Paris. Bernard Arnault, ist wieder der reichste Mann der Welt - zumindest laut Forbes-Ranking. In seinem Heimatland ist er extrem umstritten.
Wieder einmal hat das US-Magazin Forbes eine Liste der reichsten Menschen der Welt veröffentlicht. Ob die stimmt, ist fraglich. Einige Superreiche geben viel Geld dafür aus, anonym zu bleiben. Nicht so offenbar Bernard Arnault. Er führt das Ranking akuell an. Wer ist der Mann?
Mal eben 200 Millionen Euro für Notre Dame hinblättern – für einen wie Bernard Arnault kein Problem: Keine fünf Tage, nachdem ein Brand die weltberühmte Pariser Kathedrale verwüstet hatte, zückte Arnault sein Scheckbuch. Eine großzügige Geste, fraglos. Allerdings konnte der Chef des Luxusimperiums LVMH, damals bereits reichster Franzose und reichster Europäer, die Summe aus der Portokasse bezahlen. Seitdem ist sein Vermögen weiter gewachsen ist. 2024 betrug es laut Forbes 233 Milliarden US-Dollar.
Neben den beiden Tech-Mogulen Jeff Bezos und Elon Musk ist Arnault erst der dritte Mensch, der die 200-Milliarden-Dollar-Marke überschritten hat.
Wie Amazon gehörte LVMH übrigens zu den großen Gewinnern von Corona. Weil Luxus immer geht, auch oder gerade in Krisenzeiten, legten die LVMH-Aktien 2021 um 70 Prozent zu. Doch um ein Strohfeuer handelte es sich keineswegs. Die Aktien des Konzerns steigen seit langem beständig, ihr Wert hat sich im letzten Jahrzehnt versechsfacht.
Arnault: Dieser Manager steht für Luxus pur – von Dior, Louis Vuitton über Moët & Chandon
In Deutschland kennt den 74-Jährigen aus Frankreich kaum jemand, dafür aber die Luxusmarken, die er zum Erfolg geführt hat: Dior, Louis Vuitton, Moët & Chandon, Fendi oder Hennessy, die alle zu jenem Konzern gehören, den Arnault gegründet und zum teuersten börsennotierten Unternehmen Europas gemacht hat.
Der Vorzeigemanager mag ein sehr diskreter Mann sein und sich nur selten in der Öffentlichkeit sehen lassen, in Frankreich allerdings ist er so bekannt wie umstritten.
In der Geschäftswelt hat ihm seine kometenhafter Unternehmerkarriere und sein Ruf als knallhartes Verhandlungsgenie den Spitznamen „Wolf im Kaschmirpelz“ eingetragen. Vor allem aber löste Arnault 2012, als Staatspräsident François Hollande eine 75-prozentige Sondersteuer für Superreiche einführte, eine Welle der Empörung aus, weil er die belgische Staatsbürgerschaft beantragte. Frankreich war geschockt über die geplante Steuerflucht des vermögendsten Bürgers.
Forbes' Nummer eins: So wird der „Papst des Luxus“ in Frankreich beschimpft
Der Höhepunkt des Arnault-Bashing war erreicht, als die Pariser Tageszeitung „Libération“ auf ihrer Titelseite ein Foto des Geschäftsmanns mit der in fetten Lettern gedruckten Aufforderung „Hau ab, du reicher Sack!“ veröffentlichte. Tatsächlich verzichtete Arnault aufgrund des Wirbels auf einen Umzug nach Brüssel und konzentrierte sich fortan daheim auf die Rolle des „Papst des Luxus“ und als Mäzen. So brachte er seine bedeutende Sammlung moderner Kunst in die Stiftung Louis Vuitton ein.
Der reichste Mann der Welt wurde nicht reich geboren
In seiner Branche gilt Arnault schon lange als der unumstritten Größte, obwohl er ein Seiteneinsteiger ist. Er wurde 1949 in eine Familie hineingeboren, in der harte Arbeit das Leitmotiv war. Arnaults Großvater führte ein Bauunternehmen. Seinen Enkel nahm er immer wieder zum Baustellenbesuch mit. Seine ersten Millionen machte Arnault mit der Sanierung maroder Firmen. Eine dieser Firmen war der angeschlagenen Textilkonzern Boussac, zu dem auch das Modehaus Christian Dior gehörte.
In den letzten 30 Jahren baute der Herr mit dem silbernen Haarschopf, der als strenger Chef und Frühaufsteher gilt, LVMH durch den Zukauf weiterer Unternehmen zum größten Luxuskonzern der Welt aus – mit 80.000 Mitarbeitern und 75 Luxusmarken unter dem Dach von LVMH.
LVMH: Seine Kinder hat er alle in seinem Luxus-Imperium untergebracht
Wobei Arnault dafür Vorsorge traf, dass dieser auch künftig in der Hand seiner Familie bleibt. Alle fünf aus zwei Ehen stammenden und an den besten Universitäten ausgebildeten Kinder des Milliardärs bekleiden leitende Funktionen in Papas Imperium.
Delphine Arnault (48), sie wurde CEO im Unternehmen, ist das älteste von Bernards fünf Kindern und seine einzige Tochter. Ans Aufhören denkt er aber noch nicht. Die Altersgrenze der CEOs wurde jüngst erst von 75 auf 80 erhöht.
Vermögen: Villa im Nobelviertel und eine Luxusyacht
Zu seinem Imperium gehören laut Medienberichten unter anderem auch eine herrschaftliche Villa in der Nähe von Paris und ein schickes Feriendomizil in St. Tropez.
Arnault, der sich stets sehr sportlich gibt und sogar schon Tennisstunden bei seinem Lieblingsspieler Roger Federer genommen haben soll, musste jedoch auch schon Zugeständnisse machen: Sein Privatjet hat er nach Kritik von Umweltaktivisten verkauft. Aber gut: Seine Indigo Island auf den Bahamas kann er auch bequem mit seiner Luxusyacht ansteuern.