Berlin. Der 77-jährige Ex-Gouverneur und Filmstar erhält die Auszeichnung der Hertie School in Berlin. Was ihm der Doktortitel bedeutet.

„Dear Arnold“, sagt Robert Habeck, Bundeswirtschafts- und Klimaschutzminister in seiner Laudatio auf Arnold Schwarzenegger. „Vielen Dank, dass ich das hier machen darf“, fährt er auf Englisch fort und wirkt ob des Gastes fast ein wenig eingeschüchtert, der in diesem Moment in der Hertie School in Berlin Platz genommen hat. Es ist niemand geringeres als Arnold Schwarzenegger. Filmlegende, ehemaliger Gouverneur von Kaliforniern und Bodybuilder. Er erhält die Ehrendoktorwürde der privaten Hochschule für sein Engagement für Klimaschutz und politische Teilhabe.

„Wenn du 77 Jahre auf der Welt bist, bekommst du eine Menge Auszeichnungen, Trophäen, Medaillen und Ehrungen. Aber die heutige ist ohne jeden Zweifel die Neueste“, sagt Arnold Schwarzenegger und der voll gequetschte Saal in der Friedrichstraße lacht lauthals. Neben vielen Studierenden sitzen im Publikum Schauspiel- und Bodybuilding-Kollege Ralf Moeller, Ex-Fußballprofi Arne Friedrich, Pianist Igor Levit, die BossHoss-Musiker Alec Völkel und Sascha Vollmer.

Arnold Schwarzenegger erklärt in Berlin sein Erfolgsrezept

Schwarzenegger, der es in seinem Leben vom einfachen Jungen aus der Steiermark erst zum Mister Olympia, der höchsten Auszeichnung im Bodybuilding, dann zum Filmstar und von 2003 bis 2011 zum republikanischen Gouverneur von Kalifornien gebracht hat, setzt an, sein Erfolgsgeheimnis zu erklären. Was folgt, ist keine Grundsatz-, sondern eher eine Motivationsrede. Der gebürtige Österreicher, der den amerikanischen Traum für sich wahr gemacht hat, ist im Herzen offenbar ganz der Sportler geblieben.

Als er anfing zu trainieren und es sein größter Wunsch war, bester Bodybuilder der Welt zu werden, hatte er nur eine Grundausstattung an Trainingsgeräten, die auch noch gerostet haben. Doch Mentoren hätten ihm geholfen, die Person zu werden, die er sein wollte. „Wenn du Menschen wissen lässt, dass du Hilfe brauchst, werden sie helfen“, sagt er. So brauchte er beim Bankdrücken jemanden, der aufpasste, dass er sich mit den Gewichten nicht selbst die Luft abschnürte. Er fragte – und schon hatte er einen Trainingspartner und seinen ersten Förderer. Schließlich liebe der Mensch die Gemeinschaft, egal ob beim Sport oder zum Abendessen.

Warum der Klimaschützer weiter die Republikaner unterstützt

Schwarzenegger, weiterhin muskulös gebaut und mit dickem Totenkopfring an der rechten Hand, betont jedoch auch die Bedeutung von Eigenverantwortung: „Ich bin für mich verantwortlich. Ich habe es in der Hand, stärker und schlauer zu werden“, sagt er. In den USA habe er acht Jahre für seinen Uni-Abschluss gebraucht, während er nebenher auf dem Bau gearbeitet und fünf Stunden am Tag trainiert habe. „Ich habe nicht danach gefragt, ob der Staat meine Studiengebühren bezahlen kann.“ Wichtig sei eine Vision, wo man hinwolle. „Ohne die werden Menschen depressiv und müssen Pillen nehmen“, ist Schwarzenegger überzeugt.

Aussage wie diese sind es, die deutlich machen, warum der 77-Jährige seine politische Heimat weiter bei den Republikanern sieht. „Ich werde alles in meiner Macht liegende tun, die Partei wieder zu dem zu machen, was sie einmal war“, so der Ex-Gouverneur.

Arnold Schwarzenegger (li.) mit Vizekanzler Robert Habeck in der Hertie School in Berlin-Mitte.
Arnold Schwarzenegger (li.) mit Vizekanzler Robert Habeck in der Hertie School in Berlin-Mitte. © Getty Images | Sean Gallup

Von seinen Mentoren, zu denen er auch den südafrikanischen Friedensnobelpreisträger und späteren Präsidenten Nelson Mandela zähle, habe er jedoch auch gelernt, wie wichtig es sei, Dinge zurückzugeben. „Am glücklichsten war ich nicht, als ich Mr. Universe wurde, einen Stern auf dem Hollywood-Boulevard bekommen oder Millionen von Dollar verdient habe. Am glücklichsten war ich, wenn ich etwas zurückgegeben habe“, sagt Schwarzenegger. Das habe er verstanden, als er auf ehrenamtlicher Basis Menschen mit geistiger Beeinträchtigung für die Special Olympics im US-Bundesstaat Wisconsin trainiert habe.

„Ich habe es durch Amerika geschafft“, sagt er. Dafür wolle er sich revanchieren. Bei seinem Land, aber auch seiner Partei. „Darum setze ich meine Arbeit für den Umweltschutz, Gesundheitsfürsorge, Bildung und obdachlose Menschen fort“, so Schwarzenegger. Durch Umweltverschmutzung sterben sieben Millionen Menschen im Jahr, betont der ehemalige Politiker. Klimawandel sei ein Problem, die toten Menschen aber das viel größere. „Die Welt ist wie ein Körper“, sagt er. Je mehr man auf sie achte, desto besser komme sie in Form.

Und um das zu erreichen, sei Zusammenarbeit der Schlüssel. Als Gouverneur habe er deswegen nicht nur die Kompetenz republikanischer Mitarbeitender nutzen wollen, sondern auch gezielt auch Demokraten in seine Verwaltung geholt. „Ich wollte das Wissen von 100 Prozent der Kalifornier“, sagt er und feilt damit weiter an seiner Legende.

Habeck lobt Schwarzeneggers Engagement für Wirtschaft und Klimaschutz

Für Vizekanzler Robert Habeck macht das Arbeiten über Parteigrenzen hinweg Schwarzenegger zum Vorbild. Sein Lebensweg sei der gelebte Beweis, dass er bereit sei, Perspektiven zu wechseln und den Wandel zu begrüßen, so der Grünen-Politiker in seiner Laudatio. Sein politisches Wirken der Beleg, dass wirtschaftliches Wachstum und Klimaschutz zusammenpassen. „Auf der Leinwand waren Sie Conan der Barbar“, sagt er mit Bezug zu Schwarzeneggers internationalem Durchbruch als Schauspieler. „Als Person stehen Sie für Anstand und Kompromiss.“ Er sei ein „Charakter mit Charakter“.

Cornelia Woll, Präsidentin der Hertie School, begründet die Verleihung der höchsten Auszeichnung der Hochschule mit Schwarzeneggers „wegweisender Arbeit, bei der er über Parteigrenzen hinweg den Schwerpunkt auf politische Teilhabe, Klimaschutz und evidenzbasierte Entscheidungsfindung“ gelegt habe. Sein Engagement für den Umweltschutz, zivilgesellschaftliches Engagement und seine innovative Politik hätten bis heute großen Einfluss auf die weltweite Diskussion über den Klimawandel, so die Professorin. Sein Werdegang stehe dabei für Führungsverantwortung, Internationalität und Praxisorientierung. Es ist erst die zweite Ehrendoktorwürde, die die private Bildungseinrichtung verleiht und die erste, die an eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens geht.