Berlin. Ein 24-Jähriger hat an der Karls-Universität in Prag 14 Menschen und sich selbst getötet. Was weiß man über den Täter und sein Motiv?

Wenige Tage vor Weihnachten erschüttert eine brutale Tat die tschechischeHauptstadt Prag. An der renommierten Karls-Universität hat ein bewaffneter Angreifer am Donnerstagnachmittag 14 Menschen getötet und nach aktuellem Stand 25 weitere verletzt. Einige von ihnen schweben weiterhin in Lebensgefahr. Auch der Schütze selbst sei tot, sagte Polizeichef Martin Vondrasek. Nach Angaben der Polizei habe er sich im Anschluss an seine Tat selbst getötet. Nach dem Schock stellt sich nun vor allem die Frage, was den Täter antrieb. Was bisher über ihn und sein Motiv bekannt ist.

Schusswaffenattacke: Täter ermordete wohl vorher eigenen Vater

Bei dem Angreifer soll es sich um einen 24 Jahre alten Studenten der Karls-Universität handeln, sagte Polizeichef Vondrasek. Dort soll er nach Berichten der „Bild“ Geschichte und Europawissenschaften mit Schwerpunkt Polen studiert haben. Die Polizei hatte bereits vor der tödlichen Attacke an der Universität nach dem Studenten gesucht. Laut Vondrasek soll er zuvor seinen Vater in dessen Haus in der Gemeinde Hostoun westlich von Prag ermordet haben. Anschließend habe er sich auf den Weg in die tschechische Hauptstadt gemacht und gesagt, er wolle sich selbst töten.

Die Polizei durchsuchte daraufhin das Hauptgebäude der Philosophischen Fakultät in der Vermutung, den 24-Jährigen dort bei einer Vorlesung anzutreffen. Der Schütze betrat jedoch ein anderes Gebäude der Fakultät und wurde nicht rechtzeitig gefunden. Er erschoss sich nach Polizeiangaben schließlich selbst, als sich ihm die Einsatzkräfte näherten. Die Ermittler stellten zudem die Hypothese auf, dass der 24-Jährige auch für einen Doppelmord an einem Vater und dessen Tochter vor einer Woche verantwortlich gewesen sein könnte. Der Mann und das Kind in Säuglingsalter waren offenbar grundlos in einem Waldstück am Prager Stadtrand erschossen worden.

Mehr zu der Attacke in Prag lesen Sie hier: Schütze könnte auch Säugling und Vater getötet haben

Attacke in Prag: Was ist das Motiv? Einige der Opfer sollen Kommilitonen des Täters sein

Unklarheit gibt es bisher vor allem darüber, mit welchem Motiv der 24-Jährige seine Tat begangen haben könnte. Laut der zuständigen Staatsanwältin Lenka Bradacova wurde ein strafrechtliches Ermittlungsverfahren eingeleitet, um die Umstände aufzuklären. Regierungschef Petr Fiala erklärte, es gebe keine Hinweise auf einen terroristischen Hintergrund.

Medienberichten zufolge waren einige der Opfer Kommilitonen des Täters. In den sozialen Netzwerken kursieren Telegram-Chats, über die der Schütze seine Tat bereits im Vorfeld angekündigt haben soll. Polizeichef Vondrasek sagte mit Verweis auf eine Untersuchung in Onlinenetzwerken, der Täter habe sich von einem „ähnlichen Fall“ in diesem Herbst in Russland inspirieren lassen. Nähere Angaben dazu machte der Beamte allerdings nicht. Die Echtheit der Telegram-Chats ist bisher nicht bestätigt.

Trauernde legen Blumen für die Opfer der Schusswaffenattacke an der Philosophischen Fakultät der Karls-Universität nieder.
Trauernde legen Blumen für die Opfer der Schusswaffenattacke an der Philosophischen Fakultät der Karls-Universität nieder. © dpa | Petr David Josek

Schütze von Prag besaß seine Waffen legal

Fest steht, dass der 24-Jährige seine Waffe legal besessen hat. Das sagte der tschechische Innenminister Vit Rakusan am Freitag im öffentlich-rechtlichen tschechischen Rundfunk. Er habe keinerlei Vorstrafen gehabt, es habe vor der Tat zudem keine Hinweise auf eine Gefährdung durch ihn gegeben. Laut Polizeichef Vondrasek habe er innerhalb der Universität über ein „riesiges Waffen- und Munitionsarsenal“ verfügt. Das schnelle Eingreifen der Polizei verhinderte demnach ein weitaus größeres Blutbad.

Der Schütze soll gemeinsam mit seinem Vater in dem Haus in der Gemeinde Hostoun gelebt haben, in dem der Vater tot aufgefunden wurde. Die Nachrichtenagentur CTK berichtete, dass das Haus von der Polizei durchsucht werde. Die Familie sei ihm bekannt gewesen, sagt der Bürgermeister des Ortes gegenüber CTK, es habe jedoch nie Probleme gegeben. Ein Nachbar bezeichnete den Schützen in tschechischen Medien als „introvertiert“ und „seltsam“.

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