Berlin. Bergungsexperten konnten den brennenden Autofrachter In der Nordsee betreten. Es soll nun abgeschleppt werden. Wohin wird es gebracht?
- Die Sorgen vor einer Umweltkatastrophe wegen eines in der Nordsee brennenden Frachters, der mit zahlreichen E-Autos beladen ist, scheinen erst einmal gebannt
- Das Feuer hatte sich in den letzten Stunden abgeschwächt, das Boot wurde mit einem Schlepper verbunden
- Nun soll es an eine neue Position gebracht werden
Nachdem erstmals Bergungsspezialisten an Bord des brennenden Frachters vor der niederländischen Küste waren, soll die "Fremantle Highway" nun an einen sicheren Ort geschleppt werden. Dies könnte nach Angaben der Infrastruktur- und Wasserbehörde bereits an diesem Wochenende passieren, wie die niederländische Nachrichtenagentur ANP in der Nacht berichtete.
Am Freitag hatten Bergungsexperten das Schiff betreten. Das teilte die Küstenwache am Freitag mit. Den Spezialisten sei es gelungen, den Frachter „Fremantle Highway“ mit einem Schlepper gut zu verbinden.Der Frachter solle zu einem provisorischen Ankerplatz weiter östlich, 16 Kilometer nördlich der Insel Schiermonnikoog, gebracht werden, berichtete ANP unter Berufung auf die Behörde weiter. Wann mit dem Abschleppen des Frachters begonnen werden soll, hängt demnach unter anderem von der Rauchentwicklung sowie der Wettervorhersage ab. Der Schleppvorgang dauere voraussichtlich zwischen 12 und 14 Stunden. Nach einer Überprüfung der Situation soll das Schiff den Angaben zufolge dann irgendwann in einen Hafen geschleppt werden. Welcher das sein werde, war demnach noch unklar.
Das Schiff brennt noch, aber Feuer und Rauch nehmen ab, wie die Küstenwache mitteilte. Messungen hätten zuvor ergeben, dass die Temperatur stark gesunken war. Dabei befinden sich auf dem brennenden Schiff weitaus mehr Elektroautos als bisher bekannt: 500 statt 25. Das berichtet die niederländische Nachrichtenagentur ANP am Freitag. Sie beruft sich auf das Unternehmen K Line, das die "Fremantle Highway“ von einem japanischen Reeder gechartert hat. Insgesamt befinden sich auf dem Schiff 3783 Autos. Es wurde darüber spekuliert, dass ein Akku-Brand in einem E-Auto das Feuer ausgelöst haben könnte. Solche Brände sind schwer zu löschen. Die Brandursache ist weiter unklar.
Experte: Löschen von Autofrachtern besonders problematisch
Die Bekämpfung von Bränden auf Schiffen ist besonders schwierig. Das sagte der Leiter der Spezialeinsatzgruppe Schiffssicherung der Hamburger Feuerwehr, Dirk Flocke, der Deutschen Presse-Agentur. Man habe es immer mit Metallen zu tun, die eine hohe Wärmeleitfähigkeit haben, heiße Luft und Rauchgase könnten kaum abziehen, die Gänge seien eng und in Schiffen gebe es gefährliche Stoffe.
Hinzu komme die Ladung. Das Löschen eines Autotransporters sei besonders problematisch. Die Decks seien dicht an dicht mit Fahrzeugen vollgestellt. Da könne man mit einem Schlauch nicht zum Brandherd vordringen. Nach Ansicht des Experten ist es nicht von Bedeutung, ob Elektroautos beteiligt sind.
Schiff zur Bergung von Schadstoffen steht bereit
Das Feuer war in der Nacht zum Mittwoch auf dem Autodeck des unter der Flagge von Panama fahrenden Schiffes ausgebrochen. Es war unterwegs von Bremerhaven nach Singapur und lag zu dem Zeitpunkt etwa 30 Kilometer nördlich der Wattenmeerinsel Ameland. Am Donnerstag war das brennende Schiff leicht nach Westen bis auf die Höhe von Terschelling abgedriftet. Dort liegt es jetzt etwa 17 Kilometer im Norden der Insel.
Das Boot wurde zeitweise von außen gekühlt. Sinkt es, können Schiffsdiesel und Schweröl eine "Katastrophe ungekannten Ausmaßes" auslösen, wie Umweltministerin Steffi Lemke (Grüne) warnte.
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Nach den Informationen unseren Redaktionen haben Modellberechnungen für die nächsten 24 bis 48 Stunden ergeben, dass die Schadstoffe Richtung offenes Meer fließen würden. Die Küste wäre nicht direkt bedroht. Vorsorglich steht aber ein Schiff zur Bergung von Öl bereit. (fmg)