Berlin. Durch das Orkantief „Ciarán“ in Westeuropa sind mindestens sieben Menschen gestorben. Weitere wurden verletzt.
Sturm „Ciarán“ bringt Chaos nach Frankreich, Großbritannien und Deutschland
Es sind schockierende Fotos: Das Orkantief „Ciarán“ hat in der Nacht zum Donnerstag den Nordwesten Frankreichs und den Südwesten von England mit großer Wucht getroffen. Später erreichte das Unwetter auch Deutschland. Mindestens sieben Menschen kamen ums Leben und etliche wurden verletzt, wie Behörden mitteilten. Vor den Augen ihrer Familie wurde im Harz eine Frau aus Bayern von einem umstürzenden Baum erschlagen. In Frankreich gab es zwei Tote und 15 Verletzte, darunter sieben Feuerwehrleute, wie Innenminister Gérald Darmanin mitteilte. Ein Lastwagenfahrer starb, als er in einen umgestürzten Baum krachte. In Le Havre wurde ein Mann beim Schließen seiner Fensterläden von einem Windstoß erfasst und tödlich verletzt.
Etwa 1,2 Millionen Haushalte waren ohne Strom und Hunderttausende vom Mobilfunknetz abgeschnitten. An etlichen Stellen blockierten Bäume Straßen und Bahnstrecken, was zu zahlreichen Einsätzen der Feuerwehr führte. Es habe erhebliche Sachschäden unter anderem an Dächern gegeben, teilte Innenminister Gérald Darmanin mit. Mehr als 1300 Menschen wurden in Sicherheit gebracht. Feuerwehren rückten zu rund 1900 Einsätzen aus. Der Sturm erreichte Sturmböen von bis zu 200 Kilometern pro Stunde, und an der Atlantikküste und der Nordküste von Frankreich bestand die Gefahr von Sturmfluten. Einige Küstenregionen wurden evakuiert, und Zehntausende waren vorübergehend von Mobilfunknetzen abgeschnitten.
Orkan „Ciáran“ in England: Windgeschwindigkeit von bis zu 112 Stundenkilometern
In Belgien rief der Wetterdienst die Warnstufe Orange für die flämische Küste aus und die Warnstufe Gelb für den Rest des Landes. Die Städte Brüssel, Antwerpen und Lüttich kündigten an, ab Mittwochnachmittag und den ganzen Donnerstag über öffentliche Parks zu schließen.
Auch der britische Wetterdienst warnte vor heftigen Regenfällen. In einigen Gebieten Englands dürfte „Ciáran“ demnach Windgeschwindigkeiten von bis zu 112 Stundenkilometern erreichen und Überflutungen mit sich bringen. An der Südküste Englands blieben daher Hunderte Schulen in den Grafschaften Cornwall und Devon geschlossen. Berichten zufolge waren 6000 Haushalte in Devon ohne Strom.
Mehrere Bahnbetreiber im Großraum London riefen die Menschen dazu auf, nur wirklich notwendige Reisen anzutreten. Die Bahngesellschaft Eurostar, die Verbindungen von Festland-Europa nach Großbritannien anbietet, rechnete nach eigenen Angaben mit Behinderungen und langsameren Fahrten. Sie riet Fahrgästen, für Donnerstag geplante Reisen zu verschieben. Der Flughafen im Bretagne-Ort Quimper schloss am Mittwoch für 24 Stunden.
Orkan: Diese Auswirkungen hat der Orkan auf Deutschland
Auch in den Niederlanden wurden wegen des Sturmes Hunderte Flüge unter anderem nach Deutschland annulliert. Das teilte ein Sprecher des Amsterdamer Flughafens Schiphol am Donnerstag mit. Wegen der erwarteten heftigen Sturmböen wurde auch die Schifffahrt von der Nordsee auf die Westerschelde im Südwesten des Landes gestoppt. Auch können einige Fähren zu den Wattenmeerinseln nicht fahren. Der Meteorologische Dienst rief die zweithöchste Alarmstufe Orange für die südwestliche Provinz Zeeland und die Regionen an der Nordseeküste aus. Einige Schulen blieben vorsorglich geschlossen.
Der Deutsche Wetterdienst gab eine Sturmwarnung für Teile der Nordseeküste und eine Starkwindwarnung für Teile der Ostseeküste heraus. In Deutschland wird das international unter „Ciarán“ bekannte Tief „Emir“ genannt. An der Nordsee seien insbesondere Ostfriesland und Helgoland betroffen. An der Ostsee soll es mehrheitlich bei Starkwind bleiben, aber von Flensburg bis Fehmarn und auf Rügen sei mit stärkeren Windböen zu rechnen. In Nordrhein-Westfalen beeinträchtigten erste umgestürzte Bäume den Zugverkehr bereits am Donnerstagmorgen. Betroffen waren die Regionen Euskirchen, Remscheid, Mönchengladbach/Viersen und Dorsten. (cla/dpa/afp)