Berlin. Internet-Riese Google wird neuer Sponsor der Fußballnationalmannschaft der Frauen. Zur Verkündung reiste CEO Sundar Pichai nach Berlin.
Als die Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg und der Google-CEO Sundar Pichai an diesem Nachmittag den Rasen betreten, bricht lauter Beifall im Google Office Berlin aus. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Internet-Konzerns, des Deutschen Fußball Bunds (DFB) und Journalistinnen und Journalisten klatschen von der aufgebauten Tribüne und den Stühlen am Rande des Fußballfeldes.
Manche Mitarbeiter lehnen sich aus den Bürofenstern, um ein Foto von der Veranstaltung im Hinterhof zu machen. Dort hat man Kunstrasen verlegt, auf dem mit weißen Linien sorgsam ein Strafraum und ein Mittelkreis eingezeichnet sind. Am Ende des Platzes steht sogar ein Fußballtor und im Hintergrund ein Aufbau, der an eine Tribüne für Pressekonferenz vor Spieltagen erinnert. In den kommenden Minuten wollen die Bundestrainerin und der Google-CEO den Anfang von etwas Großem verkünden.
Google-CEO kündigt unter Applaus neue Partnerschaft mit dem DFB an
Pichai lässt den Applaus ausklingen, dann stellt er sich vor das Rednerpult im Mittelkreis. Er sei schon als Kind ein großer Fußballfan gewesen, sagt er. Er habe über Jahre hinweg immer wieder genossen, die großen deutschen Fußballvereine und die Nationalmannschaft zu sehen. Es gebe kaum einen anderen Sport, der Menschen so zusammenbringt und verbindet wie der Fußball.
Auch habe er mit Spannung verfolgt, wie sich der Frauenfußball in den vergangenen Jahren verändert habe. Google wolle Menschen die Möglichkeit geben, den Sport in verschiedenen Facetten zu entdecken. Er macht eine kurze Pause. "Wegen all diesen Gründen, geben wir bekannt, das Google eine dreijährige Partnerschaft mit dem Deutschen Fußballbund eingeht." Wieder Applaus von den Rängen. "Gemeinsam mit dem DFB werden wir daran arbeiten, den Frauenfußball in Deutschland weiter voranzutreiben."
Sponsoring wichtigste Einnahmequelle des DFB
Konkrete Einblicke in die Partnerschaft gibt Holger Blask, Marketingchef des DFB. "Google wird sehr viel Aufmerksamkeit auf die Frauen-Nationalmannschaft lenken", sagt er. Es gehe den Fans nicht mehr nur um die 90 Minuten auf dem Fußballplatz, sondern um die Geschichten drumherum. So sollen anfangs vier Spielerinnen der Nationalmannschaft im Rahmen einer Smartphone-Kampagne von Google Einblicke in ihr Sportlerinnenleben geben. Darunter Laura Freigang und Lina Magull.
Der DFB erhoffe sich eine Erhöhung der Reichweite und der Sichtbarkeit des Frauenfußballs, so Blask. Zur Wahrheit gehört auch: Sponsoring gilt als wichtigste Einnahmequelle für den DFB. Allein im Jahr 2021 hat der Verband laut Finanzbericht 178 Millionen Euro eingenommen. Zu den finanziellen Rahmenbedingungen äußerten sich weder DFB noch Google.Google erhofft sich von der Partnerschaft noch mehr Wachstum – vor allem mit Hinblick auf die anstehende Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen.
Mehr dazu: Übertragung der Frauen-WM – "Noch keine Einigung"
Das Finale der Europameisterschaft 2022 zwischen England und Deutschland gilt als das meistgesehene Frauenfußballspiel aller Zeiten in Deutschland. Die Menschen strömten nicht nur in das Wembley-Stadion in London (87.000), sondern auch vor die Bildschirme. Knapp 18 Millionen Menschen verfolgten die 1:2-Niederlage der DFB-Frauennationalmannschaft. Auch Google verzeichnet nach eigenen Angaben einen Trend, so soll in Deutschland die Anzahl der Suchanfragen zum Turnier im Vergleich zur vorherigen Frauen-EM um 450 Prozent angestiegen sein.
Bundestrainerin hätte sich das vor mehr als drei Jahren nicht denken können
Die Bundestrainerin spricht an diesem Donnerstagnachmittag auf dem Rasen im Hinterhof des Berliner Google Büros davon, dass man sich solche Zahlen vor mehr als drei Jahren nicht hätte vorstellen können. Auch nicht, dass ein "Global Player" wie Google eine Partnerschaft mit der Frauen-Nationalmannschaft eingehe. Nach der Europameisterschaft habe es viele Themen rund um den Frauenfußball in die Gesellschaft gespült, so Voss-Tecklenburg. Der Sport hätte seine eigenen Vorbilder kreiert und die Nationalmannschaft trete auch mit einer klaren Meinung zu vielen Dingen nach außen hin auf. "Das schönste und größte sind mittlerweile Fans, die einen weiblichen Namen auf ihren Trikots tragen", sagt sie.
Ähnlich sieht das auch die Torhüterin Almuth Schult. "Wir haben jahrelang gekämpft, dass Fans kommen." Nun würden Fußballerinnen in Talkshows eingeladen, immer mehr Mädchen entscheiden sich für den Sport, die Follower-Zahlen steigen. Am Ende stellt sich die schwangere Torhüterin sogar noch ins Tor während Pinchai, Voss-Tecklenburg und zwei junge Mädchen sich die Bälle zupassen. Ein Tor des Google-Chefs lässt sie aber dann doch noch zu.