Berlin. Frauen kaufen Sex oft aus anderen Gründen als Männer. Was sie von den Callboys wollen und was ihre Partner mit dem Besuch zu tun haben.
Männer kaufen Sex. Das war schon immer so. Doch auch Frauen zahlen für einen Liebhaber auf Zeit. Anders als Männer finden sie bezahlten Sex jedoch weniger in Laufhäusern oder auf dem Straßenstrich, sondern über Escort- und Callboy-Portale.
Kevin ist Betreiber von Callboyz.net und bietet dort genau wie der 30-Jährige Chris seine Dienste als Callboy an. Beide sagen: "Ein großer Teil unserer Kundinnen ist in einer Beziehung oder in einer Ehe." Hier erzählen sie, was sich die Frauen wünschen und wieso viele lieber ein Date mit einem Callboy buchen, als eine Affäre einzugehen.
Kevin, 42, Callboy aus Dortmund
"60 Prozent der Frauen, die zu mir kommen sind verheiratet oder vergeben. Viele von ihnen buchen mich über Callboyz.net oder meine Webseite callboy-kevin.com. Ich biete ihnen einen geschützten und diskreten Raum für ihre Lust, Wünsche und Fantasien. Bei einer klassischen Affäre besteht immer das Risiko, dass einer sich verliebt oder sie auffliegt.
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Die meisten Frauen wünschen sich von mir Zuneigung, Wertschätzung und Intimität. Ausgefallene Phantasien oder Vorlieben sind selten. Im Großen und Ganzen kommen sie, weil der Sex und die Intimität in ihrer Beziehung eingeschlafen sind. Gerade in langen Beziehungen machen Männer oft nur das Gleiche. Die Frau kennt jeden Schritt und weiß genau, wann welche Handbewegung kommt.
Wenn die Frau sie bittet, etwas zu verändern, fühlen sich viele Männer angegriffen. Deshalb trauen sich die meisten Frauen irgendwann nicht mehr, ihre Wünsche zu kommunizieren. Mit mir ist das einfacher. Primär geht es darum, wieder als Frau wahrgenommen zu werden. Längere Buchungen laufen meistens wie ein ganz normales Date ab: Wir treffen uns, lernen uns kennen und schauen, wie es passt. Sie wünschen sich, dass es wieder knistert.
Wenn Männer eine Escort-Dame buchen, wollen sie am liebsten, dass sie in fünf Minuten da ist. Frauen machen sich da mehr Gedanken. Ich habe viele Kundinnen, die ein Jahr gebraucht haben, bis sie mich gebucht haben. Gerade bei verheirateten Frauen steht einiges auf dem Spiel. Wenn sie sich dann aber einmal überwunden haben, buchen sie in der Regel immer wieder – je nachdem, wie viel Budget sie haben.
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Ein schlechtes Gewissen, weil sie ihre Ehemänner mit mir betrügen, habe ich nicht. Männer gehen seit Jahren zu Escort-Damen oder ins Laufhaus, um sich zu holen, was sie zuhause nicht kriegen. Warum sollten Frauen das nicht auch machen dürfen? Wir Sexarbeiter müssen uns regelmäßig testen lassen und haben nur safer Sex mit Kondom. Bei einer Affäre hat man diese Sicherheit nicht. Sex mit einem Sexarbeiter ist sicherer und die Frauen laufen nicht Gefahr, zuhause ihren Mann anzustecken, weil sie sich irgendwo was weggeholt haben."
Chris, 30, Callboy aus Berlin
"Die meisten verheirateten Frauen kommen gemeinsam mit ihrem Partner zu mir. Meistens, weil sie ihre Sexualität um eine Erfahrung bereichern wollten. Die Szenarien waren unterschiedlich: Mal hat der Mann nur zugeschaut, mal mitgemacht. Es gab auch Männer, die mich zwar für ihre Frau gebucht haben, aber selbst nicht anwesend waren.
Einer meiner Kunden hat zum Beispiel eine sehr, sehr junge Frau, die noch nie mit einem anderen Mann als ihrem Ehemann geschlafen hat. Er findet den Gedanken, dass sie Sex mit einem anderen hat, aber sehr heiß. Schon vor dem Treffen hat er ganz euphorisch mit mir geschrieben und bat mich, den Sex mit seiner Frau zu filmen. Das ist auch OK, solange mein Gesicht nicht zu sehen ist.
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Seine Frau war bei unserem ersten Treffen so schüchtern, dass wir die ganzen zwei Stunden mit Weintrinken verbracht haben. Kaum war ich zuhause, fragten sie, ob ich am nächsten Tag wieder vorbei kommen könnte. Da sagte sie mir dann, dass sie gerne ein paar Sachen ausprobieren würde. Also habe ich sie massiert und bin auf all ihre Wünsche eingegangen. Ihr Mann hat sich im Nachhinein sehr für die Videos bedankt und war ganz stolz, dass er so eine tolle Frau hat, die von mir begehrt wurde.
Die meisten Frauen möchten gar nicht, dass ich nur kurz vorbeikomme, wir Sex haben und ich wieder gehe. Das ist nicht vergleichbar mit Männern, die eine Frau buchen. Da geht es primär um den Akt selbst. Bei Frauen geht es weniger um meine Penisgröße als um eine Verbindung und einen schönen Abend – ähnlich wie bei einem ersten Date. Meistens treffen wir uns in einer Bar oder bei der Frau zu Hause und trinken oder essen zusammen. Dann kuschelt man erstmal, lacht und macht ein bisschen Quatsch. Ich glaube, das ist ein sehr wichtiger Teil.
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Aus meiner Sicht waren die Gründe, wieso verheiratete oder vergebene Frauen zu mir kamen, immer sehr verständlich. Es gab keine Frau, die gesagt hat: Ich möchte einfach mal wieder Sex mit einen geilen Typen haben. Meistens ging es eher darum, dass ihr Mann sie seit zwei Jahren nicht angefasst hat oder deutlich älter war oder körperlich nicht mehr konnte."