Berlin. Eine Deutsche ist in den Dolomiten mit ihrem Auto in eine Familie gerast und hat drei Menschen getötet – darunter einen Zweijährigen.
Der Urlaub einer Familie in der idyllischen Dolomiten-Ortschaft Santo Stefano di Cadore in der norditalienischen Region Venetien ist gestern Abend zu einem Drama geworden. Ein Auto mit einer deutschen Touristin am Steuer erfasste eine aus der Gegend von Venedig stammende Familie, die im Zentrum der Bergortschaft auf der Straße spazierte.
Die 32-jährige Deutsche, die am Steuer eines schwarzen Audis saß, verlor bei hoher Geschwindigkeit die Kontrolle über ihr Fahrzeug und raste in eine Familie aus fünf Personen, die die Straße überquerte. Sie tötete dabei einen zweijährigen Jungen, seinen 48-jährigen Vater Marco Antoniello und seine 65-jährige Großmutter Maria Grazia Zuin.
Deutsche rast in Familie: Zweijähriger kann nicht gerettet werden
Der kleine Mattia war noch am Leben, als er in kritischem Zustand per Hubschrauber ins Krankenhaus San Martino von Belluno geflogen wurde. Er konnte nicht gerettet werden. Auch die Mutter des Jungen wurde ins Spital eingeliefert, sie schwebt aber nicht in Lebensgefahr. Der Großvater, der auch mit der Familie unterwegs war, musste wegen schweren Schocks behandelt werden.
Zum Zeitpunkt des Unfalls befanden sich viele Menschen im Zentrum von Santo Stefano, da eine Trauerfeier im Gange war. "Es war furchtbar, der Großvater war verzweifelt. Er griff sich in die Haare, als er die toten Angehörigen sah", berichtete Silvano Da Rin, Inhaber einer Mechanik-Werkstatt in Santo Stefano di Cadore, der zusammen mit dem Kommandanten der lokalen Carabinieri-Station Mirko Proietti als erster zum Unglücksort eintraf. Er brach in Tränen vor dem kleinen Mattia aus, der schwer verwundet auf dem Asphalt lag.
Deutsche Urlauberin wegen "Straßenmord" festgenommen
Die Autofahrerin stammt nach Angaben der Carabinieri gegenüber dieser Redaktion aus Deggendorf in Bayern. Sie wurde wegen "Straßenmord" festgenommen. Bei dem Unfall kam sie mit einigen Verletzungen davon und wurde im Krankenhaus der Ortschaft Pieve di Cadore behandelt. Sie musste sich einem Alkohol- und Drogentest unterziehen. Geprüft wird, ob sie mit dem Smartphone am Steuer hantierte, bevor sich der Unfall ereignete.
Die geschockte Frau wurde von den Carabinieri mithilfe eines Dolmetschers befragt. Die Carabinieri gehen davon aus, dass die Frau bei hoher Geschwindigkeit unterwegs war, keine Bremsspuren wurden auf der Fahrbahn entdeckt. Sollte sie wegen "Straßenmord" und Alkohol oder Drogen am Steuer verurteilt werden, drohen ihr laut dem italienischen Gesetz bis zu zwölf Jahren Haft.
Italien: Härtere Strafen nach tödlichen Verkehrsunfällen
Italien hat 2016 das Vergehen des "Straßenmordes" eingeführt. Demgemäß ist der Fahrer strafrechtlich verantwortlich, dessen fahrlässiges Verhalten einen tödlichen Autounfall verursacht hat. Straßenmord ist Gegenstand einer eigenen Regelung und unterscheidet sich vom Verbrechen der fahrlässigen Tötung.
Italiens Verkehrsminister Matteo Salvini erklärte, er sei "zutiefst schockiert und traurig" wegen des tödlichen Unfalls. "Ich bete, dass die Zahl der Opfer nicht noch weiter steigt. Mehr Sicherheit auf unseren Straßen ist ein Ziel meines Ministeriums. Tragödien wie diese erinnern uns auf brutale Weise daran, wie wichtig es ist, verantwortungsbewusst zu fahren", sagte Salvini. Der italienische Ministerrat hat erst vergangene Woche eine strengere Straßenverkehrsordnung verabschiedet, nachdem sich mehrere tödliche Unfälle ereignet hatten.