Berlin. Ein 39 Jahre alter Mediziner soll vier Seniorinnen getötet haben. Um seine Taten zu vertuschen, legte er in den Wohnungen Feuer.

Unfassbarer Verdacht gegen einen Arzt eines Berliner Pflegedienstes: Gegen den Palliativmediziner wurde Haftbefehl erlassen. Die Berliner Staatsanwaltschaft wirft dem 39-Jährigen Totschlag in vier Fällen, ein Fall der vollendeten und drei Fälle der versuchten besonders schweren Brandstiftung vor. Nach Informationen dieser Zeitung soll der Palliativarzt als freiberuflicher Mediziner im Auftrag verschiedener Pflegedienste gearbeitet haben.

Er wird verdächtigt, zwischen dem 11. Juni und dem 24. Juli vier in der Betreuung des Pflegedienstes stehende Patientinnen auf bislang noch unbekannte Weise getötet und anschließend in deren Wohnungen Feuer gelegt zu haben, um diese Tötungen zu vertuschen, hieß es in einer Mitteilung der Staatsanwaltschaft. Die Festnahme des Mannes und die Vorführung vor einen Haftrichter erfolgten bereits am Dienstag. Seither sitzt der 39-Jährige in Untersuchungshaft. Zum Motiv machte die Staatsanwaltschaft zunächst keine Angaben.

„Wie üblich, hat ein Branddezernat des Landeskriminalamts die Ermittlungen nach den Bränden übernommen“, sagte der Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft, Sebastian Büchner, der Berliner Morgenpost. „Im Rahmen dieser Ermittlungen fiel auf, dass immer der gleiche Arzt die Patientinnen kurz vor den Bränden besucht hatte.“ Nach Angaben der Staatsanwaltschaft würde es bislang keine Anhaltspunkte für Raubtaten geben. Die Leichen der Getöteten befinden sich derzeit in der Gerichtsmedizin.

Die Taten im Einzelnen:

Am 11. Juni soll der Verdächtige in der Niemetzstraße im Berliner Bezirk Neukölln eine 87-jährige Frau getötet und anschließend deren Wohnung in Brand gesetzt haben. Nach Eintreffen der Feuerwehr gelang es den Rettungskräften zunächst, die Frau zu reanimieren. Kurze Zeit später verstarb die Seniorin jedoch im Krankenhaus. Die Frau war bereits bestattet worden. Ihr Leichnam wurde am Dienstag exhumiert.

Einen guten Monat darauf, am 8. Juli soll der Arzt dann eine 76-Jährige in deren Wohnung im Michael-Bohnen-Ring in Neukölln getötet haben. Sein Versuch einer anschließenden Brandlegung soll dann allerdings missglückt sein, da das Feuer eigenständig erlosch. Als er dies bemerkte, soll er noch Angehörige der Frau informiert und behauptet haben, dass er vor deren Wohnung stünde und auf sein Klingeln niemand reagiere.

Nur eine Woche später suchte der Mann offenbar sein nächstes Opfer: Am 15. Juli, soll der Beschuldigte eine 94-Jährige in ihrer Wohnung in der Silbersteinstraße in Neukölln getötet und anschließend ein Feuer in ihrer Küche gelegt haben.

Nochmals eine Woche später, am 24. Juli soll der Arzt dann eine 72 Jahre alte Seniorin in der Neuen Krugallee im Treptower Ortsteil Plänterwald getötet und anschließend ein Feuer in der Wohnung gelegt haben.

In Berlin soll ein Palliativmediziner vier Frauen getötet und dann Feuer gelegt haben.
In Berlin soll ein Palliativmediziner vier Frauen getötet und dann Feuer gelegt haben. © Berliner Feuerwehr | Berliner Feuerwehr

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Wohnungen der Opfer in Mehrfamilienhäusern: Weitere Bewohner betroffen

Die Wohnungen der Opfer lagen meist in Mehrfamilienhäusern. Von den Bränden waren daher noch andere Bewohnerinnen und Bewohner betroffen, von denen einige verletzt wurden. Beim ersten Opfer ermittelte die Polizei bereits einen Tag später wegen des Verdachts auf Brandstiftung. Die Ermittlungen der 2. Mordkommission des Landeskriminalamts Berlin und der Staatsanwaltschaft Berlin dauern an. In deren Rahmen werden auch die Wohnungen der Opfer von Kriminaltechnikern nochmals auf Spuren untersucht.

Erst Ende April wurde in Berlin ein früherer Herzmediziner der Universitätsklinik Charité verurteilt, weil er nach Ansicht des Landgerichts Berlins zwei Schwerstkranke auf der kardiologischen Intensivstation in den Jahren 2021 und 2022 mit überdosierten Medikamenten getötet hatte.

Mehr Informationen zu den Vorwürfen gegen den Palliativarzt in Berlin lesen Sie bei der „Berliner Morgenpost“, die wie diese Redaktion zur FUNKE Mediengruppe gehört.