Berlin. Bei Florenz ist eine Villa zu erwerben. Hier soll die Frau gelebt haben, die als Mona Lisa weltberühmt wurde. Stimmt das überhaupt?
Ihr verschmitztes Lächeln ist weltbekannt und scheint bereits wie ein Kommentar, zu der wohl meist gestellten Frage der Kunstgeschichte. Wer ist die Frau, die Leonardo da Vinci im 16. Jahrhundert malte? Für einige ist die Antwort darauf längst klar. Das zeigt sich im Fall einer gigantischen Villa, die nahe Florenz zum Verkauf steht.
Das Anwesen auf dem Scandicci-Hügel umfasst ganze 300.000 Quadratmeter. Zitronengärten und Zypressen-Alleen verbinden die einzelnen Teile – inklusive Hausmeisterhaus, Olivenhain, Weinberg, Schwimmbad, Tennisplatz und einer privaten Kapelle. Die Villa selbst zählt 14 Schlafzimmer, 15 Badezimmer, eine Bibliothek und eine Panoramaterrasse mit Blick über Florenz.
Bei der Vermarktung steht jedoch ein anderer Aspekt im Zentrum. Denn das eigentlich besondere an der Villa hat mit den einstigen Bewohnern des Anwesens zu tun.
Mona Lisa oder auch Lisa Gherardini?
Die Villa Antinori in Monte Aguglioni, so der klangvolle Name des Gebäudes, gehörte einst einer mittlerweile berühmten Adelsfamilie. Der Familie Del Giocondo, zu der auch die Adlige Lisa Del Giocondo (geborene Gherardini) gehörte. Letztere ist den meisten wohl unter einem anderen Namen bekannt: Mona Lisa.
Lisa Gherardini soll die Frau sein, die Leonardo da Vinci Anfang des 16. Jahrhundert für sein mittlerweile weltberühmtes Bild Portrait stand. Der offizielle Titel des Gemäldes im Louvre, wo es ausgestellt ist, lautet entsprechend: „Portrait de Lisa Gherardini, épouse de Francesco del Giocondo, dit La Joconde ou Monna Lisa“ oder zu Deutsch: Portrait von Lisa Gherardini, Ehefrau von Francesco del Giocondo, bekannt auch als Mona Lisa.
Leonardo da Vinci: Welche Frau portraitierte er wirklich?
Dass es sich bei der Mona Lisa tatsächlich um Lisa Gherardini handelt, geht letztlich auf zwei kunsthistorische Quellen zurück. Die Aufzeichnungen von Giorgio Vasari, der in seinen 1550 erschienenen Künstlerviten davon berichtet, dass da Vinci an einem Portrait der Kaufmanns-Gattin arbeitete. Er gibt dem Portrait erstmals einen Namen und datiert dessen Entstehung auf die Jahre zwischen 1503 und 1506. Vasaris Aufzeichnungen ließen allerdings zahlreiche Fragen offen, ein eindeutiger Beweis sind sie nicht.
Die zweite Quelle wurde erst 2008 in einem Heidelberger Archiv entdeckt. In einer Pressemitteilung der Universität Heidelberg aus dem Jahr 2008 heißt es euphorisch: „Die von Dr. Armin Schlechter bei der Katalogisierung eines Heidelberger Frühdrucks entdeckte Quelle beseitigt [...] alle Zweifel an der Identität der Mona Lisa.“
Diese Einschätzung war wohl etwas optimistisch. Gefunden wurde damals „ein Vermerk des florentinischen Kanzleibeamten Agostino Vespucci, der Leonardo da Vinci mit Apelles, dem größten antiken Maler, vergleicht und festhält, dass jener gerade an einem Porträt der Lisa del Giocondo arbeite. „Vespuccis Marginalie von Oktober 1503 ermöglicht eine genaue Datierung des Gemäldes und bestätigt definitiv Vasaris Angabe von 1550, die Dargestellte sei Lisa del Giocondo“, heißt es in einer kurz darauf erscheinenden Arbeit von Veit Probst, dem damaligen Direktor der Universitätsbibliothek Heidelberg.
Mona Lisa: Mehrere Theorien zu der mysteriösen Frau
Und doch – auch nach der Veröffentlichung der zweiten Quelle blieben Zweifel bestehen. Nicht wenige Historiker sind bis heute fest davon überzeugt, dass es sich bei der Mona Lisa nicht um Lisa Gherardini handelt. Vespuccis Notiz könnte sich schlicht auf ein anderes da Vinci Portrait beziehen, welches nicht überliefert wurde, lautet etwa eine Kritik.
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Neben der Lisa-del-Giocondo-Theorie gibt es zahlreiche andere Erklärungen dafür, wer die Mona Lisa tatsächlich ist. Einige stützen sich dabei ebenfalls auf zeithistorische Dokumente, aber auch Analysen der Maltechnik, Vergleiche mit anderen Werken da Vincis oder dem gemalten Hintergrund des Gemäldes. Abschließend geklärt ist die Frage also nicht. Am liebsten würde man die Mona Lisa einfach selbst fragen, doch die Antwort bleibt immer ein geheimnisvolles Lächeln.
Den Verkäufern der Villa Antinori in Monte Aguglioni ist diese Uneindeutigkeit vorerst egal. Im Verkaufstext der Villa heißt es selbstbewusst: „Villa Antinori in Monte Aguglioni zum Verkauf – sie gehörte der Familie der ‚Mona Lisa‘“. Als Verkaufspreis werden 18 Millionen Euro aufgerufen. Und mal ehrlich: Mona Lisa hin oder her – wer sich so eine Villa leisten kann, kann sich glücklich schätzen.