Washington. Ein Weißer Rassist hat in Florida drei Afro-Amerikaner erschossen. Die Tragödie in Jacksonville fügt sich in ein düsteres Gesamtbild.
Wenn Amerika Dr. Martin Luther King feiert, steht seit ein paar Jahren ein junges Mädchen im Mittelpunkt. Yolanda King, die 15-jährige Enkelin des schwarzen Bürgerrechts-Titanen, erntet bei Kundgebungen für ihrer klugen Beobachtungen regelmäßig den größten Beifall. So auch am Samstag, als in Washington DC Zehntausende bei sengenden Temperaturen an Kings historisch wirkungsmächtigste "I Have a Dream"-Rede erinnerten, die heute (Montag) vor genau 60 Jahren eine viertel Million Menschen vor die Treppen des Lincoln-Denkmals zog.
Zehntausende erinnern in den USA an "I Have a Dream"-Rede von Martin Luther King
"Wenn ich heute mit meinem Großvater sprechen könnte, würde ich sagen, dass es mir leid tut, dass wir immer noch hier sein müssen, um uns neu zu verpflichten, dein Werk zu vollenden und endlich deinen Traum wahr werden zu lassen", sagte Yolanda King und fügte hinzu: "Heute ist Rassismus noch immer bei uns. Armut ist noch immer bei uns. Und jetzt kommt es in Gotteshäusern, unseren Schulen und unseren Einkaufszentren zu Waffengewalt." Der letzte Teil des Satzes sollte fast zeitgleich zu den Feierlichkeiten in der Hauptstadt 1100 Kilometer südlich blutige Wahrheit werden.
Florida: Mord aus Rassenhass – 21-Jähriger erschießt drei Menschen und sich selbst
In Jacksonville im Nordosten Floridas betrat nach Polizeiangaben der 21-jährige Weiße Ryan P. am Mittag samt Maske und Schutz-Weste eine Filiale der Billigsupermarkt-Kette "Dollar". Er rief wüste Parolen und begann, bewaffnet mit einem halbautomatischen Schnellfeuergewehr vom Typ AR-15 und einer Pistole der Marke Glock, unmittelbar danach zu schießen. Zwei Männer und eine Frau, alle Afro-Amerikaner, starben noch an Ort und Stelle.
Als die Polizei eintraf, verbarrikadierte sich der von Nachbarn als "unscheinbar" und "verschlossen" beschriebene Grafik-Design-Student aus dem benachbarten Orange County zunächst. Dann erschoss er sich selbst. Sein Motiv? Hass auf Schwarze. Sheriff T.K Waters, selbst Afro-Amerikaner, erklärte, dass der Täter von einer "widerlichen Hass-Ideologie" getrieben war. Ryan P. hinterließ mehrere "Manifeste". Aus den Papiere gehe eindeutig hervor: "Er wollte ganz klar Schwarze töten."
Tragödie in Florida: Vater fand das Manifest des Täters – doch es war schon zu spät
Auf sein Sturmgewehre hatte P. mit weißer Farbe mehrere Hakenkreuze gemalt. Auch das Datum für den Blutrausch war kein Zufall, wie Jacksonvilles Bürgermeisterin Donna Deegan mitteilte. Vor genau fünf Jahren starben nach einem Amoklauf auf einer Videospiel-Messe in Jacksonville zwei Menschen. Ryan P. nahm in seinem Pamphlet darauf Bezug. Unklar bleibt, ob er zunächst ein anderes Ziel im Visier hatte. Er war zuvor an der von Schwarzen besuchten Edward Water-Universität gesehen worden. Ein Wachmann verwies ihn des Geländes.
Wie die Polizei bestätigte, wurde Ryan P. vor sieben Jahren auf nach einem Zwischenfall von häuslicher Gewalt in psychiatrische Behandlung genommen. Ob seine Eltern, bei denen er wohnte, über die Radikalisierung im Bilde waren, ist offen. Kurz vor dem Massaker hatte P. seinen Vater per SMS aufgefordert, seinen Computer zu öffnen. Stephen P. fand dort das Manifest und rief sofort die Polizei an. Aber da war das Morden bereits im Gange. Die Tragödie in Jacksonville fügt sich in ein düsteres Gesamtbild.
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FBI stellt klar: Gewalttätiger Extremismus ist "größte inner-amerikanische Bedrohung"
Erst im vergangenen Jahr tötete der 18-jährige Payton Gendron in einem Supermarkt in Buffalo/New York auf ähnliche Weise zehn Afro-Amerikaner. Vorher verbreitete er im Internet eine Schrift, die ihn als Anhänger der Irrlehre von der "Vorherrschaft der Weißen" (white supremacy) auswies. Laut Bundespolizei FBI ist rassistisch motivierter, gewalttätiger Extremismus die "größte inner-amerikanische Bedrohung". Die Bürgerrechts-Organisation "Anti-Defamation League" hat 2022 Jahr 6000 Zwischenfälle mit weißen Rassisten registriert.
Florida rangiert im oberen Drittel. Als der schwarze Lobby-Verband NAACP im Mai eine förmliche Reisewarnung für Afro-Amerikaner in Florida ausgab, sprach Gouverneur Ron DeSantis von über Nachrede. Nach dem Mordanschlag in Jacksonville, seinem Geburtsort, sprach der republikanische Präsidentschaftskandidat von einem "entsetzlichen" Angriff. Er nannte den Todesschützen einen "Dreckskerl" und "Feigling", der es auf Menschen "aufgrund ihrer Rasse abgesehen" habe. "Das ist völlig inakzeptabel."