Weil man im Ausland italienische Rezepte immer wieder verändert, will Italien nun seine Gastronomie zum Kulturerbe erklären lassen.
"Macaroni and Cheese" und Pizza mit Ananas: Die auf ihre Gastronomie stolzen Italiener verzweifeln am kulinarischen Fehlverhalten im Ausland. Vor einiger Zeit löste ein Video des britischen Starkochs Gordon Ramsay, in dem die Prozedur zur Herstellung des typisch römischen Gerichts "Spaghetti alla carbonara" vorgestellt wird, eine Welle der Empörung aus.
Scharfe Kritik hagelte es wegen einer knallgelben flüssigen Sauce, die der gebürtige Schotte auf die Spaghetti schüttete. Italienische Gourmets bemängelten außerdem, dass Ramsay bei der Herstellung des Gerichts nicht den klassischen "Guanciale", den besten Speck aus der Backe oder dem Nacken des Schweins geschnitten, sondern gewöhnlichen "Bacon" verwendet habe.
Italienische Küche: Bald UNESCO-Kulturerbe?
Solche Fehler kommen im Ausland häufig vor. Im Internet kursiert ein lustiges Meme mit dem Titel "Wie man einen Italiener foltert". Sadisten halten einen verzweifelten Mann fest, der gezwungen wird, eine schreckliche Szene mit anzusehen: Eine Pizza wird mit einer Ananas belegt.
Die Italiener bestehen darauf, die beste Küche der Welt zu haben und wollen ihre kulinarische Tradition verteidigen. So setzt sich die Regierung in Rom dafür ein, dass die italienische Gastronomie in das Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen wird. "Die italienische Kulinarik ist ein Schatz und muss verteidigt werden", sagt Italiens Landwirtschaftsminister Francesco Lollobrigida.
Das Dossier wird nun vom Außenministerium in Rom an die UNESCO weitergeleitet. Der Bewertungsprozess soll spätestens im Dezember 2025 abgeschlossen werden. Die italienische Küche wird im offiziellen Bewerbungsdossier als eine Reihe von sozialen Praktiken, Ritualen und Gesten definiert, die auf zahlreichen lokalen Kenntnissen beruhen. Dieses Mosaik von Traditionen spiegle die biokulturelle Vielfalt des Landes wider, heißt es im Dossier.
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"Macaroni and Cheese" und Hawai-Pizza: Für Italiener ein "Sakrileg"
Der Landwirtschaftsverband Coldiretti beklagte, dass viele italienische Rezepte im Ausland verzerrt würden, so dass das ursprüngliche Gericht nicht mehr zu erkennen sei. Ein Beispiel sei das in den USA beliebte Gericht "Macaroni and Cheese" , also Nudeln mit einer Käsesoße, das nichts mit der italienischen Pasta-Tradition gemeinsam habe.
Als "echtes Sakrileg" bezeichnete der Bauernverband die vor allem in den USA beliebte Pizza-Hawaii mit Ananas. Als Dessert könne die Tropenfrucht okay sein – aber nicht als Belag. "Deshalb ist es wichtig, die italienische Küche mit der Anerkennung als UNESCO-Erbe in der Welt zu schützen", betonte Coldirettis Präsident Ettore Prandini.
Italienische Küche und Tischkultur soll bewahrt werden
Rigoros sind die Italiener auch, wenn es um die korrekte Zubereitungsweise regionaler Spezialitäten geht. Mit der Accademia italiana della cucina (z. Dt.: Italienische Akademie der Kochkunst) gibt es sogar eine staatliche Einrichtung, die es sich nach eigenen Angaben zum Ziel gesetzt hat, "die Traditionen der italienischen Küche und Tischkultur zu bewahren und an die folgenden Generationen weiterzugeben".
Fast 3000 Rezepte original-italienischer Gerichte sind dort gelistet – darunter auch das für Ragù classico alla bolognese. Schon im Jahr 1982 hat die Accademia Italiana della Cucina das notariell beglaubigte Bolognese-Rezept bei der Handelskammer von Bologna hinterlegen lassen, seitdem blieb es unverändert.
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Italien: Regierung will synthethische Lebensmittel verbieten
Die seit Oktober amtierende Rechtsregierung in Rom um Premierministerin Giorgia Meloni setzt auch stark auf die Verteidigung der heimischen Lebensmittelproduktion. So wurde das Landwirtschaftsministerium in "Ministerium für die Ernährungssouveränität umgetauft". Die Regierung setzt sich unter anderem gegen Laborfleisch und Insektenmehl ein.
Landwirtschaftsminister Francesco Lollobrigida hat einen Gesetzesentwurf vorgelegt, der Herstellung und Verkauf synthetischer Lebensmittel verbietet. Das Gesetz sieht ein Verbot des Verkaufs, der Herstellung für den Export und der Einfuhr von Lebensmitteln vor, die aus einer Zellkultur stammen. Verstöße sollen mit Geldstrafen zwischen 10.000 und 60.000 Euro und der Beschlagnahme der Waren geahndet werden.
Synthetischen Lebensmitteln wird ein großes Potenzial für die Herstellung von Produkten zugeschrieben, die wie Fleisch aussehen und schmecken, ohne dass dafür Tiere getötet werden müssen.
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