Bremervörde. Das Verschwinden des sechsjährigen Arian aus Elm bei Bremervörde gibt Rätsel auf. Wie die Polizei nun weiter in dem Fall vorgeht.
- Von dem verschwundenen Arian fehlt weiter jede Spur
- Die großangelegte Suchaktion ist mittlerweile eingestellt
- Eine fünfköpfige Ermittlergruppe der Polizei geht nun Hinweisen nach
Inzwischen ist es fast zwei Wochen her, dass der sechsjährige Arian sein Elternhaus im niedersächsischen Elm bei Bremervörde verlassen hat. Seitdem fehlt von dem autistischen Jungen jede Spur. Eine Überwachungskamera hatte noch aufgezeichnet, wie Arian in einem Waldstück verschwand. Kurz darauf bemerkten seine Eltern das Verschwinden des Jungen und alarmierten die Polizei.
Mehr als eine Woche durchkämmten zeitweise mehr als 2000 Einsatzkräfte ein 5300 Hektar großes Gebiet rund um Arians Wohnort zwischen Bremerhaven und Hamburg. Auch Helikopter, Drohnen, Booten und sogar ein Tornado-Jet kamen zum Einsatz, um Arian zu finden.
Vermisster Arian: Polizei ermittelt in alle Richtungen
Am Sonntag hieß es von der Polizei, es gebe keine neuen Hinweise, bisherige würden abgearbeitet. Die Polizei ermittelt nach eigenen Angaben in alle Richtungen, Hinweise auf ein Verbrechen gibt es demnach nicht. „Es ist immer ganz wichtig, dass man sich nicht zu sehr auf eine Richtung fokussiert und etwas anderes dabei aus den Augen verliert“, zitiert der NDR einen Polizeisprecher.
Es sei nicht ausgeschlossen, dass der Sechsjährige noch lebt. „Vielleicht gibt es am Ende noch ein Wunder“, sagte der Sprecher demnach. Vielleicht habe sich Arian versteckt. Er könnte aber auch in den Fluss Oste gefallen sein, der in die Elbe und damit in die Nordsee fließt. Die Fließgeschwindkeit sei derzeit hoch.
Die Einsatzkräfte vermuten, dass der Autismus des Jungen die Suche erschwert. Sie gehen davon aus, dass Arian nicht auf Ansprache reagiert und sich nicht melden wird, wenn er Menschen in der Nähe bemerkt. Um Arian anzulocken, wurden im Wald Kinderlieder und Tonaufnahmen der Mutter abgespielt, Spielzeug aufgehängt und sogar ein Feuerwerk entzündet – doch alle Versuche blieben ohne Erfolg.
Ein paar Fußspuren, die womöglich von Arian hinterlassen worden sind, waren das Einzige, was die Suchtrupps entdecken konnten. Doch Hunde konnten keine Fährte zu ihm aufnehmen und auch Taucher und Drohnen spürten den Sechsjährigen nicht auf.
Suche nach Arian: Fünfköpfiges Ermittlungsteam statt großer Suchtrupps
Die großangelegte Suche nach Arian ist eingestellt. „Wir haben jetzt keine Anhaltspunkte mehr und irgendwann muss man dann die Entscheidung treffen, die Suche zu beenden“, begründete Polizeisprecher Heiner van der Werp im Gespräch mit unserer Redaktion die Entscheidung.
Statt großer Suchtrupps soll nun eine fünfköpfige Ermittlungsgruppe in Zeven die Fahndung nach dem Jungen übernehmen. „Wir haben nun für mindestens zwei Monate eine Ermittlungsgruppe eingesetzt. Diese wird verschiedene Hypothesen zum Verschwinden von Arian untersuchen“, sagte van der Werp und versicherte, dass man, wenn nötig, auch länger am Ball bleiben werde, um den Jungen zu finden.
Dabei kann es auch „anlassbezogene Suchen“ geben, wie der Polizeisprecher sagte: „Das heißt, dass wir gezielt Hinweise aus der Bevölkerung überprüfen oder auch Dinge, die die Ermittlungsgruppe herausgefunden hat“. Eine große, flächendeckende Suchaktion schloss van der Werp jedoch aus: „Die wird es nicht mehr geben“.
Polizeisprecher: Bislang noch keinen „goldenen Hinweis“ auf Verbleib von Arian erhalten
Laut van der Werp habe die Polizei von vielen Menschen Hinweise zum Verbleib des Jungen erhalten. „Die arbeiten wir nach und nach ab – aber bislang haben wir nicht den einen goldenen Hinweis bekommen, der uns zu Arian führt“, sagte der Sprecher.
Auch ein Verbrechen – etwa eine Entführung – ist im Bereich des Möglichen. Doch Hinweise darauf gebe es bislang keine, sagte van der Werp. Die Ermittler gingen weiter von einem Vermisstenfall aus. „Das kann sich aber schnell ändern.“ In jedem Fall stimmen die Ermittler die Fahndung nach Arian weiter eng mit seiner Familie ab, hieß es am Montag. Diese werde engmaschig durch die Notfallseelsorge, Polizei und Angehörige betreut.
Ein ähnlicher Fall aus Oldenburg sorgt für Hoffnung
Die große Frage, die Arians Familie, die Ermittler, aber auch viele andere bewegt, ist, ob der Junge über eine Woche nach seinem Verschwinden noch am Leben ist. Polizeisprecher van der Werp möchte hierzu keine Mutmaßungen anstellen: „Ob Arian noch lebt, kann niemand beantworten. Wir hatten bei der Suche auch einen Arzt dabei, der auch nichts Näheres sagen kannte. Aber klar ist: Mit jedem Tag nimmt die Wahrscheinlichkeit ab, den Jungen lebend zu finden.“
Ein ähnlicher Fall macht den Ermittlern jedoch Hoffnung: Im Sommer 2022 war der damals achtjährige Joe aus Oldenburg verschwunden. Der behinderte Junge wurde acht Tage später gefunden. Ein aufmerksamer Spaziergänger hatte damals ein leises Wimmern aus einem Gullydeckel gehört. Als die Rettungskräfte diesen anhoben, fanden sie den Jungen, der unterkühlt, aber ansonsten körperlich unversehrt war. Auf ein solches Wunder hoffen nun auch viele im Fall Arian.