Hamburg. Der Fall Block wirft Rätsel auf. Christina Block will die Verschleppung ihrer Kinder nicht veranlasst haben. Wer war der Auftraggeber?
Im Fall Block hat die Mutter der Kinder die Verantwortung für die Verschleppung von sich gewiesen. Die Steakhouse-Erbin Christina Block hat nach eigenen Angaben die Aktion nicht veranlasst.
Im Familiendrama hatte die Unternehmerin eine ganze Weile geschwiegen. Doch jetzt hat ihr Anwalt, der renommierte Hamburger Strafverteidiger Otmar Kury, mitgeteilt, dass in den vergangenen Tagen mehrere Dinge über Christina Block unzutreffend verbreitet worden seien. . „Entgegen einiger Behauptungen hat sie zu keinem Zeitpunkt dritten Personen den Auftrag erteilt, ihre geliebten Kinder mit Gewalt aus Dänemark nach Hause zu verbringen.“
Die Mitteilung, Block habe sich zu einem entsprechenden Auftrag gegenüber der Staatsanwaltschaft bekannt, sei unwahr und unzutreffend, sagt ihr Verteidiger. „Die Rechtstreue belegt und beweist sich auch in der Tatsache, dass Frau Block, als die für sie so unglückliche Entscheidung des Hanseatischen Oberlandesgerichts erging, dass die Kinder wieder nach Dänemark gebracht werden sollen, mich unverzüglich ersuchte, ihre beiden geliebten Kinder zu der zuständigen Polizeidienststelle zu fahren“, so Kury weiter. Dies habe er dann getan.
Christina Block leide „entsetzlich“
Er habe sich selbst davon überzeugen können, dass sich die Kinder bei ihrer Mutter sehr wohlfühlen, betont der Anwalt weiter. „Der zehnjährige Junge umarmte sie ständig und streichelte die teilweise weinende Mutter.“ Christina Block leide „entsetzlich unter der Entführung ihrer Kinder nach Dänemark und der Entziehung des Umgangs zwischen Mutter und Kindern“.
Hintergrund der jüngsten Entwicklungen um die Kinder aus der prominenten Familie Block ist ein seit Langem schwelender Sorgerechtsstreit zwischen der Unternehmerin Block und dem 2014 von ihr geschiedenen Ex-Ehemann Stephan Hensel, der vor allem juristisch, aber teilweise auch medial ausgetragen wird.
Block-Kinder Theodor und Klara lebten seit Augsut 2021 beim Vater in Dänemark
Im August 2021 hatten die beiden Block-Kinder Theodor (10) und Klara (13) ihren Vater in dessen dänischer Heimatstadt Grasten besucht, wo er mit seiner jetzigen Frau Astrid lebt. Er behielt sie bei sich, statt sie nach Hamburg zurückzubringen. Seitdem hatte Christina Block diese beiden Kinder nicht mehr gesehen.
Allerdings hatte das Hanseatische Oberlandesgericht mit Beschluss vom 27. Oktober 2021 das Aufenthaltsbestimmungsrecht für die beiden der insgesamt vier Kinder des Ex-Paares auf die Mutter allein übertragen. Zugleich sei der Vater verpflichtet worden, die Kinder in die Obhut der Mutter zurückzugeben, hatte Gerichtssprecher Kai Wantzen erklärt. Bei der Entscheidung handelte es sich allerdings nach Auskunft des Gerichtssprechers um eine einstweilige Anordnung mit einer vorläufigen Regelung. Das sogenannte Hauptsacheverfahren sei in dieser Sache nach wie vor nicht rechtskräftig abgeschlossen.
Auf die Entscheidung des OLG vom Oktober 2021 verweist auch Strafverteidiger Kury. Der durch das Gericht verpflichtete Vater habe sich allerdings „nicht eine Sekunde lang“ an die Entscheidung eines hohen deutschen Gerichts gehalten.
Von besonderer Bedeutung sei die Tatsache, so Kury weiter, dass die Staatsanwaltschaft Hamburg gegen Stephan Hensel und dessen neue dänische Ehefrau mit Datum vom 12. Mai 2023 eine Anklage erhoben habe. Dabei gehe es um den „dringenden Tatverdacht zweier Vergehen der Kindesentziehung“.
Block-Kinder in Dänemark: Über Anklage gegen den Vater muss Gericht noch entscheiden
In der Anklage heiße es, dass Hensel am 29. August 2021 seine Tochter und seinen Sohn, für die er seinerzeit gemeinsam mit Christina Block sorgeberechtigt war, im Anschluss an ein Besuchswochenende „die Kinder entgegen der ihm bekannten Verpflichtung nicht zurück zu ihrer (… ) Mutter brachte, sondern die Kinder in Dänemark behielt“. Über eine Zulassung der Anklage ist vor Gericht noch nicht entschieden worden.
Hensel habe seit der Entscheidung des OLG vom August 2021 der Mutter der Kinder, „der so unglücklichen und psychisch angegriffenen Dame Block, nie die Möglichkeit gegeben, die Kinder wenigstens einmal besuchen oder sehen zu dürfen“, teilt Kury weiter mit. „Man muss sich eine solche unmenschliche Handlung einmal verdeutlichen!“ Nun müssten bei den deutschen Gerichten weitere Entscheidungen beantragt werden und ergehen, die „endlich eine den Kindern dienende Zukunft garantieren“.
Dänische Polizei ermittelt wegen Freiheitsberaubung und Körperverletzung
Zugespitzt hatte sich die Situation in dem Familiendrama in der Silvesternacht. Theodor und dessen Schwester Klara waren nach Darstellung der dänischen Polizei von insgesamt acht Männern gewaltsam in Autos gezerrt und verschleppt worden. Ihr Vater Stephan Hensel soll von den Männern attackiert und gewaltsam zu Boden gebracht worden sein. Die Angreifer sollen schwarz gekleidet gewesen sein und Masken getragen haben. Die Polizei im nördlichen Nachbarland ermittelt wegen Freiheitsberaubung und Körperverletzung.
Wer den Auftrag erteilt haben könnte, die Kinder an Silvester von Dänemark nach Hamburg zu bringen, „wird aufgeklärt werden“, ist Kury zuversichtlich. „Es gibt eine Reihe von Personen, die das der Mutter Block unmenschlich zugefügte Entziehen der Kinder als eine unmenschliche Katastrophe betrachten und ihr immer wieder Hilfe anboten.“
Im Anschluss an die Aktion in Dänemark und einer Fahndung der dortigen Polizei hatte die Hamburger Unternehmerin Block erklärt, Theodor und Klara befänden sich nun in ihrer Obhut in Hamburg. Am Mittwochabend stattete die Polizei dann der Tochter von Steakhaus-König Eugen Block einen Besuch ab, in dem festgestellt worden sei, dass es den Kindern „augenscheinlich körperlich gut geht“, hatte eine Polizeisprecherin mitgeteilt. An dem Besuch war auch das Jugendamt beteiligt.
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Am Freitag wurden die Kinder indes wieder in die Obhut des leiblichen Vaters übergeben. Rechtsanwalt Kury hatte auf Bitten von Christina Block den zehnjährigen Jungen und dessen 13 Jahre alte Schwester von dem Haus der Unternehmerfamilie zu einem Hamburger Polizeikommissariat gebracht. Von dort sollen sie abgeholt und schließlich dem Vater übergeben worden sein.
Dänische Polizei bestätigte, dass Kinder wieder beim Vater sind
Auch die Polizei im dänischen Südjütland teilte am Sonnabend mit, dass die Kinder wieder zu ihrem leiblichen Vater gebracht worden sind und sich mittlerweile wieder in Dänemark aufhalten. Die Behörden ständen in engem Kontakt mit der Familie, um deren Sicherheit zu gewährleisten, heißt es in der Polizei-Mitteilung.
Christina Block hatte sich entschieden, die Kinder wieder herauszugeben, nachdem das Hanseatische Oberlandesgericht (OLG) am Freitag eine einstweilige Anordnung erlassen hatte. In dieser hatte der zuständige Familiensenat die Mutter verpflichtet, die Kinder an den Vater herauszugeben. „Dieser Eilmaßnahme liegt die Einschätzung zugrunde, dass eine Rückkehr der Kinder zum Vater dem Wohl der Kinder aktuell am besten entspreche“, hieß es in einer Mitteilung des OLG dazu.
Eilentscheidung zugunsten des Vaters wurde stattgegeben
„Das Gericht hat dabei berücksichtigt, dass die Kinder ihren Lebensmittelpunkt seit fast zweieinhalb Jahre beim Vater haben und aus ihrem dortigen Umfeld nach dem vom Vater glaubhaft gemachten Sachverhalt unter äußerst belastenden Umständen gerissen wurden.“ Mit seiner Eilentscheidung hatte das Gericht einem Antrag von Stephan Hensel stattgegeben.
Die (familien-)rechtliche Lage ist äußerst komplex: Block hatte vor dem Hanseatischen Oberlandesgericht ursprünglich das Aufenthaltsbestimmungsrecht für die Kinder erstritten sowie einen sogenannten Herausgabebeschluss. Hensel wiederum nutzte für sich die Tatsache, dass Dänemark als einziger EU-Staat derlei Beschlüsse aus Deutschland nicht anerkennt.
Block: Familiendrama noch nicht beendet
Unter anderem entschied das zuständige Gericht in Sonderborg im vergangenen Februar, dass die Kinder nicht nach Deutschland zurückgeführt werden müssen. Christina Block aber sprach es einen geregelten Umgang mit Klara und Theodor zu, alle 14 Tage in Dänemark. Gescheitert seien die Treffen aber am Widerstand Hensels, klagte sie später.