Paris. Er wollte zur Erleuchtung gelangen – und schreckte dafür offenbar vor nichts zurück. Nun wurde ein Yoga-Guru in Frankreich verhaftet.
Er wollte Geschlechtsverkehr mit tausend Jungfrauen, um so zu einem spirituellen Höhepunkt zu geraten. Nun befindet sich Gregorian Bivolaru, ein aus Rumänien stammende selbsternannte Yoga-Guru, im Visier der französischen Justiz. Inzwischen wurde er festgenommen – wegen des Verdachts auf Freiheitsberaubung, Vergewaltigung und Menschenhandel.
Unter verschiedenen Namen, darunter „Atman“ oder „Yoga Integral“, ist die von Bivolaru gegründete Yoga-Sekte in etwa 30 Ländern aktiv. Vordergründig geht es um tantrisches Yoga und erotische Befreiung – nach Erkenntnissen der Ermittler sollen jedoch zahlreiche Frauen mithilfe mentaler Manipulation dazu gezwungen worden sein, die laut der Nachrichtenagentur AFP „offenbar unersättlichen sexuellen Bedürfnisse des Gurus“ zu befriedigen. Der 71-Jährige steht außerdem im Verdacht, die Frauen gegen ihren Willen dazu gebracht zu haben, in Striptease-Shows oder Pornofilmen aufzutreten und ihre Vergütung an ihn abzutreten.
Yoga-Guru in Frankreich festgenommen: Frauen berichten von Missbrauch
„Mich hat der Tantrismus angezogen“, berichtete eine Deutsche, die ihren Namen nicht nennen wollte, in der Zeitung „Libération“ von ihrem ersten Kontakt mit der Bewegung. Sie sei damals 21 und in Indien auf Reisen gewesen. „Wir lernten viel über Energien, Götter und Dämonen, das war aufregend“, erinnerte sich die junge Frau.
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Ihr und den anderen Yoga-Schülerinnen sei eingeredet worden, dass es normal sei, sich in den Guru zu verlieben. „Das sollte uns auf Sex mit ihm vorbereiten“, erklärte sie. Später sei sie mehrfach nach Paris gebracht worden, wo Bivolaru sie mit anderen jungen Frauen in Wohnungen habe einsperren lassen, um sie sexuell zu missbrauchen.
Stella, eine junge Britin, berichtete gegenüber „Libération“, dass bei diesen Aufenthalten ihr Pass und ihr Telefon konfisziert worden seien. Außerdem sei sie gezwungen worden, zu unterschreiben, dass sie alles freiwillig tue.
Bivolaru versprach „sexuelle Erfüllung“ durch Meditationstechniken
Der aus Rumänien stammende Bivolaru praktiziert seit seiner Jugend Yoga. Damals war die Lehre in dem kommunistischen Land noch verboten. 1990 gründete er schließlich eine Yogaschule namens Misa (Movement for Spiritual Integration into the Absolute), in der er Meditationstechniken lehrte, die zur „sexuellen Erfüllung“ führen sollten.
Bivolaru setzte sich später nach Schweden ab, wo er zunächst politisches Asyl erhielt, dann auch die Staatsbürgerschaft. Unterdessen mehrten sich die Vorwürfe gegen ihn und seine Bewegung. 2013 wurde er in Rumänien in Abwesenheit wegen Geschlechtsverkehr mit Minderjährigen zu sechs Jahren Haft verurteilt. Drei Jahre später wurde er in Paris festgenommen und nach Rumänien ausgeliefert. Nach kurzer Zeit im Haft gelang ihm jedoch die Flucht.
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Internationaler Yogaverband sieht bei Bivolaru „illegale Praktiken“
Der Internationale Yogaverband hatte ihn und seine Bewegung bereits 2008 ausgeschlossen. Er nutze Yoga „als Deckmantel für illegale Praktiken“, so die Begründung. Die französische Menschenrechtsliga wurde schließlich auf ihn aufmerksam und begann, Zeugenaussagen ehemaliger Mitglieder zu sammeln. Mehrere von ihnen reichten Klage ein.
Vor wenigen Tagen wurde Bivolaru dann bei einer Razzia in einem Wohnhaus in einem Pariser Vorort festgenommen. Dabei wurden auch 26 Frauen befreit, die nach Angaben der Polizei in sehr beengten und unhygienischen Verhältnissen eingesperrt waren. Am Freitag wurden der Guru und weitere mutmaßlich führende Mitglieder seiner Sekte einem Untersuchungsrichter vorgeführt. Im Falle einer Verurteilung drohen ihm bis zu 30 Jahren Haft.