Vatikan/Berlin. Carlo Acutis galt als „Influencer Gottes“, starb mit 15 Jahren an Leukämie. Nun steht er als erster Millennial vor der Heiligsprechung.
Wunder gibt es immer wieder, in der Katholischen Kirche braucht es aber genau zwei, um vom Papst heiliggesprochen zu werden. Insofern hat Carlo Acutis nunmehr gute Chancen, in das Verzeichnis Martyrologium Romanum aufgenommen zu werden. Dort hat die Katholische Kirche ihre Heiligen aufgelistet, meist mit kurzen Angaben zu ihren Lebens- und Todesumständen.
Papst Franziskus hat Carlo Acutis, einem italienischen Jugendlichen, der 2006 mit gerade einmal 15 Jahren an Leukämie starb, gerade ein zweites Wunder zugeschrieben und damit den Weg zur Heiligsprechung frei gemacht. Acutis, 1991 geboren, wäre der erste sogenannte Millenial, dem diese Ehre zuteilwird. Als „Millenials“ werden Menschen bezeichnet, die im Zeitraum der frühen 1980er bis zu den späten 1990er Jahren geboren wurden.
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Das für den Prozess der Heiligsprechung notwendige zweite Wunder soll sich 2022 auf Fürsprache des damals bereits verstorbenen Acutis zugetragen haben. Valeria Valverde, eine Studentin aus Costa Rica, soll sich demnach bei einem Sturz mit dem Fahrrad in Florenz eine lebensbedrohliche Kopfverletzung zugezogen haben. Ihre Mutter pilgerte daraufhin zu Acutis‘ Grab in Assisi und betete für die Genesung ihrer Tochter. Noch am selben Tag soll diese angefangen haben, wieder selbstständig zu atmen. Wenig später konnte sie aus dem Krankernhaus entlassen werden.
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Bereits im Oktober 2020 war Acutis in Assisi seliggesprochen worden. Grundlage dafür war ein weiteres anerkanntes Wunder. Dieses soll sich 2010 an einem brasilianischen Jungen ereignet haben, der an einer angeborenen Erkrankung der Bauchspeicheldrüse litt. Der Junge habe bei einer Andacht in Assisi ein als Reliquie verehrtes T-Shirt von Acutis berührt, woraufhin er geheilt worden sei, hieß es.
Ob man an Wunder glaubt oder diese als Hokuspokus abtut – mit Carlo Acutis steht ein durchaus bemerkenswerter Mensch vor der Kanonisierung durch die Katholische Kirche. Acutis wuchs in der Nähe von Mailand auf und zeigte schon als Kind eine tiefe Frömmigkeit, gepaart mit einer erstaunlichen Begabung für Informatik. So soll er schon als Zehnjähriger Algorithmen geschrieben und ein Online-Verzeichnis sogenannter eucharistischer Wunder zusammengestellt haben. Nach seinem frühen Tod am 12. Oktober 2006 bezeichneten ihn verschiedene Medien deshalb auch als „Cyber-Apostel“ oder „Influencer Gottes“. Acutis wurde in der Basilika Santa Maria Maggiore in Assisi bestattet, wo er auch verehrt wird.
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Die endgültige Entscheidung über die Heiligsprechung liegt nun bei einem von Papst Franziskus einberufenem Konsistorium. Der Prozess dieser sogenannten Kanonisierung ist in der Katholischen Kirche streng geregelt. Für eine Heiligsprechung muss eine Person in der Regel den Märtyrertod gestorben sein oder nachweislich zwei Wunder vollbracht haben.
Allerdings hat sich die Zahl der Kanonisierungen seit dem Pontifikat von Johannes Paul II. (1978 - 2005) rasant vervielfacht. Der polnische Papst sprach 483 Verstorbene heilig, bei seinem Nachfolger Benedikt XVI. waren es 45. Papst Franziskus brachte es in seiner Amtszeit bisher auf 912 Heiligsprechungen, wobei zu berücksichtigen ist, dass darunter allein alle 813 Opfer des Massakers von Otranto im Jahr 1480 sind. Damals hatten die Osmanen die Bewohner des süditalienischen Städtchens enthaupten lassen, weil sie sich weigerten, zum Islam zu konvertieren.