Berlin. Für ein neues Projekt stellt sich Schauspieler Heino Ferch seinen Ängsten. Wie er es schafft, optimistisch in die Zukunft zu blicken.

Mit der Miniserie „Die Saat – Tödliche Macht“ (ab 9. Dezember um 20.15 Uhr im Ersten) hat Heino Ferch ein Projekt ganz nach seinem persönlichen Geschmack gefunden. Das mag damit zusammenhängen, dass der beliebte Darsteller („Allmen“) sich intensiv Gedanken über die Weltlage macht und in seiner Jugend als Demonstrant auf die Straße ging. Heute bestimmt vor allem auch die Sorge um seinen zweijährigen Sohn das Denken und Fühlen des 60-Jährigen.

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Der Dreh Ihrer Miniserie führte Sie in die spektakulären Landschaften von Spitzbergen. Haben Sie aus dem Grund mitgemacht?

Heino Ferch: Nein, vor allem lag das an der Thematik. Ich bin ein glühender Fan von investigativen Wirtschafts- und Politthrillern wie „Insider“ oder „Die Unbestechlichen“. Schon vor zwölf Jahren hatte ich das Vergnügen, mit „Die Saat – Tödliche Macht“- Autor Christian Jeltsch eine Geschiche über Wasserressourcen zu machen.

Als ich von diesem neuen Stoff erfahren habe, war meine Begeisterung sofort geweckt. Es war auch sehr interessant, dass ich einen Mann spielen durfte, der mit sich hadert und gesundheitlich in einer schwierigen Situation ist. Ansonsten sind es bei mir ja meist stabile Typen mit der Hand am Steuer. Dass wir dann noch dreieinhalb Wochen in Spitzbergen drehen durften, war nur das Sahnehäubchen. Insgesamt war das eines der schönsten Projekte meiner Karriere.

Die neue ARD-Miniserie „Die Saat – Tödliche Macht“ war für Schauspieler Heino Ferch ein Traumprojekt.
Die neue ARD-Miniserie „Die Saat – Tödliche Macht“ war für Schauspieler Heino Ferch ein Traumprojekt. © obs | ARD Degeto

Ist die Miniserie reine Unterhaltung oder verfolgen Sie damit auch weitere Ziele?

Ferch: Wir erzählen eine spannende, emotionale Geschichte, und mit der nehmen wir den Zuschauer an die Hand und zeigen ihm, wie es ist, wenn man die Macht unkontrollierbaren Leuten überlässt. Es gibt weltweit nur drei Konzerne, die Saatgut herstellen und vertreiben, und die wollen maximalen Profit machen.

Man kann nur hoffen, dass da verantwortungsvolle Menschen an der Spitze sind. Denn wenn sie ihre Macht missbrauchen, wird das dramatische Folgen haben. Das lässt sich dann auch auf andere Wirtschaftszweige übertragen.

Heino Ferch: „Ich habe das Gefühl, dass die Fehler der Vergangenheit wiederholt werden“

Gibt’s Grund zur Hoffnung?

Ferch: Ich wage das gar nicht zu beantworten. Ich habe das Gefühl, dass Macht nach wie vor oft missbraucht wird und die Fehler der Vergangenheit wiederholt werden. Das hängt auch damit zusammen, dass der Verbraucher günstig einkaufen will und gleichzeitig ein breites Warenangebot verlangt. Trotzdem finden Veränderungen statt, selbst wenn sie viel zu zäh vorangehen. Aber solange es sich bewegt, kann ich optimistisch bleiben.

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In „Die Saat – Tödliche Macht“ ist es die junge Generation, die diese Veränderungen anstoßen will. Inwieweit waren Sie in Ihrer Jugend politisch engagiert?

Ferch: Ich bin in Bremerhaven aufgewachsen, wo es eine große amerikanische Truppenbasis gab, über die Waffen geliefert wurden. Damals sind wir gegen Aufrüstung und den Nato-Doppelbeschluss auf die Straße gegangen. Und natürlich sagten wir damals „Atomkraft – Nein danke“. Das waren die Themen, die mich als Teenager umgetrieben haben – neben dem vielen Sport, den ich gemacht habe.

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Wie ist es mit Ihren Kindern, die unterschiedlich alt sind? Haben die ein stärkeres ökologisches Bewusstsein als der junge Heino Ferch?

Ferch: Absolut, denn das wird schon in den Schulen und im Kindergarten gelehrt. Die Kinder möchten, dass man E-Autos oder wenigstens Hybride fährt. Es wird nur noch das bestellt, was man essen sollte. Und wir versuchen wiederum auch bestimmtes Verhalten den Kindern zu vermitteln. Zum Beispiel, dass man das Licht ausschalten soll, wenn man das Haus verlässt.

Heino Ferch im Berliner Hotel Adlon während eines Interviews für die Berliner Morgenpost.
Heino Ferch im Berliner Hotel Adlon während eines Interviews für die Berliner Morgenpost. © Funke Foto Services | Sergej Glanze

Schauspieler Heino Ferch: „Ich kann nur mit Optimismus in die Zukunft gehen“

Wie groß sind Ihre Zukunftssorgen angesichts Ihres zweijährigen Sohns, der die ganzen Probleme noch voll mitbekommen wird?

Ferch: Wenn ich mir die gesamte Weltsituation vor Augen führe und mich frage, sollte man in dieser Situation Kinder bekommen, dann kann man Zweifel haben. Und ja, es treten immer neue Probleme auf, aber ich kann nur mit Optimismus in die Zukunft gehen. Etwas anderes bleibt einem gar nicht übrig.

Wenn Sie jetzt Ihr Lebensgefühl mit dem vor 40 Jahren vergleichen, wie sieht das aus?

Ferch: Mit 20 habe ich gehofft, dass ich den Beruf studieren kann, wo meine Leidenschaft liegt, nämlich die Schauspielerei. Es war ein Gefühl, dass mir die Welt gehört. Jetzt habe ich 40 Jahre Leben und Arbeit hinter mir, bin Vater von vier Kindern, bin 20 Jahre verheiratet, das sind gigantische Unterschiede in der Grundstruktur. Ich versuche, wie gesagt, weiterhin zuversichtlich durchs Leben zu gehen. Aber ich bin mir auch der großen Verantwortung bewusst, für die ich mich entschieden habe.

Heino Ferch findet: Lebenserfahrung, überlegtes Handeln und Bauchgefühl sind eine gute Kombi

Wer Verantwortung hat, will auch andere vor Schaden bewahren – so wie Ihr Protagonist seinen Neffen in der Miniserie. Wie oft beweisen Sie Ihren Beschützerinstinkt privat?

Ferch: Meine Frau und ich reagieren fast tagtäglich auf Situationen, vor allem wenn man einen Zweijährigen hat. Der braucht ständig Aufmerksamkeit, damit er nicht ständig mit einer Beule durchs Leben läuft. Aber so eine dramatische Situation wie in unserer Serie habe ich zum Glück noch nicht erlebt. Grundsätzlich muss man instinktiv reagieren – in einer guten Mischung aus Lebenserfahrung, überlegtem Handeln und Bauchgefühl.

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„Die Saat – Tödliche Macht“ war ja ein Traumprojekt. Aber wenn das vorbei ist, fallen Sie danach in ein Loch, weil so etwas nicht so schnell wieder passiert?

Ferch: Ich habe seither verschiedene schöne Projekte realisiert. Aber mir ist klar, dass es derartige Wunschkonstellationen nicht so häufig gibt. Denn das sind Geschenke. Ich bleibe da Realist, und wenn alle paar Jahre so ein Thema auf mich zukommt, dann bin ich schon glücklich.