Rom. Nach heftigen Erdbeben in der Region um Neapel wächst die Sorge vor einem Ausbruch des Supervulkans. Was Urlauber jetzt wissen müssen.
Die Erde zittert weiter in Pozzuoli, der 81.000-Einwohner-Stadt südlich von Neapel, die am Montag (20. Mai) von den heftigsten Beben seit 40 Jahren erschüttert worden ist. Im Gebiet des Supervulkans Campi Flegrei gab es an mehreren Tagen spürbare Nachbeben. Rund 50 Familien mussten ihre Wohnungen verlassen, weil die Häuser nach dem Erdbeben Stabilitätsprobleme aufweisen. Die Regierung in Rom denkt an Hilfsmaßnahmen für Familien, die die Gegend verlassen wollen.
Die Bewohner sind an den Tanz auf dem Vulkan gewöhnt, doch die Erdbeben sind zuletzt intensiver geworden. Für Millionen Menschen, die in der Region wohnen, wächst die Sorge – auch wegen der negativen Auswirkungen auf den Tourismus, eine der Haupteinnahmequellen der Gegend. Nach dem starken Erdbeben am Montag haben einige Urlauber ihre lange im Voraus geplanten Sommerurlaube storniert, wie Agostino Ingenito, Präsident von Abbac, dem Verband der B&Bs und Ferienhäuser, mitteilt. Darunter einige Touristen aus Deutschland, Frankreich und Amerika.
Nach Erdbeben in Neapel: Sorge um Einbruch der Touristenzahlen
Ihre Verunsicherung ist nachvollziehbar: Die Phlegräischen Felder mit ihrem Ausmaß von ca. 150 Quadratkilometern bilden einen sogenannten Supervulkan. Mit der zunehmenden unterirdischen Aktivität wächst auch die Sorge vor einem Ausbruch. „Natürlich ist es wichtig, der Bevölkerung und den Touristen klare Informationen über die Lage zu liefern“, betont Ingenito. „Man muss aber Panikmache unbedingt vermeiden.“
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Der Tourismus werde immer mehr zu einem wichtigen Wirtschaftszweig für das Gebiet, der das Einkommen vieler Familien und Unternehmen sichere. „Wir erleben derzeit Hochsaison“, so der Verbandschef weiter. „Viele Ausländer haben Aufenthalte in Neapel, Sorrento, Pompeji, Herculaneum, sowie auf den Golfinseln gebucht, die keineswegs von den Erschütterungen betroffen sind.“ Das von dem Erdbeben betroffene Gebiet sei damit beschränkt. Es gebe keinerlei Reisewarnungen für die Region Kampanien mit ihrer Hauptstadt Neapel.
Hoteliers zeigen sich empört: „Wir müssen Panikmache vermeiden“
Roberto Laringe, Präsident des Hotelierverbands Federalberghi im Gebiet der Campi Flegrei, ist besorgt. Erdbeben seien in der Gegend normal, die Medienberichte über die Erschütterungen würden jedoch unbegründete Sorge im Ausland schüren. Dabei sei die Lage unter Kontrolle. Auch bei dem starken Erdbeben der letzten 40 Jahre am Montagabend seien die Sachschäden minimal gewesen. Es gab keine Verletzte.
Sorge gilt jedoch auch den vielen historischen Stätten in der Region, die Touristen anziehen. Kulturminister Gennaro Sangiuliano, der selbst aus Neapel stammt, machte sich nach dem Erdbeben vor Ort selbst ein Bild von der Lage. „Die Regierung verfolgt die Situation mit äußerster Aufmerksamkeit“, so Sangiuliano. „Unser Ziel ist, das immense historische und archäologische Erbe zu schützen, für das es in den Campi Flegrei keine kritische Situation gibt.“
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Gerardo Della Ragione, Bürgermeister der Kleinstadt Bacoli, die sich ebenfalls im Vulkankessel der Phlegräischen Felder befindet, hat dem Zivilschutz vorgeworfen, mit seinen Warnungen die Touristen zu verscheuchen. Tatsächlich sei eine zeitgenaue Voraussage eines Ausbruchs so gut wie unmöglich, bestätigt der Vulkanologe Giuseppe De Natale: „In den letzten Jahrzehnten hat sich erwiesen, dass die Zuverlässigkeit von Ausbruch-Prognosen sehr gering ist – bei 30 Prozent, wenn es gut geht.“