Berlin. Obwohl FKK-Strände in Italien eine Seltenheit sind, prescht ein Bürgermeister bei dem Thema nach vorne. Die Italiener sind skeptisch.
Wer überzeugter Nudist ist, kann jetzt nackt an einem Traumstrand auf der Urlaubsinsel Sardinien heiraten. Die Gemeinde San Vero Milis im Norden der Insel erlaubt Paaren, sich an einem FKK-Strand trauen zu lassen. San Vero ist damit die erste Kommune Italien, die das erlaubt.
Nacktbaden ist im katholisch geprägten Land eigentlich nicht verbreitet und nur an einigen, extra gekennzeichneten Strandabschnitten erlaubt. Doch genau das will der Bürgermeister von San Vero Milis, Luigi Tedeschi, jetzt ändern. Er hat sich mit der Gesetzgebung und erforderlichen Genehmigungen befasst und einen Ratsbeschluss ausgearbeitet, der den FKK-Strand von Is Benas nun zum Schauplatz einer standesamtlichen Nackedei-Hochzeit macht.
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Nackt-Hochzeit: Deutsches Paar gibt Denkanstoß
Den Anstoß, eine FKK-Hochzeit zu organisieren, bekam der Bürgermeister von einem jungen Paar. Die beiden Deutschen äußerten den Wunsch, im September unbekleidet heiraten zu können. Der Strand von Is Benas ist einer von sechs FKK-Stränden auf Sardinien, zwei weitere werden demnächst eingerichtet. Dabei handelt es sich um einen ein Kilometer langen Strand mit dem idyllischen Namen „Muschel-Strand“.
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Den mit Muscheln bedeckten weißen Sandstrand erreicht man nach Durchquerung eines Pinienwaldes mit betörendem Wacholder- und Kiefernduft. „Sardinien ist ein wahres Paradies für diejenigen, die gerne in engem Kontakt mit der Natur leben. Wir wollen für die Entwicklung eines aktiven und umweltverträglichen Tourismus arbeiten. Den Anstoß gab mir das junge deutsche Paar, mit dem ich telefonisch in Kontakt bin“, erklärte Tedeschi gegenüber unserer Redaktion.
FKK als Naturtrend: Bürgermeister und Verband begeistert
„FKK-Touristen sind die Umwelt betreffend besonders sensibel und respektieren unsere Strände sehr“, meint der Bürgermeister, der weitere Projekte hegt. So will er sich mit Gemeinden mit FKK-Stränden in anderen Teilen Italiens vernetzen, vor allem in der Toskana und im norditalienischen Ligurie, um diese Form von Strandtourismus zu fördern. Tedeschi will unter anderem eine Radroute für Naturisten auf dem Gebiet seiner 2500-Einwohner-Gemeinde einrichten. „Wir richten uns nach dem Prinzip der Freiheit. Auf unserem Strand kann jeder frei entscheiden, ob er im Badekostüm oder nackt baden will“, meinte der Bürgermeister.
Seine Ansichten werden vom italienischen FKK-Verein Anita geteilt, der sich zum Ziel gesetzt hat, durch Festivals und Initiativen „die Kultur der Nacktheit“ in Italien zu verbreiten und zu fördern. „Der Naturismus lässt sich gut mit der nachhaltigen Nutzung der Küsten verbinden und kann eine Erweiterung des touristischen Angebots und eine Verlängerung der Urlaubssaison fördern. Das Angebot wächst auch auf Sardinien, wo es zahlreiche Orte gibt, die sich für dieses Erlebnis des Wohlbefindens anbieten“, sagt Sergio Cossu, Sprecher des FKK-Vereins Anita.
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FKK-Fans müssen in Italien lange suchen, bis sie ein Plätzchen in einer menschenleeren Bucht finden, wo sie ungestört die Hüllen fallen lassen können. Das Thema wird im Land kontrovers diskutiert. Während das Sonnen und Baden „oben ohne“ an nahezu allen Stränden toleriert und praktiziert wird, ist das textilfreie Badevergnügen nur in der Umgebung einiger weniger Campingplätze und an ausgewählten Strandabschnitten möglich. Zu den beliebtesten FKK-Stränden zählt Capocotta am Lido di Ostia unweit von Rom. Das malerische Naturschutzgebiet liegt an einem der besterhaltenen Dünenabschnitte des Landes.