Berlin. Trauer um Caterina Valente: Sie stand von Kindesbeinen an auf der Bühne und bezauberte Nachkriegsdeutschland mit ihrem Charme.
Für sie, so schien es, war die Showtreppe erfunden worden: Wenn Caterina Valente in ihren funkelnden Kleidern hinabstieg, dann hat Glanz und Glamour das Wohnzimmer erreicht. Mitten in die Zeit des braven Schlagers der 50er-Jahre sang sie ihr „Wo meine Sonne scheint“ mit einem solchen Schmelz, solcher Hingabe, dass plötzlich jeder Calypso im Blut zu haben schien. Nun ist „Caterina, die Große“ am Montag im Alter von 93 Jahren friedlich in ihrem Haus in Lugano in der Schweiz gestorben, wie ihr Pressesprecher Günther Huber der Deutschen Presse-Agentur unter Berufung auf ihre Söhne mitteilte.
Diese Frau hatte einst das deutsche Entertainment auf den Kopf gesellt: Caterina Valente wurde in einer Zeit, als das Showbusiness noch ein „Schaugeschäft“ hieß, zur Ikone des deutschen Wirtschaftswunders. Man bedenke: Damals standen Lieder wie „Wer soll das bezahlen“ in den deutschen Charts. Dass sie das Kind einer italienischen Artistenfamilie war, glaubte man sofort: Sie stand nicht starr und sang brav ihr Lied. Nein, sie tanzte, sie gestikulierte, sie kullerte mit den Augen, sie bog sich, sie drehte sich. Man möchte sagen: Sie tanzte mit Händen und Füßen.
Dass manche sich die Augen rieben, war auch klar: Das „Gehüpfe“ war ein Bruch mit den Sehgewohnheiten. Eine Rebellion, selbst so niedliche Songs wie „Tschau-tschau, Bambina“ (1959). Ihre Melodien klangen eingängig und dennoch auf eine Weise frech. Es war das Jazz-Element, was einigen Ohren zunächst fremd war. Aber genau dieser Musikstil hatte es ihr angetan.
Caterina Valente schuf mit ihren Liedern Evergreens
„Meine erste Liebe war Jazz. Ich habe Jazz kennengelernt, auch von zu Hause aus, denn meine Mutter war ein Jazzfan und kannte fast alle drüben“, erzählte sie in einem Interview. Sie sei mit Duke Ellington aufgewachsen, mit Sidney Bechet, mit Armstrong und mit einer Frau, die sie gänzlich inspiriert hatte: die legendäre Billie Holiday. „Als ich sie zum ersten Mal gehört habe, habe ich geweint. Ich muss fünf gewesen sein, und da habe ich schon gewusst: Ich werde Sängerin.“
Und das wurde sie: Sie schuf wahre Evergreens, mancher kann sie heute noch aus dem Stand singen: „Ganz Paris träumt von der Liebe“. Mit diesem Song gelang ihr 1954 der Durchbruch in Deutschland und ein Millionenerfolg. Auch „Itsy Bitsy Teenie Weenie Honolulu Strandbikini“ wurde zum Mega-Hit. Ihre Energie, ihre Kraft, ihre Wandelbarkeit – alles an ihr schien grenzenlos. Sie sang auf Deutsch, Italienisch, Französisch, Englisch und in vielen anderen Sprachen. Sie sang Chansons, Jazz und Schlager.
Die Show, die lag ihr einfach im Blut. Noch vor ihrem fünften Geburtstag sang sie das französische Kinderlied „Papa n‘a pas voulu“ bei einem Auftritt mit ihrer Zirkusfamilie in Stuttgart. Bis nach dem Zweiten Weltkrieg trat die Familie gemeinsam auf. Dann startete Caterina durch, zuerst mit ihrem Bruder Silvio Francesco. Ihre Platten liefen auch in Tanzschulen. Keine Rumba ohne „Quando, Quando, Quando.“
Mit Peter Alexander wurde Caterina Valente zum Fernsehtraumpaar
Ihr Durchbruch in Deutschland brachte Fernweh und Sehnsucht in die Wohnzimmer: „Ganz Paris träumt von der Liebe“, 1954. Damals war sie in erster Ehe mit einem deutschen Jongleur verheiratet. Ihr Song wurde zu einem Millionenerfolg. Ihr wurde der rote Teppich ausgerollt: Sie bekam 1957 die erste Personalityshow Deutschlands, „Bonsoir, Kathrin“. Und mit Entertainer Peter Alexander wurde sie bald zum Fernsehtraumpaar.
Dann ging es rapide weiter: Sie sang in Paris, trat schon 1955 im US-Fernsehen auf und hatte mit „The Breeze and I“ einen Welthit. Valente trat allein neunmal in der „Dean Martin Show“ auf und bekam eine eigene Fernsehshow in den USA. Sie holte riesige Einschaltquoten in Italien und feierte auch in Großbritannien Erfolge. Nach Frank Sinatra gilt sie als Entertainerin mit den weltweit meisten Fernsehauftritten. Ihr „Bossa Nova“-Duett mit Dean Martin ist ein Klassiker.
„Im Großen und Ganzen bin ich mit meiner Arbeit sehr zufrieden“
Lang ist es her. Und für viele ist ihr Name heute nicht einmal mehr ein Begriff. Um die Valente war es längst still geworden. Schon zu ihrem 90. Geburtstag vor dreieinhalb Jahren gab es weder eine Hommage noch eine Wiederholung ihrer alten Shows, sie war da bereits zum großen Teil in Vergessenheit geraten.
„Natürlich macht sich mein Alter bemerkbar“, sagte Valente vor knapp fünf Jahren in einem Gespräch mit ihrem Pressesprecher. Aber sie fasziniere, wie die Ärzte heute solche Wehwehchen beseitigten, sodass auch im Alter ein gutes Leben möglich sei. Dass sie ein Megastar mit einer unvergleichlichen Weltkarriere war? „Ich habe alles gemacht, was ich machen wollte, einiges besser, anderes schlechter, wie jeder, glaube ich – aber im Großen und Ganzen bin ich mit meiner Arbeit sehr zufrieden“, so ihr Fazit.
Aufhebens hat die Welt von ihr gemacht. Sie selbst wollte es am Ende ruhig. Bei ihrem Tod waren ihre zwei Söhne dabei, wie die Agentur der Künstlerin mitteilte. Demnach starb Valente am Montag und wurde auf ihren Wunsch hin in strikter Privatsphäre bereits beigesetzt — weitere Zeremonien und Gedenkfeiern soll es nicht geben. Adieu, Caterina, du Große.