Essen. Tickets für Coldplay in Deutschland sind begehrt. Viele Fans kritisieren das Presale-System. Wie der Veranstalter den Vorverkauf rechtfertigt.

Viele Popmusik-Fans sind in dieser Woche beim Versuch verzweifelt, sich Tickets für die Konzerte der Band Coldplay in München und Düsseldorf im kommenden Jahr zu sichern. Wer sein Glück zum Beispiel am Donnerstag beim Ticketmaster-Vorverkauf versuchte, konnte froh sein, in der Warteschlange „nur“ eine fünfstellige Zahl an Personen vor sich zu haben. Die allermeisten Fans gingen leer aus.

In den sozialen Netzwerken kritisieren viele das System, mit dem der Tourneeveranstalter Live Nation die Tickets verkauft. Während der offizielle Vorverkauf am Freitag um 10 Uhr begann, konnten die ersten Fans schon am Dienstag zuschlagen – bei einem Vor-Vor-Vor-Vorverkauf sozusagen. Dafür mussten sie sich auf der Webseite der Band registrieren. Am Mittwoch waren Telekom-Kunden exklusiv an der Reihe, Donnerstag gab es Karten bei Ticketmaster, am Freitag dann auch bei Eventim und anderen Stellen.

Coldplay in München und Düsseldorf: Tickets in mehreren Phasen verkauft

„Viermal versucht, Coldplay-Tickets zu bekommen, viermal in der Warteschlange gelandet, viermal keine Tickets bekommen“, schreibt eine Nutzerin bei Twitter. Nutzer schildern, teils bis zu sieben Stunden in den Warteschlangen der Portale verbracht zu haben, ohne am Ende ein Ticket zu bekommen. Manche behaupten, der Veranstalter habe schon am Dienstag und Mittwoch zu viele Karten verkauft. Ein Nutzer fragte am Donnerstag: „Hatten die noch 500 Tickets für heute?“

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Wie viele Karten schon bei den ersten Presale-Phasen verkauft und wie viele für den offiziellen Vorverkauf am Freitag zurückgehalten wurden, will der Veranstalter auf Anfrage dieser Redaktion nicht verraten. Eine Sprecherin von Live Nation Deutschland teilt lediglich mit: „Eine gewisse Anzahl wird stets für den Onsale zurückgehalten.“

Coldplay-Veranstalter meint: „Bei Top-Ereignissen muss man schon etwas Geduld haben“

Live Nation rechtfertigt das System aus mehreren Vorverkaufsphasen. Presales seien „bei den meisten Tourneen seit Jahren die bewährte Praxis.“ Das System sei erfolgreich, auch beim Verkauf der Coldplay-Tickets: „Der Erfolg ist durchschlagend und wird von den Fans angenommen, zumal überhaupt keine zusätzlichen Gebühren, sondern nur die Normalpreise dafür erhoben werden“, so die Sprecherin.

Das Unternehmen weist auch die Vorwürfe der Fans zurück, sie hätten zu viel Zeit in den Warteschlangen verbracht. Wenn die Nachfrage höher ist als die Kapazität der Spielstätten, sei klar, dass nicht jeder ein Ticket bekommt. Zudem könne jedes Ticketsystem in einem bestimmten Zeitraum nur eine begrenzte Zahl an Anfragen bearbeiten. „Daher muss man bei Top-Ereignissen schon etwas Geduld haben.“

Verbrauchzentrale warnt vor teuren Tickets auf dem Zweitmarkt

Der Verbraucherzentrale NRW zufolge steckt auch ein wirtschaftlicher Grund hinter dem System mit mehreren Presale-Phasen: „Dadurch wird ein noch größerer Hype geschaffen. Wenn die Karten schon länger im Verkauf sind, denken manche Fans, sie müssten noch eher ein Ticket kaufen, weil die Karten so gefragt sind“, sagt Telekommunikationsexperte Felix Flosbach dieser Redaktion. Manche würden dann auch Karten in höheren Preiskategorien kaufen.

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Einen Ausweg aus diesem System für Fans kennt Flosbach nicht: „Der Veranstalter entscheidet, wie die Tickets verkauft werden, und Fans müssen sich dem hingeben, wenn sie eins haben wollen.“ Er warnt davor, auf dem Zweitmarkt nach Tickets zu suchen. Interessenten sollten kontrollieren, ob die Karte noch gültig ist und beim Wiederverkauf nicht gegen die Nutzungsbedingungen verstoßen wurde. Der Experte meint: „Wucherpreise sollte man nicht zahlen.“