Berlin. Alles Fake: In KI-generierten Audio-Nachrichten entschuldigen sich Tagesschau-Sprecher für vermeintliche Lügen ihrer Berichterstattung.
Schon vor dem Zeitalter der Künstlichen Intelligenz hat es viel Mühe gekostet, Fake News und Propaganda zu entlarven. Doch seitdem die Technologie mit Programmen wie ChatGPT massentauglich wurde, bedrohen täuschend echte Fälschungen die Öffentlichkeit. So konnte die AfD mithilfe von KI Bilder eines wütenden „Flüchtlingsmobs“ erzeugen, konnten Internetnutzer Pornovideos ihrer Lieblingsstars erstellen – oder Querdenker die beliebteste Nachrichtensendung von Deutschland fälschen.
Denn seit Montag muss die ARD vor gefälschten, KI-generierten Audio-Nachrichten der Tagesschau warnen. In denen entschuldigen sich die Stimmen von Tagesschau-Sprecherin Susanne Daubner und Tagesschau-Sprecher Jens Riewa für die vermeintlichen Lügen, die sie in der Berichterstattung zur Corona-Pandemie und dem Ukraine-Krieg verbreitet hätten. Eine Tagesschau-Melodie zu Beginn des Clips suggeriert, es handele sich um einen Ausschnitt aus einer regulären Ausgabe der Tagesschau-Sendung.
In einer der falschen Nachrichten heißt es zum Beispiel: „Guten Abend, meine Damen und Herren. Ich begrüße Sie zur Tagesschau. Heute möchten wir uns bei Ihnen entschuldigen. Seit über drei Jahren lügen wir Ihnen dreist ins Gesicht.“ Auch für die vermeintliche Denunziation von Demonstranten entschuldigen sich die Sprecher, weil sie angeblich „anständige Bürger aus der Mitte der Gesellschaft als Rechtsextreme, Reichsbürger oder Corona-Leugner denunzierten“.
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Außerdem lüge man zum Krieg in der Ukraine, „um allein Putin die Schuld an der Eskalation in die Schuhe schieben zu können“, und habe wider besseres Wissen Lügen über Covid-19-Impfungen verbreitet. In allen drei Audio-Dateien heißt es gegen Ende: „Für all diese einseitige Berichterstattung und bewusste Manipulation, insbesondere für die Denunzierung unserer Mitmenschen, müssen wir uns ausdrücklich im Namen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks entschuldigen.“
Laut der ARD seien die Fälschungen relativ einfach zu entlarven. So klingen die Stimmen von Daubner und Riewa mechanisch, die Betonungen der Wörter sind oft falsch. Auch die Sprachmelodie unterscheide sich von den echten Sprechern. Der Unterschied falle besonders zum Ende auf, als die echten Verabschiedungen der Sprecher eingefügt werden.
Marcus Bornheim, Chefredakteur von ARD-aktuell, erklärte dazu, die gezielten Desinformationen mit den darin enthaltenen Positionen seien „geeignet, die freiheitlich-demokratische Grundordnung zu beschädigen“.
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KI-Experte: Menschen müssen Plausibilität des Inhalts überprüfen
So einfach wie bei diesen Beispielen sei es jedoch häufig nicht mehr, echte von falschen Audio-Dateien zu unterscheiden, warnte Andreas Dengel vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI). Daher müssten Menschen vor allem die Plausibilität des Inhalts überprüfen. „Dass ein Nachrichtensender solche Audios veröffentlicht, ist sehr unrealistisch.“ Allerdings hänge es auch stark davon ab, wer solche Fake News zu hören bekomme: „Je besser eine Nachricht ins bestehende Weltbild von Menschen passt, desto eher wird sie auch geglaubt.“
Laut dem Faktenfinder-Beitrag der Tagesschau werden die Audio-Nachrichten vor allem in Querdenker-Kreisen verbreitet. Diese hatten den öffentlich-rechtlichen Medien während der Corona-Pandemie immer wieder Lügen zu Impfungen und Lockdown-Maßnahmen vorgeworfen. So seien die Nachrichten unter anderem auf einer Demonstration der Querdenker-Szene in Kiel abgespielt worden. Auch auf einschlägigen Webseiten und Telegram-Kanälen verbreiteten sich die gefälschten Audio-Dateien.
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