Berlin. Die Krebs-Convention in Berlin brachte Experten, Betroffene und Promis zusammen. Für das Engagement gegen die Krankheit gab es Preise.
Die Diagnose Krebs stellt das Leben auf Kopf. Dabei ist sie alles andere als selten: Eine halbe Million Menschen erkranken jedes Jahr allein in Deutschland. Für Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf Grund genug, in ihrer Sendung „Die Schatzsuche“ auf die Jagd nach Stammzellspendern zu gehen. Mit großem Erfolg: Binnen Tagen forderten Tausende Menschen Registrierungssets der Knochenmarkspenderdatei DKMS an. Für dieses Engagement wurden das Entertainer-Duo jetzt bei der Krebs-Convention YES!CON in Berlin mit dem „Ring of Courage“ geehrt. Eine Auszeichnung, die die beiden gerührt entgegennahmen, ohne aber ihren Humor zu verlieren. Kaum hatten sie die Ringe an den Händen, witzelten sie bei einem angedeuteten Küsschen über anstehende Flitterwochen.
„Mehr als 38.000 Typisierungen zu erreichen, ist ein historischer Wert“, sagte Laudator Henning Krautmacher. Der ehemalige Frontmann der Kultband „Höhner“ würdigte das Engagement von Joko und Klaas, für das sie am Samstagabend in Berlin den „Ring of Courage“ erhielten. Die beiden schafften es, vor allem junge Leute „hinter dem Ofen hervorzuholen“. Zuvor hatte der Kölner Sänger selbst seinen Song „Unsere Wääch“ gesungen, den er seiner an Magenkrebs erkrankten Frau gewidmet hat.
YES!CON in Berlin: Preise für Kampf gegen den Krebs
Die Entertainer zeigten sich unterdessen bewegt von der Ehrung. „Das war eine kleine Idee, die auf einmal riesengroß wurde“, sagte Joko Winterscheidt. Umso schöner, dass die nach Einschätzung von Klaas Heufer-Umlauf gesetzte Messlatte von 10.000 Registrierungen für die DKMS noch so deutlich übertroffen werden konnte. „Sie sollte neugierig machen zuzuschauen, ob es klappt“, so der Moderator. Beide hätten mit ihrer Prominenz gern geholfen, dem Thema die Aufmerksamkeit zu verschaffen, die es verdient.
Zusätzlich wurden mit dem Shine A Light-Award drei Organisationen ausgezeichnet, die sich für von Krebs Betroffene starkmachen. Der Verein „Flüsterpost“ betreibt in Mainz eine Beratungsstelle, die Kinder und Jugendliche unterstützt, deren erwachsene Angehörige erkrankt sind. Ebenfalls geehrt wurde die gemeinnützige Gesellschaft „Flugkraft“, die sich krebskranken Menschen und ihren Familien etwa durch die Erfüllung von Wünschen unter die Arme greift. „Krebs Campus“ schließlich bietet eine Plattform, die dazu beitragen soll, Patientinnen und Patienten zu Experten für ihre Erkrankung zu machen, um ihre Behandlung so gut informiert wie möglich begleiten zu können. Sie erhalten von der Deutschen Postcode Lotterie jeweils 10.000 Euro für ihren Einsatz.
Außerdem hatten Interessierte im Vorfeld noch die Möglichkeit, eine der Organisationen mit dem Community Award auszuzeichnen. „Flugkraft“ sicherte sich so weitere 15.000 Euro.
Manuela Schwesig: „Es ist ein schwerer Schock“
Bei der hochkarätig besetzten Veranstaltung am Samstag hatten Betroffene Gelegenheit, sich untereinander auszutauschen und sich in Expertentalks über neueste Erkenntnisse zur Behandlung von Krebs zu informieren. In einer bewegenden Ansprache bekannte die amtierende Bundesratspräsidentin Manuela Schwesig: „Ich weiß selber, wie es sich anfühlt. Es ist ein schwerer Schock für einen und die Familie.“ Sie hatte 2019 die Diagnose Brustkrebs erhalten.
FUNKE-Verlegerin Julia Becker betonte in der Diskussionsrunde „Kindern Krebs erklären“, wie wichtig es ist, auch an die jüngsten Angehörigen zu denken. Heute sei klar, wie wichtig altersgerechte Informationen seien. Becker unterstützt deswegen die Entwicklung einer App, mit der sich Kinder und Jugendliche informieren können sollen.
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Bei der Veranstaltung wurde auch deutlich, welche Chancen sich gut informierten Betroffenen auftun. Im Panel „Gut für Dich, schlecht für Deinen Krebs – Wie klinische Studien Leben retten“ erklärte Biologin Dr. Simone Kappels: „Wir wissen heute schon viel über die Wirksamkeit, wenn wir an den Patienten gehen.“ Dabei sei die Angst unbegründet, bei einer Studie nur ein Placebo zu bekommen. Die bisherige Standardbehandlung bleibe immer Grundlage der Therapie.
Wie wichtig für den Behandlungserfolg mündige Patientinnen und Patienten sind, verdeutlichte der Fall von Sahand Pashazadeh. Sie bekam während der Krebstherapie kardiologische Probleme. „Mein Herz hat so gerumpelt, da wusste ich, ich muss wieder ins Krankenhaus.“ Erst auf ihr Drängen hin wurde festgestellt, dass sich ein Katheter gelöst hatte und ihr in einer Not-OP das Leben gerettet werden musste. Dieses Bewusstsein für die eigenen Rechte und den Anspruch auf eine optimale Behandlung auch einzufordern, dazu trägt die YES!CON bei.