Berlin. Bei einer Razzia befreite die Polizei 402 Kinder und nahm 171 Verdächtige fest. Die Kinder sollen schweren Missbrauch erlitten haben.

Die malaysischen Behörden haben am Mittwoch bei Razzien 402 Kinder und Jugendliche aus 20 sogenannten Wohltätigkeitsheimen befreit. Die Kinder im Alter zwischen einem und 17 Jahren sollen verschiedene Formen des sexuellen Missbrauchs erlitten haben. Das sagte Polizei-Generalinspektor Razarudin Husain auf einer Pressekonferenz.

Die Polizei nahm 171 Verdächtige fest. Unter den 66 Männern und 105 Frauen befänden sich auch Religionslehrer und Hausmeister, sagte Razarudin. Die Heime sollen von der Global Ikhwan Group (Gisb) betrieben worden sein, einer islamischen Unternehmensgruppe.

Malaysia: Kinder erlitten schweren Missbrauch in Heimen

Die Kinder wurden nicht nur von den Betreuern sexuell missbraucht, sondern auch gezwungen, sich gegenseitig in den Einrichtungen zu missbrauchen, sagte Razarudin in der im Fernsehen übertragenen Pressekonferenz. „Die Kinder, die krank waren, durften keinen Arzt aufsuchen, bis ihr Zustand kritisch wurde“, so Razarudin weiter. Einige kleine Kinder wurden demnach auch mit heißen Löffeln verbrannt, etwa wenn sie Fehler machten. Die mutmaßlichen Täter sollen behauptet haben, dies seien religiöse Praktiken. Die Kinder würden vorübergehend in einem Polizeizentrum in der Hauptstadt Kuala Lumpur untergebracht und ärztlich versorgt.

Erste Ermittlungen ergaben, dass viele Kinder von ihren Eltern in diesen Heimen untergebracht wurden, damit sie eine religiöse Erziehung erhalten. Das berichtet die staatliche Nachrichtenagentur Bernama.

Islamische Unternehmensgruppe bestreitet die Vorwürfe

Die Razzien erfolgten wenige Tage, nachdem die Polizei eine Untersuchung gegen die Global Ikhwan Group wegen Kinderausbeutung eingeleitet hatte. Die Polizei bestätigte, dass zwischen den beiden Fällen ein Zusammenhang besteht.

In einer Erklärung am späten Mittwochabend wies Gisb die Vorwürfe zurück und erklärte, dass es die Wohltätigkeitsheime nicht verwalte. „Es gehört nicht zu unserer Politik, Handlungen zu planen und auszuführen, die gegen islamische und nationale Gesetze verstoßen“, schrieb das Unternehmen und fügte hinzu, dass es eine Untersuchung verlangen werde.

Gisb hat Hunderte von Unternehmen in 20 Ländern, die in verschiedenen Sektoren tätig sind – etwa im Gastgewerbe, der Lebensmittelindustrie und im Bildungswesen. Die Gruppe wurde in der Vergangenheit mit der inzwischen aufgelösten religiösen Sekte Al-Arqam in Malaysia in Verbindung gebracht, welche die malaysische Regierung 1994 verboten hatte. Gisb räumte diese Verbindung ein, bezeichnet sich aber mittlerweile als islamische Gruppe, die auf muslimischen Praktiken basiere.