Berlin. Seit Wochen protestieren Menschen in Panama gegen den Ausbau einer Kupfermine. Nun tötete ein Mann zwei Lehrer bei einem Protest.

Es ist eine verstörende Szene, die sich am Mittwoch westlich von Panama City abspielt. Seit Wochen ist das Land in Aufruhr, weil die Regierung einen Deal mit einer kanadischen Bergbaufirma abgeschlossen hat. Sie soll Kupfer aus einer der größten Minen des Landes mitten im Regenwald abbauen dürfen – und das für Jahrzehnte. Die Menschen befürchten gravierende Auswirkungen auf die Umwelt, das Trinkwasser und das Klima. Aber auch bei den Vertragsbedingungen mit der kanadischen Firma sehen sich viele im Land benachteiligt. Gewerkschaften, Studenten, Umweltschützer und indigene Gruppen protestieren seit Wochen gegen den Deal.

Am Mittwoch nahmen auch zwei Lehrer an einer Protestaktion teil. Etwa 80 Kilometer westlich von Panama City blockierten sie zusammen mit anderen Demonstranten eine Straße. Sie legten Gegenstände und Steine auf den Asphalt. Mehrere Menschen versammelten sich, schwenkten Fahnen und Banner. Die Stimmung war friedlich. Auch ein Kamerateam war vor Ort und filmte.

Seit Wochen protestieren die Menschen in Panama gegen einen Vertrag der Regierung mit einem kanadischen Bergbauunternehmen. Dabei werden auch immer wieder Straßen blockiert.
Seit Wochen protestieren die Menschen in Panama gegen einen Vertrag der Regierung mit einem kanadischen Bergbauunternehmen. Dabei werden auch immer wieder Straßen blockiert. © AFP | BERNAT BIDEGAIN

Verstörende Aufnahmen: US-Bürger zieht Waffe und schießt auf friedliche Demonstranten

So entstanden wohl auch die Aufnahmen, die wenig später auf dem Kurznachrichtendienst „X“ (ehemals Twitter) erschienen. Die Stimmung vor Ort kippte, als der 77-jährige Kenneth Darlington aus seinem Auto stieg und auf die Demonstranten zuging. Der Autofahrer begann mit den Demonstranten zu diskutieren, regte sich lautstark über die Blockade auf und zog schließlich eine Waffe. Mehrere Passanten beobachteten und filmten die Auseinandersetzung, auch das Kamerateam filmte. Dann, ohne ersichtlichen Anlass, feuerte Darlington Schüsse auf die beiden Lehrer ab, die sich ihm in den Weg stellten. Einer ging direkt zu Boden, der zweite schleppte sich noch ein paar Meter und brach schließlich zusammen. Beide sind ihren Schussverletzungen mittlerweile erlegen.

Der 77-jährige Schütze begann daraufhin noch seelenruhig die Straße freizuräumen, so ist es auf den Aufnahmen zu sehen. Wenig später wurde er von der anrückenden Polizei festgenommen. Noch am Abend wurde er einem Haftrichter vorgeführt. Darlington ist ein ehemaliger Anwalt im Ruhestand. Er wurde in Panama geboren, besitzt aber auch die US-Staatsbürgerschaft. Wie die Generalstaatsanwaltschaft inzwischen mitteilte, wird dem 77-Jährigen schwerer Mord in zwei Fällen und illegaler Waffenbesitz vorgeworfen. Noch am Abend versammelten sich zahlreiche Menschen zu Mahnwachen.

Die Menschen befürchten schlimme Umweltschäden durch den weiteren Abbau von Kupfer in der Region.
Die Menschen befürchten schlimme Umweltschäden durch den weiteren Abbau von Kupfer in der Region. © AFP | BERNAT BIDEGAIN

Ob der gewaltsame Tod der beiden Lehrer einen Wendepunkt bei den Protesten markiert, ist fraglich. Immerhin: Mittlerweile hat der Oberste Gerichtshof in Panama angekündigt, den Vertrag zwischen Regierung und Bergbauunternehmen überprüfen zu wollen. Die Regierung will jedoch daran festhalten. Im Oktober hatte Panamas Präsident Laurentino Cortizo erklärt, das Abkommen würde wichtige Arbeitsplätze und Einnahmen für Panama schaffen.