Berlin. Nach einem Zugunfall ist der Gotthard-Basistunnel gesperrt. Die Reparaturarbeiten werden Monate dauern. Was das für Reisende bedeutet.
Im Gotthard-Basistunnel in der Schweiz geht nichts mehr. Reparaturarbeiten nach einem schweren Güterzug-Unfall werden voraussichtlich mehrere Monate dauern. Die Schäden sind größer als angenommen, wie die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) am Mittwoch in Bern mitteilten.
Der 57 Kilometer lange Tunnel bleibt bis 23. August komplett gesperrt. Ab dann können stark eingeschränkt wieder Güterzüge durch den Tunnel rollen. Für den Personenverkehr wird der Tunnel möglicherwiese sogar monatelang gesperrt bleiben.
Bereits vergangene Woche war im Gotthard-Tunnel ein von Italien Richtung Deutschland fahrender Güterzug entgleist. Dabei wurden die Gleisanlage und ein Sicherheitstor schwer beschädigt. Der Zugverkehr ist seitdem eingestellt. Die Sperrung des längsten Bahntunnels der Welt hat weitreichende Folgen.
Gotthard-Tunnel: Auswirkungen für Bahnreisende
Aufgrund der beschränkten Ausweichverbindungen, müssen Reisende ein bis zwei Stunden zusätzliche Fahrtzeit in Kauf nehmen. Der Personenverkehr wird über die sogenannte Panoramastrecke umgeleitet. Der Tunnel verbindet die deutschsprachige Schweiz mit dem italienischsprachigen Kanton Tessin und ist Teil einer Nord-Süd-Achse von Deutschland nach Italien.
Da beide Röhren des Gotthardtunnels gesperrt sind, verkehren Güterzüge über Alternativrouten. Diese können die Kapazitäten des Gotthards allerdings nicht auffangen. Bis der Rückstau abgearbeitet ist, könne es bis zu vier Wochen dauern, erklärt Hans-Jörg Bertschi, Chef des Transportunternehmens Bertschi gegenüber der Schweizer Zeitung „Blick“.
Aktuell werde ein Großteil des Transport auf die Straße umgelegt. „Wenn die Kapazität anzieht, dann kann die Straße nicht alles auffangen“, sagte Benjamin Giezendanner, der ebenfalls ein Transportunternehmen besitzt, dem „Blick“.
Derzeit fehle es demnach bereits in manchen Tessiner Krankenhäusern an Stickstoff und Sauerstoff. Als Nächstes wären Lebensmittel betroffen, die ohne Unterbrechung der Kühlkette transportiert werden müssen. „Wenn der Gotthard einen Monat zu ist, haben wir ein gigantisches Problem“, so Giezendanner gegenüber der Zeitung.
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Reparatur: Acht Kilometer Gleise müssen ersetzt werden
Die Unfallursache wird derzeit noch ermittelt. Bei einer Weiche in Faido, wo die Züge von einer in die andere Tunnelröhre wechseln können, driftete ein Wagen ab. In der Folge entgleisten alle nach ihm kommenden Wagen, insgesamt 23 von 30. Sie wurden teilweise oder komplett zerstört. Ursprünglich war von einer Sperre von mindestens einer Woche die Rede. Nun habe sich gezeigt, dass in Doppelröhre insgesamt rund acht Kilometer Gleise und 20.000 Schwellen ersetzt werden müssten, hieß es am Mittwoch.
Bei dem Unfall wurde niemand verletzt. SBB-Vorstandschef Vincent Ducrot bedauerte jedoch den großen Sachschaden und die Unannehmlichkeiten für die Reisenden. „Der Gotthard-Basistunnel gehört zu den sichersten der Welt. Dass trotzdem ein solcher Unfall geschehen konnte, trifft uns sehr“, sagte er. (bef/dpa)