Berlin/Palma. Ein schweres Unwetter traf Mallorca mit voller Wucht. Heftige Regenschauer, Winde und zwei vermisste deutsche Segler bereiteten Sorgen.
Ein starkes Unwetter hat Urlauber auf der beliebten Ferieninsel Mallorca getroffen. Heftige Regenfälle und starke Winde suchten die Insel und weitere Regionen der Balearen am Sonntag heim. Die verheerenden Unwetter brachten eine zerstörerische Kraft mit sich – Bäume knickten um, Tische und Stühle wurden durch die Luft geschleudert, und umherfliegende Trümmer beschädigten Gebäude. Angesichts dieser Naturgewalt rief die Inselregierung sowohl die Bevölkerung als auch Urlauber zu höchster Wachsamkeit auf. Sorgen bereiteten zudem zwei vermisste deutsche Segler.
Mallorca: Alarmstufe Orange – Extremwetter bringt Chaos auf den Balearen
Besonders heftige Regenschauer und Stürme, begleitet von Windböen mit Geschwindigkeiten von 80 bis 100 Kilometern pro Stunde, tobten gestern über Mallorca. Die Auswirkungen waren derart gravierend, dass auf sämtlichen Inseln der Balearen den gesamten Tag über die Alarmstufe Orange ausgerufen wurde – ein Hinweis auf extreme Gefahr. Bis zum frühen Nachmittag gingen mehr als 200 Notrufe bei der Notrufzentrale der Balearen ein, berichtet die Tagesschau.
Unter den betroffenen Gebieten ragte die Gemeinde Palma heraus. Laut Angaben der Hafenbehörde der Balearen löste sich ein Kreuzfahrtschiff aufgrund der brachialen Winde von seiner Verankerung und stieß mit einem fest vertäuten Öltanker zusammen. Glücklicherweise blieb dieser Vorfall ohne Verletzte. Weitere Informationen: Mallorca: Kreuzfahrtschiff kollidiert bei Sturm mit Tanker
Unwetter-Chaos auf Mallorca: Zwei deutsche Segler vermisst
Sorgen bereiteten zwei deutsche Segler, die am Sonntag mit ihrem etwa neun Meter langen Boot von Menorca nach Mallorca unterwegs waren und als vermisst gemeldet wurden. Es handele sich um einen 50-Jährigen und dessen 19-jährigen Sohn, teilte der spanische Seerettungsdienst mit. An der Suche am sogenannten Kanal von Menorca zwischen den beiden Balearen-Inseln nahmen den amtlichen Angaben zufolge zwei Rettungsschiffe und ein Hubschrauber teil.
Ob das spurlose Verschwinden des Bootes „Makan Angin“, das in Cala Galdana auf Menorca in See gestochen war, mit dem Unwetter zu tun hat, stand vorerst nicht fest. Der Kontakt zu den Deutschen sei bereits am Sonntag gegen zehn Uhr morgens abgebrochen, hieß es.
Nahestehende Menschen hätten die Behörden von Deutschland aus erst am Sonntagabend gegen 18.30 Uhr benachrichtigt. Ob es sich bei den beiden Vermissten um Touristen oder um auf den Balearen wohnende Deutsche handelt, wurde vorerst nicht bekannt. Die Suche nach den beiden Vermissten war am Montagabend noch nicht beendet.
Notrufe überfluten die Leitstelle: Unwetter-Chaos auf Mallorca
Insgesamt lösten die intensiven Unwetter auf Mallorca über 300 Alarmierungen aus, wie der balearische Notdienst berichtete. Vor allem umgestürzte Bäume, die Autos beschädigten oder den Verkehr blockierten, waren die Ursache für die Einsätze. Glücklicherweise kam es zu keinen schwerwiegenden Personenschäden. Die Feuerwehr vermeldete insgesamt 179 Einsätze, die mehrheitlich in der westlich von Palma gelegenen Gemeinde Calviá stattfanden.
Die Unwetter tobten nicht nur auf Mallorca, sondern teilweise auch auf Ibiza und Menorca. Die "Mallorca Zeitung" und das "Mallorca Magazin" berichteten von einem Vorfall, bei dem zwei Kinder auf einer Luftmatratze vor dem Strand von Illetes in Calviá vom starken Wind aufs offene Meer hinausgetrieben wurden. Sie konnten unverletzt geborgen werden.
Dazu soll laut Medienberichten das Kreuzfahrtschiff Britannia in einen Sturm geraten und mit einem Tanker zusammengestoßen sein. Ein Vertreter von P&O Cruises erklärte gegenüber Sky News am Montag, dass das Schiff am Sonntag im Hafen von Palma in in einen "wetterbedingten Zwischenfall" verwickelt war. Eine geringe Anzahl von Personen erlitt leichte Verletzungen und wurde an Bord behandelt.
Richtung Sonntagabend beruhigte sich das Wetter auf den Balearen allmählich. Der Wetterdienst Aemet senkte die Warnstufe von Orange auf Gelb. Dennoch warnten sie vor hohem Wellengang entlang der Küste. Auch interessant: Sexuelle Gewalt auf Mallorca: "So schlimm war es noch nie"
Flugchaos auf Mallorca: Zahlreiche Flüge gestrichen – Touristen stranden am Flughafen
Zwangsläufig mussten zahlreiche Flüge auf Mallorca gestrichen werden. Viele Touristen sahen sich gezwungen, die Nacht zum Montag am Flughafen von Palma zu verbringen. Regionale Medien berichteten von Hunderten betroffenen Passagieren.
Insgesamt wurden am Sonntag am Flughafen Son Sant Joan 29 Abflüge gestrichen, wie die spanische Flughafenverwaltungsbehörde Aena bekanntgab. Zudem wurden 27 ankommende Flüge gestrichen und 18 umgeleitet. In den Sommermonaten werden auf Mallorca oft über 1000 Flüge täglich abgewickelt. Ein Sprecher des Flughafens erklärte auf Anfrage, dass sich die Lage im Verlauf des Montags weitgehend normalisieren werde. Auch interessant: Unwetter und Starkregen – Ist das die neue Normalität?
Das Unwetter könnte ein Vorbote für den bevorstehenden Herbst sein. Das Phänomen nennt sich Kaltlufttropfen, bei dem kalte Luftmassen aus dem Norden auf die Insel treffen und auf das warme Mittelmeer stoßen. Diese Kombination aus Hitze und Feuchtigkeit kann Gewitter mit großer Energie versorgen. Heftige Stürme, Niederschläge und Gewitter sind die möglichen Folgen. Mit Wassertemperaturen von knapp 30 Grad ist das Meer um Mallorca in diesem Jahr außergewöhnlich warm. Dies verstärkt die Möglichkeit, dass der Kaltlufttropfen besonders intensiv ausfallen kann. (soj/dpa)