Houston. Die Nasa arbeitet auf eine bemannte Marsmission hin. Bis dahin ist noch viel Arbeit nötig. Ein erstes Etappenziel wurde nun erreicht.

Bei den Vorbereitungen für bemannte Marsmissionen steht die amerikanische Raumfahrtbehörde Nasa noch ganz am Anfang. Ein gewagtes Experiment hat nun allerdings wichtige Erkenntnisse geliefert, ob ein längeres Leben in völliger Abgeschiedenheit auf dem „Rote Planeten“ möglich sein könnte. Die erste Mission des sogenannten „Chapea“-Programms endete am Samstag (Ortszeit) in Houston (Texas), nachdem zwei Frauen und zwei Männer das 160 Quadratmeter große Mars-Simulationsgelände verlassen hatten. 

Das Projekt mache es möglich, „wichtige Dinge über komplexe Systeme zu lernen, und es wird die Reise zum Mars und zurück viel sicherer machen“, sagte die technische Leiterin der US-Weltraumbehörde Nasa, Julie Kramer. Sie kündigte weitere ähnliche „Chapea“-Missionen für 2025 und 2027 an.

Leben unter Mars-Bedingungen: SMS braucht 22 Minuten

Das Nasa-Experiment war auf etwas mehr als ein Jahr angelegt: Vier Personen lebten 378 Tage auf dem Nasa-Gelände. Das fensterlose „Mars Dune Alpha“ wurde mithilfe eines 3D-Druckers geschaffen. Die Freiwilligen durften es nicht verlassen. Die vier Teilnehmer der ersten „Chapea“-Mission waren keine ausgebildeten Nasa-Astronauten. Bewerben durfte sich jeder zwischen 30 und 55 Jahren, der „gesund und motiviert“ ist, nicht raucht und die US-amerikanische Staatsbürgerschaft oder eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung sowie einen naturwissenschaftlichen Universitätsabschluss und mindestens 1000 Flugstunden vorzuweisen hat.

Der Planet Mars, aufgenommen vom „Hubble“-Weltraumteleskop
Der Planet Mars, aufgenommen vom „Hubble“-Weltraumteleskop © DPA Images | -

Ausgewählt wurden Ross Brockwell, der öffentliche Bauarbeiten im US-Bundesstaat Virginia organisiert, die Biologin Kelly Haston aus San Francisco, der Arzt und dreifache Vater Nathan Jones aus Illinois und die Mikrobiologin Anca Selariu. Ein Jahr lang lebten die vier auf 160 Quadratmetern - mit etwa zwei mal drei Meter großen Schlafzellen, einer Art Wohnzimmer mit Fernseher und Sesseln, Arbeitstischen mit Computern und einer medizinischen Station. Mit Familie und Freunden kommunizieren durften die vier Insassen - allerdings in „Mars-Zeit“, das heißt, dass sogar das Übermitteln einer kurzen SMS meist 22 Minuten dauerte.

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NASA: Weitere „Chapea“-Missionen in Planung

In einem kleinen Außenbereich simulierten die vier Bewohner Mars-Außeneinsätze. Daneben standen die Instandhaltung der Anlage und Sport unter anderem auf Heimtrainern an. „Um es so Mars-realistisch wie möglich zu machen, ist die Crew auch mit Umweltstress-Faktoren konfrontiert - zum Beispiel limitierten Ressourcen, Isolation und kaputtgehender Ausrüstung“, hieß es von der Nasa. Es ging dabei auch darum, die Reaktion der Astronauten auf die psychische Belastung zu studieren.

„Chapea“ ist nicht das erste Experiment dieser Art. Unter anderem sammelte die Nasa schon in einem Simulationsgelände auf Hawaii mit den „Hi Seas“-Missionen Erfahrungen und Daten, ebenso die Raumfahrtbehörden Europas, Russlands und Chinas vor knapp 15 Jahren mit dem „Mars 500“-Projekt. Und es soll weitergehen: Die Nasa hat zwei weitere „Chapea“-Missionen in Planung, die nächste soll im Frühjahr 2025 starten.

tok/dpa