Braunschweig/Berlin. Das Verschwinden von Maddie McCann bewegte die ganze Welt. Der Hauptverdächtige steht nun vor Gericht. Worum es im Prozess geht.
- Christian B., der Hauptverdächtige im Fall Maddie, steht ab Freitag in Braunschweig vor Gericht
- In dem Prozess geht es zwar um andere Verbrechen
- Durch den Prozess könnte in den Fall Maddie allerdings neue Bewegung kommen
Es ist einer der bekanntesten Kriminalfälle der Welt: Das damals dreijährige Mädchen Madeleine „Maddie“ McCann verschwand 2007 in Portugal aus dem Hotelzimmer ihrer Eltern und wird noch heute vermisst. Die Ermittlungen dauern noch immer an, die Behörden gehen inzwischen aber von einem Tötungsdelikt aus. Seit 2020 wird der Deutsche Christian B. als Hauptverdächtiger betrachtet.
Der 47-Jährige steht nun ab Freitag in Braunschweig vor Gericht, allerdings wegen anderer Verbrechen: Die Staatsanwaltschaft hat Christian B. wegen fünf Sexualdelikten angeklagt, die er zwischen 2000 und 2017 in Portugal begangen haben soll. Das berichtet die „Braunschweiger Zeitung“, die wie diese Redaktion zur FUNKE Mediengruppe gehört. In Braunschweig befand sich der letzte deutsche Wohnsitz von B., weshalb die dortige Staatsanwaltschaft zuständig ist.
Fall Maddie sorgt für großes Medienaufkommen beim Prozess
Eine direkte Verbindung zum Fall Maddie gibt es beim bevorstehenden Prozess nicht, er erregt dennoch großes Aufsehen. Die 40 Presseplätze im Braunschweiger Landgericht sind allesamt vergeben, teils an internationale Medienvertreter. Vor allem in Großbritannien ist die bevorstehende Verhandlung ein großes Thema, mehrere Zeitungen berichteten in den vergangenen Tagen. Die Öffentlichkeit spielte im Fall zuletzt immer wieder eine wichtige Rolle.
Nachdem die Braunschweiger Staatsanwaltschaft 2020 ihre Ermittlungen gegen Christian B. in der ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY – ungelöst“ publik machte, meldete sich ein weiteres Opfer, das die Muster des Täters wiedererkannte. Unter anderem dieser Fall kommt jetzt vor Gericht. Der mehrfach vorbestrafte B. sitzt bereits seit 2019 im Gefängnis, wo er eine siebenjährige Haftstrafe wegen eines früheren Vergewaltigungsdeliktes verbüßt.
Christian B. wegen fünf Fällen von Vergewaltigung und sexuellem Missbrauch angeklagt
Die neue Anklage wirft Christian B. jetzt vor, in drei Fällen Frauen vergewaltigt zu haben. Wie die „Braunschweiger Zeitung“ berichtet, soll er 2004 eine 20 Jahre alte Irin in ihrem Ferienappartment im portugiesischen Praia da Rocha gefesselt, geknebelt und brutal vergewaltigt haben. Die anderen beiden Fälle beziehen sich auf unbestimmte Daten im Zeitraum zwischen 2000 und 2006, als ein mindestens 14-jähriges Mädchen und eine zwischen 70 und 80 Jahre alte Frau zum Opfer von B. wurden. In beiden Fällen soll er die Frauen mit Peitschen geschlagen und vergewaltigt haben.
Hinzu kommen zwei Fälle des sexuellen Missbrauchs von Kindern. Am 7. April 2007 soll er in Portugal einem Kind am Strand aufgelauert und es zu sexuellen Handlungen genötigt haben. 2017 habe B. auf einem portugiesischen Volksfest vor den Augen einer Elfjährigen masturbiert.
Durch den Prozess könnte in den Fall Maddie neue Bewegung kommen
Für den Prozess sind nun 29 Verhandlungstage bis Ende Juni eingeplant. Sollte B. schuldig gesprochen werden, droht ihm eine weitere hohe Freiheitsstrafe und möglicherweise im Anschluss eine Sicherheitsverwahrung. Das heißt, er würde auch nach seiner Zeit im Gefängnis in einer geschlossenen Einrichtung verwahrt werden.
Im Laufe der Verhandlung könnten Zeugen auftreten, die den Angeklagten im Fall Maddie belasten. Eine neue Verurteilung würde der Staatsanwaltschaft in jedem Fall weitere Zeit für die Ermittlungen rund um das vermisste britische Mädchen verschaffen.