Berlin. Am Montag soll ein Kleinkind im Katzenkorb aus der dritten Etage geworfen worden sein. Eine Nachbarin, die die Mutter kennt, berichtet.

Als Maria den Parkplatz verließ, hörte sie ein Krachen. Die Mitarbeiterin des Pizzaladens Tony‘s Fresh Berlin in Altglienicke, die anonym bleiben möchte, konnte es nicht einordnen. Sie fuhr weiter, um Pizza auszuliefern. Als sie kurze Zeit später zurückkehrte, entdeckte sie die Ursache für das Geräusch: Ein Katzenkorb aus Plastik war mitsamt eines 21 Monate alten Kleinkinds aus der dritten Etage eines Hauses auf den Boden gefallen.

Am Montagnachmittag hatte der Fall in Treptow-Köpenick für Entsetzen gesorgt. Die Mutter eines Kleinkindes steht im Verdacht, das Baby aus dem Fenster des Mehrfamilienhauses in der Ortolfstraße geworfen zu haben. Es wurde laut Polizei zwar schwer, glücklicherweise aber nicht lebensbedrohlich verletzt und in ein Krankenhaus gebracht. Wie die Staatsanwaltschaft am Dienstag mitteilte, gibt es bei der 40-Jährigen Hinweise auf eine psychische Erkrankung, weshalb sie vorläufig in einer psychiatrischen Einrichtung untergebracht werden soll.

Die Polizei geht laut „Bild“-Zeitung davon aus, dass die Mutter überfordert gewesen und das Kind aus Verzweiflung im Katzenkorb aus dem Fenster geworfen habe. Aktuell schweigt die Mutter zu den Vorwürfen.

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Wie eine Nachbarin das Baby vorfand

Einen Tag später beschäftigt das Kind die Nachbarschaft weiterhin. Ältere Damen im Kiez unterhalten sich lautstark darüber. Wie eine Mutter zu solch einer Tat fähig sein könne, überlegen sie. Auch bei Maria, der Mitarbeiterin des Pizzaladens, sitzt der Schock noch tief. „Das Baby lag blutüberströmt neben der Katzenbox auf dem Boden“, sagt die 26-Jährige. Sie könne sich nicht erklären, wie das kleine Mädchen aus der Kiste gelangt sei. „Zum Glück ist das Baby auf den Busch und nicht auf den Beton gekracht, weil es sonst keine Chance gehabt hätte zu überleben.“

Zwei Männer, die die Rettungskräfte gerufen hatten, hätten um das Kind herumgestanden, niemand habe das Kind aufgehoben. „Ich wollte das Baby dann nehmen, doch einer sagte, dass es dadurch möglicherweise noch mehr Verletzungen erleidet.“ Das Kind habe geweint – laut eines eintreffenden Sanitäters sei das jedoch ein gutes Zeichen gewesen.

Fetzen von Absperrband erinnern noch an den schrecklichen Vorfall in Altglienicke.
Fetzen von Absperrband erinnern noch an den schrecklichen Vorfall in Altglienicke. © Alexander Rothe | Alexander Rothe

Zunächst sei vermutet worden, dass das Kind aus der vierten Etage gefallen war, weil dort das Fenster offen gestanden habe. Wohingegen das Fenster in der dritten Etage geschlossen war. Ein verstörender Gedanke für Maria – dass jemand das Kind aus dem Fenster geworfen und dieses dann geschlossen hatte.

Mutter sei nicht auffällig gewesen – Nachbar berichtet von starkem Drogenkonsum

Umso mehr noch, da sie die Mutter persönlich kenne. Marias Angaben zufolge stamme sie aus Tschechien und habe fünf Kinder. Eine der Töchter habe ein Schulpraktikum in ihrer Pizzeria gemacht, die etwa zwei Minuten von der Wohnung entfernt liege: „Wir kennen uns hier alle, es ist wie ein Dorf.“

Die Mutter arbeite, sei nicht auffällig und fleißig. Marias Bruder, der ebenfalls in der Pizzeria tätig ist und anonym bleiben möchte, stimmt zu: „Sie hat einen ganz normalen Eindruck gemacht.“ Auch die Kinder seien immer sauber gekleidet gewesen.

Aus dem Gespräch mit den beiden Anwohnern ergibt sich allerdings das Bild eines zerrütteten Familienverhältnisses: Das Kleinkind, so Maria, stamme von einem anderen Mann. Die älteste Tochter habe keinen Kontakt mehr zur Mutter. Während es laut Staatsanwaltschaft keine Hinweise auf Drogenkonsum gibt, sagt Marias Bruder, er habe gehört, dass die Mutter viel Cannabis geraucht habe.

Es bleiben jedoch Mutmaßungen. Eine Entschuldigung für die Tat sei auch starker Drogenkonsum nicht, empört sich Maria. „Das ist doch krank. Wenn man auf das Kind nicht aufpassen kann, soll man es halt abgeben.“ Das genaue Motiv bleibt weiterhin unklar.

Hinweis: Sollten Sie psychische Probleme haben, können Sie sich an verschiedene Stellen wenden, wie etwa an den Berliner Krisendienst.