Berlin. Nach einem Ermittlungserfolg ist die Polizei im Besitz von Kokain im Milliardenwert. Es muss vernichtet werden, sonst droht Gefahr.
Es ist der bislang größte Ermittlungserfolg gegen den internationalen Kokainhandel, über den Vertreter von Staatsanwaltschaft, Polizei und Zoll am Montag in Düsseldorf berichteten. In einem deutschen Ermittlungsverfahren haben die Sicherheitsbehörden im vergangenen Jahr Drogen eines internationalen Schmugglernetzwerks beschlagnahmt. Dabei seien 35,5 Tonnen Kokain im Straßenverkaufswert von etwa 2,6 Milliarden Euro sichergestellt worden.
Rund 24,5 Tonnen Kokain wurden den Angaben zufolge in Seefrachtcontainern im Hamburger Hafen beschlagnahmt, weitere rund elf Tonnen in Guayaquil in Ecuador sowie im Hafen im niederländischen Rotterdam. Ausgelöst wurden die Ermittlungen demnach durch Hinweise von kolumbianischen Behörden. Fahnder des Zolls und des Landeskriminalamts in Baden-Württemberg identifizierten anschließend insgesamt neun Frachtcontainer und ließen diese abfangen.
Drogen: Kokain, Crack, Waffen – Behörden setzten auf Anlagen für Sondermüll
Ein gewaltiger Erfolg für die Ermittler und eine großes logistisches Unterfangen. Letzteres gilt auch für die Vernichtung des Kokains. Denn in einer Asservatenkammer können solche gewaltigen Mengen auf Dauer nicht bleiben. Zu groß ist die Gefahr, dass Kriminelle versuchen mit Gewalt an die Drogen zu kommen. Wohin also mit dem Kokain?
Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen wurden die Drogen nach wenigen Tagen in eine Verbrennungsanlage gebracht und dort vernichtet. Das Landeskriminalamt Baden-Württemberg hat von der Aktion ein Video gedreht, das zeigt, wie die Drogen verladen und schließlich verbrannt werden. Ähnlich gingen auch die Behörden in anderen Bundesländern immer wieder vor. Wie im aktuellen Fall ist dabei oft nicht bekannt, wo genau die Drogen vernichtet werden. Naheliegend ist jedoch, dass dabei auf Verbrennungsanlagen für Sonderabfälle, etwa aus der chemischen Industrie, gesetzt wird.
Kokain vernichten: Peru verfolgt umweltfreundlicheren Ansatz
Dass die Vernichtung von Drogen mitunter zu Schwierigkeiten führt, zeigt das Beispiel Belgien. Im Hafen von Antwerpen wurde in den vergangenen Jahren so viel Kokain beschlagnahmt, dass das Land kaum mit der Verbrennung hinterherkam. „Wir suchen verzweifelt mehr Kapazitäten zur Verbrennung“, sagte der damalige belgische Justizminister Vincent Van Quickenborne gegenüber „De Standaard“ 2022. „Kokain zu verbrennen, setzt Substanzen frei, die die Filteranlagen der Verbrennungsöfen beschädigen können. Wir können daher höchstens 1000-1500 Kilogramm in einem Rutsch verbrennen.“ Die Staatsanwaltschaft warnte damals vor kriminellen Banden, die es auf das eingelagerte Kokain abgesehen haben könnten.
Auch interessant
Peru sieht sich einem ähnlichen Problem ausgesetzt. Das lateinamerikanische Land gilt als eines der größten Erzeugerländer von Kokain weltweit – nach Kolumbien. Den peruanischen Behörden machen auch die Umweltfolgen der Kokainverbrennung Sorgen. Seit April dieses Jahres setzt das Land nun auf eine neue Methode: Dabei wird Kokain mit Zement, Salz und chemischen Beschleunigern gemischt, um solide Betonblöcke zu formen. Diese werden schließlich auf Deponien gelagert.
Die Drogen aus dem Gemisch herauszufiltern sei nicht mehr möglich, teilten die Behörden im Frühjahr mit. „Diese Verkapselung ist nicht nur irreversibel und weniger umweltschädlich, sondern auch effizienter“ als Verbrennen, betonte das Innenministerium. Schließlich könnten auf diese Weise in maximal 40 Stunden etwa 60 Tonnen Kokain unschädlich gemacht werden. Das Verbrennen der gleichen Menge der Droge dauere hingegen etwa 80 Tage.
lro mit AFP/dpa