Berlin/Mekka. In Saudi-Arabien sind über 900 Menschen gestorben. Etliche werden vermisst. Pilger schildern die dramatische Suche nach Überlebenden.
Extreme Hitze in Saudi-Arabien hat bereits mehr als 900 Pilgerinnen und Pilgern das Leben gekostet. Allein aus Ägypten seien mindestens 600 Pilger wegen der hohen Temperaturen von bis zu 51,8 Grad gestorben, sagte ein arabischer Diplomat am Mittwoch der Nachrichtenagentur AFP. Viele Angehörige suchten die Krankenhäuser verzweifelt nach vermissten Pilgern ab und befürchteten das Schlimmste.
„Auch alle (neu bestätigten) Todesfälle sind auf die Hitze zurückzuführen“, sagte der arabische Diplomat. Es gebe allein aus Ägypten 600 Todesopfer zu beklagen. 800 weitere Pilger aus Ägypten würden außerdem vermisst. Außerdem sollen zahlreiche tunesische, indonesische, jordanische und iranische Menschen unter den Toten sein. Nach Angaben einer senegalesischen Presseagentur verstarben obendrein drei Senegalesen. Die Deutsche Presse-Agentur hingegen berichtet von insgesamt 64 Todesopfern.
Jordaniens Außenministerium teilte mit, man habe Genehmigungen zu Bestattungen in Mekka erteilt in den Fällen, in denen die Angehörigen keine Überführung nach Jordanien wünschten. Die jordanischen Pilger hätten einen Hitzeschlag erlitten.
NEW: Mecca, Saudi Arabia has recorded its hottest temperature in recorded history, setting a new national record.
— Met4Cast. (@Met4CastUK) June 18, 2024
51.8°C. Temperatures this high are unsustainable for human life if exposed for any amount of time. pic.twitter.com/K3gz5WvtAD
Saudi-Arabien: Pilgerer schildern dramatische Suche nach Überlebenden
Mabrouka bint Salem Shoushana, eine Tunesiern Anfang 70, wird seit dem Aufstieg der Pilger auf den Berg Arafat am Samstag vermisst, wie ihr Mann Mohammed AFP sagte. Weil sie keine offizielle Erlaubnis für die Pilgerreise gehabt habe, habe sie keinen Zugang in die klimatisierten Räumlichkeiten gehabt, in denen sich die Pilger nach stundenlangem Beten in der prallen Sonne erholen können. Die Suche in allen Krankenhäusern habe bislang nichts gebracht.
Auch die 70-jährige Huria Scharif aus Ägypten wurde nach dem Gebet auf dem Berg Arafat vermisst gemeldet. „Wir haben an alle Türen geklopft, aber sie bislang nicht gefunden“, erklärte eine Freundin der Pilgerin.
Zu den Vermissten zählt auch die ägyptische Pilgerin Ghada Mahmud Ahmed Dawood. Ihre Tochter habe ihn angerufen und gebeten, dass er sich via Facebook an der Suche beteilige, sagte ein in Saudi-Arabien lebender Freund der Familie. „Wir haben sie bisher nicht auf der Liste der Toten gefunden, was uns hoffen lässt, dass sie noch lebt.“
Saudi-Arabien: Temperaturen von über 50 Grad gemessen
Die Wallfahrt hatte in Mekka am Freitagabend bei glühender Hitze begonnen. Dem saudischen Zentrum für Meteorologie zufolge wurden dort in der Großen Moschee am Montagmittag 51,8 Grad Celsius gemessen und an weiteren heiligen Stätten in der Umgebung ähnlich hohe Temperaturen. Behörden riefen Gläubige dazu auf, Sonnenschirme zu tragen, sich zur besonders heißen Mittagszeit nicht draußen aufzuhalten und genügend Wasser zu trinken.
Mekka, Saoedi-Arabië:
— Nieuws uit Het Beloofde Land (@NieuwsuitIsrael) June 18, 2024
Tijdens de hadj-rituelen sterven veel moslims door hitte en uitdroging. Hun lichamen liggen op straat. Mensen passeren hen en vervolgen hun rituelen, waarbij ze alleen het gezicht bedekken van de lijken en hen achterlaten totdat de autoriteiten de lijken… pic.twitter.com/MQholbuAmZ
Vergangenes Jahr nahmen rund zwei Millionen Pilger an der Wallfahrt in Saudi-Arabien teil, die zu den fünf Grundpflichten des Islams gehört. Er soll von jedem gesunden Muslim, der es sich leisten kann, mindestens einmal im Leben unternommen werden.
Busse und Züge helfen bereits, die vielen Gläubigen zu den heiligen Stätten zu bringen, die großen Menschenmengen und große Hitze bedeuten für die Pilger und Ordnungskräfte aber trotzdem eine Herausforderung. In den vergangenen Jahrzehnten kam es auch zu mehreren großen Tragödien mit jeweils Hunderten Todesopfern durch Gedränge. 2023 waren laut Behörden 10.000 Menschen behandelt worden, zehn Prozent davon hatten einen Hitzeschlag erlitten.