Rom. Ein Pizzabäcker in Neapel hat mit einer neuen Kreation einen Shitstorm geerntet. Welche abenteuerliche Zutat bei ihm auf der Pizza landet.
Die Italiener sind stolz auf ihre gastronomische Tradition. Sie bestehen darauf, die beste Küche der Welt zu haben und wollen diese verteidigen. Speziell in Neapel ist Pizza eine ernste Angelegenheit. Gino Sorbillo, einer der bekanntesten Pizzabäcker der Stadt, hat nun ein regelrechtes Sakrileg begangen – und Pizza mit Wassermelone auf seine Speisekarte gesetzt.
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In einem Video auf Instagram stellte Sorbillo seine neue Kreation vor: So zeigt er zusammen mit einem Kollegen stolz, wie er Pizza mit einer großen Scheibe Wassermelone belegt. Schon in den vergangenen Monaten hatte der Neapolitaner mit Ananas und Banane experimentiert. Kritiker werfen ihm eine Marketingkampagne zugunsten ausländischer Touristen vor, andere beschuldigten ihn, die neapolitanische Tradition mit Füßen zu treten.
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„Pizza mit Früchten, das ist keine Pizza mehr!“, kommentierte ein irritierter User auf Instagram. „Lieber tot als Wassermelone auf der Pizza“, lautete ein weiterer empörter Aufschrei. Die wohl bissigste Bemerkung: „Wie können wir uns denn jetzt noch über die Amerikaner aufregen?“
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Bereits vor einem Jahr war Sorbillo ins Kreuzfeuer geraten, weil er Pizza mit Ananas auf die Speisekarte gesetzt hatte. Die in den USA beliebte Pizza-Hawaii wird von den Italienern als kulinarische Sünde betrachtet. Der experimentierfreudige Sorbillo sieht die Lage aber anders. „99 Prozent der Leute, die Pizza mit Ananas scheußlich finden, haben sie doch noch nie probiert“, meinte Sorbillo, der Lokale in Mailand, Genua, Turin, New York, Miami und Tokio betreibt.
Der Neapolitaner des Jahrgangs 1974 betreibt gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Toto im Haus Nummer 32 der zentralen via dei Tribunali die ursprüngliche „Sorbillo“-Pizzeria. Sein Restaurant im historischen Zentrum Neapels, das er in dritter Generation führt, ist weltbekannt und bei Prominenten aus dem In- und Ausland sehr beliebt. Das Mutterhaus der berühmten Pizzabäcker-Familie wurde 1935 von Luigi Sorbillo und dessen Ehefrau Carolina Esposito eröffnet. Die Großeltern von Gino Sorbillo waren nicht nur als Wirtsleute erfolgreich, sondern auch als Gründer einer Dynastie: Alle ihre 21 Kinder seien ihrerseits Pizzaioli geworden, heißt es.
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Sorbillo gilt eigentlich als Verfechter der klassischen Pizzatradition. Er setzte sich dafür ein, dass die „Kunst des neapolitanischen Pizzabäckers“ 2017 in die Unesco-Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen wurde. „Pizza“ ist laut einer Studie das weltweit bekannteste italienische Wort – noch vor „Spaghetti“. Der Legende nach wurde 1889 in Neapel die erste Pizza gebacken. Die einfache Pizza Margherita ist neben der Pizza Marinara die beliebteste Variante der Neapolitaner.