab und sicherte Spuren. Vor dem Gebäude wurden Patronenhülsen sichergestellt.
Die Staatsanwaltschaft und Polizei Köln ordnen die Tat Streitigkeiten im Bereich der organisierten Kriminalität zu. Die Behörden bitten um Zeugenhinweise unter der Telefonnummer 0221 229-0 oder per E-Mail an poststelle.koeln@polizei.nrw.de.
Immer wieder Schüsse und Explosionen in Köln
Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln zurzeit zu einer Serie von Sprengungen, die Köln zuletzt erschütterten. In der vergangenen Woche gab es in der Stadt zwei Explosionen in der Innenstadt. Eine ereignete sich am Mittwochmorgen vor einem Modeladen in der Ehrenstraße, Zeugen sahen einen etwa 1,80 Meter großen Mann davonlaufen. Ein weiterer Brandsatz explodierte am Montagmorgen am Hohenzollernring vor einer Diskothek. In diesem Fall hatte der mit einem Kapuzenpullover bekleidete Tatverdächtige vermutlich eine Einkaufstüte mit Brandbeschleuniger vor dem Fenster einer Disco abgestellt und angezündet.
Wenige Tage zuvor hatten Unbekannte auf ein Mehrfamilienhaus am Grenzhausener Weg im Kölner Stadtteil Humboldt-Gremberg geschossen. Die Polizei dokumentierte zwei Einschusslöcher in der Glasscheibe und einen Treffer am Klingelschild. Die unheimliche Schuss-Serie begann bereits Ende Juli. In der Nacht auf den 27. Juli 2024 wurden mehrere Fensterscheiben eines Hochhauses an der Alten Brühler Straße in Köln-Meschenich (Kölnberg) mutmaßlich durch Schüsse beschädigt. Gut einen Monat später – in der Nacht zum 29. August 2024 – wurden an einem Haus an der Servatiusstraße in Köln-Ostheim mehrere Einschusslöcher an der Hauswand, in den Fenstern und auch in der Eingangstür entdeckt.
„Wir stehen hier als Polizei Köln aktuell vor großen Herausforderungen durch beispiellose Fälle der Gewalt und Schwerkriminalität, die es bis dato in Köln so noch nicht gegeben hat“, sagte der Chef der Kölner Kriminalpolizei, Michael Esser, am Donnerstag. Mehr als 60 Ermittlerinnen und Ermittler bearbeiteten den Komplex.
Kriminalität in Köln: Konflikt zwischen Mocro Mafia und Clans
Hintergrund der Taten sind demnach Auseinandersetzungen unter Banden. Seit diesem Sommer tobt ein Konflikt zwischen der Mocro Mafia und Tätern aus dem deutsch-arabischen Clanmilieu. „Es gibt offensichtlich im Milieu offene Rechnungen, die noch beglichen werden“, sagte Esser. Eine dieser offenen Rechnungen bezieht sich laut Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer auf das Verschwinden von schätzungsweise 300 Kilogramm Cannabis. Die Gruppierung, die um diese Drogen geprellt worden sei, versuche nun, das Cannabis zurückzubekommen oder Schadenersatz zu erhalten. In diesem Kontext seien auch zwei Geiselnahmen von Ende Juni/Anfang Juli in Hürth bei Köln und im Kölner Stadtteil Rodenkirchen zu sehen.
Die Mocro Mafia ist bekannt für brutale Morde, Bombenanschläge und Drogengeschäfte. In den Niederlanden wächst der Einfluss der Mocro Mafia seit Jahren stetig. Mittlerweile weitet sie ihre Aktivitäten zunehmend auf Deutschland, insbesondere auf Nordrhein-Westfalen, aus.
fmg/dpa