Berlin. Die neue europäische Rakete Ariane 6 hat ihren Erstflug erfolgreich absolviert. Der Test lief dann aber doch nicht ganz wie geplant.

Nach einem Jahrzehnt ist es endlich so weit: Nach etlichen Rückschlägen ist die Trägerrakete Ariane 6 zum ersten Mal vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana abgehoben. Die Ariane-6 startete um 16.00 Uhr Ortszeit (21.00 Uhr MESZ) von Kourou zu ihrem Jungfernflug, wie ein AFP-Reporter berichtete. Die Rakete soll künftig für kommerzielle und öffentliche Auftraggeber Satelliten ins All befördern. Sie löste damit ihre Vorgängerin Ariane 5 ab, die seit 1996 im Einsatz war.

Kurz vor dem Erstflug der Ariane 6 zeigte sich der Raumtransportdirektor der Europäischen Raumfahrtbehörde Esa Toni Tolker-Nielsen optimistisch. Er sei zu 96 Prozent zuversichtlich und zu 4 Prozent zutiefst verängstigt, sagte Tolker-Nielsen am europäischen Weltraumbahnhof in Kourou in Französisch-Guayana.

Ariane 6: Start der Rakete im Video sehen

„Wir haben alles getan, was getan werden musste. Jetzt müssen wir starten“, ergänzte Tolker-Nielsen. Gut eine Stunde nach dem Start kam dann die gute Nachricht: Die europäische Raumfahrtbehörde Esa meldete den Erfolg des Flugs, nachdem die Rakete mehrere Satelliten ausgeliefert hatte. „Wir schreiben heute Geschichte“, sagte Esa-Chef Josef Aschbacher unter Applaus in Kourou. „Heute ist ein großer Tag, zum Feiern.“

Der gesamte Flug der 56 Meter hohen und 540 Tonnen schweren Rakete sollte knapp drei Stunden lang dauern. Bereits kurz nach dem Abheben, als die Ablösung der Booster verkündet wurde, brach auf den Terrassen am europäischen Weltraumbahnhof Jubel und Applaus aus. Bei jedem weiteren Meilenstein, den die Rakete erfolgreich absolvierte erfüllten Freude und Erleichterung den Weltraumbahnhof.

Hier sehen Sie den Start und die anschließende Pressekonferenz im Video.

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Erstflug endet nicht wie geplant

Das Ende des Erstflugs der neuen europäischen Trägerrakete Ariane 6 ist dann jedoch nicht wie vorgesehen abgelaufen. Dennoch werten die Beteiligten den Flug durchgehend als klaren Erfolg. Ein Hilfsantrieb in der Oberstufe zündete zwar zunächst, stoppte dann aber, wie der Chef des Raketenbauers ArianeGroup, Martin Sion, sagte. „Wir haben ein Vorkommnis, das wir noch nicht verstehen“ - nämlich warum der Hilfsantrieb gestoppt habe. „Aber der Rest der Mission verlief nach Plan.“

Vorgesehen war, dass die Rakete bei ihrem Jungfernflug 17 Nutzlasten ins All bringt. Am Ende sollte die Oberstufe auf dem Weg zurück zur Erde verglühen. Weil der Hilfsantrieb stoppte, zündete das Vinci-Triebwerk der Oberstufe nicht erneut, um die zwei letzten technischen Passagiere auszusenden. Sie werden nun in der Oberstufe bleiben, die im All verbleibt.

Sion erklärte, bei dem Flug habe es zunächst die Startphase gegeben, in der mehrere Satelliten ausgeliefert wurden. „Alles lief perfekt.“ Danach habe es eine Demonstrationsphase gegeben, um zu schauen, wie sich die Oberstufe der Rakete in sogenannter Mikrogravitation verhält, einem Zustand, in dem die Gravitationskraft nicht oder extrem schwach wirkt.

Sion sagte zu dem Vorfall: „Das ist bedauerlich, aber das ist auch der Grund, weshalb wir eine technische Demonstration vornehmen, weil es Dinge gibt, die wir nicht am Boden testen können.“ Mit der Testphase am Ende des Erstflugs habe man so viele Informationen wie möglich sammeln wollen. Die notwendigen Daten, um den Vorfall genauer zu beleuchten, seien noch nicht verfügbar. Sobald klar sei, was genau vorgefallen sei, werde man die Allgemeinheit informieren, sicherte Sion zu.

Ariane 6: Esa-Chef jubelt schon

Mit dem Erstflug will die Esa auch die Krise des Trägerraketensektors hinter sich lassen, in dem Europas Raumfahrt derzeit steckt. Aktuell hat Europa keine eigenen Mittel, um Satelliten ins All zu bringen.

Entsprechend begeistert zeigte sich Esa-Chef Josef Aschbacher im Kurznachrichtendienst X. „Die Ariane 6 wird Europa ins All bringen“, schrieb er zu einem Foto, das ihn neben der Rakete zeigt. „Ich empfinde alle möglichen Gefühle, während wir uns darauf vorbereiten, die europäische Geschichte, die Zukunft Europas und Generationen von Europäern zu beeinflussen.“

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Die Ariane 6 ist ein europäisches Projekt. Die Oberstufe der Rakete wurde im Bremer Werk des Raumfahrtkonzerns ArianeGroup gebaut, die Hauptstufe im französischen Ort Les Mureaux. 

Sollte bei dem Jungfernflug alles gut gehen, werde man das Comeback begonnen haben, meinte Tolker-Nielsen. Nötig sei es dann aber, die Produktionskapazitäten hochzufahren und zu einem stabilen Startrhythmus zu kommen. Auch Aschbacher erklärte: „Dies ist nur der erste Schritt, wir haben noch viel Arbeit vor uns.“

pcl/dpa