Essen. Gefährliche Mutprobe: Die Verbraucherzentrale NRW warnt vor der „Hot Chip Challenge“. Besonders Kinder sollten die Finger von den Chips lassen.

Sie werden einzeln mit Schutzhandschuh in einer sargförmigen Boxen verkauft und vom Hersteller als „schärfste Chips der Welt“ angepriesen: Die extrem scharfen Tortilla-Chips mit dem Namen „Hot Chip Challenge“.

In Deutschland machen sie seit Wochen Schlagzeilen. Hintergrund sind immer mehr Berichte über negative gesundheitlichen Folgen nach Konsum der Chips – bis hin zu Krankenhauseinlieferungen und Notarzteinsätzen. Die Verbraucherzentrale NRW warnt deswegen vor dem Konsum, das Land NRWunterbindet indes vorerst nicht den Verkauf. Dafür hat der tschechische Hersteller der ARD gegenüber nun erklärt, den Vertrieb nach Deutschland zu stoppen.

Gefährlicher Trend unter Jugendlichen: Das Erfolgsrezept der „Hot Chip Challenge“

Wie der Produktname schon anzeigt, werden die Chips eigens für Challenges, Mutproben in diesem Fall, auf den Markt gebracht. Die Herstellerfirma wirbt auf ihrer Homepage mit einem Gewinnspiel, an dem alle teilnehmen können, die die Challenge filmen und auf den bekannten Social-Media-Plattformen hochladen. Ein große Zahl von Usern hat das getan, darunter auch viele Kinder und Jugendliche. Einige von ihnen berichteten danach von tagelangen Bauchschmerzen, in Einzelfällen endete die Mutprobe im Krankenhausbett.

Die Verbraucherzentrale NRW warnt seit Jahren vor den gesundheitlichen Folgen nach dem Verzehr extrem scharfer Lebensmittel wie den im Fokus stehenden Tortilla-Chips. Konkret könne es besonders bei Kindern und Jugendlichen zu Reizungen der Schleimhäute in Mund, Magen und Darm, Übelkeit und unter Umständen sogar zu Atemnot kommen.

Grund dafür ist der enorm hohe Schärfegrad der Chips von offiziell 1,8 bis 2,2 Millionen Scoville. Zum Vergleich: handelsübliche Tabasco-Sauce hat 1600 bis 5000, grüne frische Jalapeno-Chili kommen auf 2500 bis 8000 Scoville. Die Verbraucherzentrale NRW fordert deswegen „offizielle Sicherheitsprüfung von den extrem scharfen „Hot Chips“. Gesundheitsgefährdende und nicht sichere Lebensmittel dürfe es auf dem deutschen Markt nicht geben.

Hot Chip Challenge: Das plant das Land NRW

Das zuständige Landesministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz (MLV NRW) erklärt auf Anfrage dieser Redaktion, man habe sich einer bestehenden Warnung vor dem Lebensmittel angeschlossen. In NRW seien zwölf Proben untersucht worden, die teils deutlich erhöhte Capsaicin-Werte aufwiesen. Capsaicin ist ein Alkaloid, das etwa in Chillis natürlich vorkommt und für dessen Schärfe zuständig ist. Gemessen wird die meist in Scoville-Einheiten.

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Es könne, so das MLV, deswegen nicht davon ausgegangen werden, dass hier ein standardisiertes Produkt angeboten werde. „Allein diese Tatsache macht jeden einzelnen „Hot Chip“ – trotz der auf der Verpackung angegebenen Hinweise – zu einem unberechenbaren Risiko für Verbraucherinnen und Verbraucher, insbesondere für Kinder und Jugendliche“, so ein Sprecher des Ministeriums.

In Nordrhein-Westfalen ansässige Großhändler hätten ihre Kunden schon vor einigen Wochen vor dem Produkt gewarnt und den Vertrieb eingestellt, so das Ministerium weiter. „Wir unterstützen ferner Bestrebungen, das weitere Inverkehrbringen dieses Produkts unabhängig von der Charge vorsorglich zu verbieten.“ Momentan sind die Tortilla-Chips im roten Sarg online noch erhältlich: ab 6,99 Euro pro Chip.