Berlin. Weltweit werden erhebliche Ernteeinbußen verzeichnet. Der Grund: Bestäubermangel. Doch nicht alle Pflanzen sind gleich stark betroffen.
Verlust von Lebensräumen, Pestizide und Klimawandel – Bestäubende Insekten wie Bienen und Schmetterlinge gehen weltweit immer mehr zurück. Dabei benötigen 88 Prozent aller blühenden Pflanzen und 76 Prozent der weltweit führenden Nahrungspflanzen bei ihrer Fortpflanzung Hilfe von Bestäubern. Das führt zu erheblichen Ernteeinbußen, wie eine neue Studie enthüllt.
Dafür analysierten Forscher um Katherine Turo von der Rutgers University in New Jersey zunächst die Ernteerträge von mehr als 1500 Feldern in 27 Ländern und auf sechs Kontinenten. Die Forscher verglichen diese Daten mit etwa 200.000 globalen Beobachtungen von Interaktionen zwischen Pflanzen und Bestäubern.
Dadurch konnten sie ermitteln, ob der Rückgang der Ernte eines Feldes tatsächlich auf den Rückgang der dort ansässigen Bestäuber zurückzuführen ist. Dieses Phänomen wird als „Bestäuberlimitierung“ bezeichnet, wenn Nutzpflanzen aufgrund unzureichender Bestäuberzahlen nicht ihr maximales Ertragspotenzial erreichen können.
Forscher mit erstaunlichem Ergebnis: Bis zu 61 Prozent weniger Ertrag
Die untersuchten Felder produzierten demnach 28 bis 61 Prozent weniger Obst und Gemüse als sie eigentlich sollten. Betroffen waren 25 Arten von Kulturpflanzen, am häufigsten Heidelbeeren, Kaffee und Äpfel.
Wie stark eine Pflanze unter dem Rückgang der Bestäuber leidet, hängt davon ab, ob sie bei der Fortpflanzung alternative Methoden nutzen kann. Zum Beispiel können Kaffeepflanzen sich durch den Wind bestäuben, auch wenn keine Bestäuber vorhanden sind. In diesem Fall würde die Ernte jedoch um 10 bis 40 Prozent geringer ausfallen. Im Gegensatz dazu sind Mandelbäume stark auf Bestäuber angewiesen, und ohne sie könnte der Ertrag um bis zu 90 Prozent sinken.
Es gibt jedoch auch Nutzpflanzen, die keinerlei Bestäuber benötigen, um sich fortzupflanzen. Dazu zählen Weizen und Reis, die daher auch ohne Bestäuber keine Ernteeinbußen erleiden würden.
Forscher empfehlen: Vielfalt an Bestäubern steigert Erträge erheblich
Landwirte sollten auf eine Vielzahl von Bestäubern achten, wenn sie hohe Erträge bei bestäuberabhängigen Pflanzen erzielen wollen, empfehlen die Forscher. Turo und ihr Team zeigen, dass eine höhere Anzahl von Bestäubern die Erträge erheblich steigern kann: Bei 14 Bienen pro Stunde auf einem Feld mit 100 Sonnenblumen kann die Ernte um 55 Prozent steigen. Bei Himbeeren, Kaffee und Äpfeln kann die Ernte sogar um bis zu 125 Prozent zunehmen.
Turo sieht darin eine Chance: „Wir hoffen, dass wir durch kontinuierliche Investitionen in das Bestäubermanagement und die Forschung die Effizienz unserer Anbauflächen verbessern und so den Nährstoffbedarf der Weltbevölkerung decken können.“ Sollte die Zahl der Bestäuber jedoch weiter sinken, trotz aller Bemühungen, könnte dies jedoch erhebliche Unsicherheiten für die weltweite Lebensmittelversorgung mit sich bringen.