Berlin. Zwischen den Jahren soll man traditionell keine Wäsche waschen. Woher kommt dieser Brauch für die sogenannten Rauhnächte vor Silvester?
- Die Zeit zwischen den Jahren ist als Rauhnächte bekannt
- Einem Volksglauben zufolge sollten Sie in diesen Tagen besser keine Wäsche waschen
- Was steckt dahinter?
Nach den Weihnachtsfeiertagen türmt sich die (festliche) Kleidung der ganzen Familie neben schmutzigen Tischdecken, Stoffservietten und Handtüchern. Doch in die Waschmaschine dürfen die Textilberge erst nach Silvester im neuen Jahr wandern – sonst passiert unter Umständen etwas Schlimmes.
In vielen Familien hält sich der Aberglaube hartnäckig seit vielen Generationen: Wenn zwischen Weihnachten und Neujahr die Laken der frisch gewaschenen Wäsche flattern, droht etwa der Tod eines Angehörigen. Viele wissen allerdings gar nicht, dass es sich dabei ursprünglich um einen alten heidnischen Brauch handelt, der sich im Laufe der Jahrhunderte auch in der christlichen Tradition gehalten hat.
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Zwischen Weihnachten und Neujahr: Zeit der Rauhnächte
Die Nächte um den Jahreswechsel herum zählen zu den längsten des Jahres. In zahlreichen Regionen Europas werden sie als Rauhnächte bezeichnet. Häufig sind damit die zwölf Tage zwischen dem 25. Dezember und dem 6. Januar gemeint, dem heidnischen Brauch nach wird aber auch schon die Nacht auf den kürzesten Tag des Jahres vom 20. auf den 21. Dezember kurz vor Weihnachten mitgerechnet, die sogenannte Thomasnacht.
Dem Volksglauben nach haben die Rauhnächte eine besonders mystische Bedeutung: Sie stehen etwa in dem Ruf, sich wegen verschwimmender Grenzen zwischen Diesseits und Jenseits besonders gut zum Wahrsagen zu eignen, daher die Tradition des Bleigießens an Silvester. Das Geisterreich soll in den Rauhnächten offenstehen. Am Himmel findet eine sogenannte Wilde Jagd statt, die als Begriff in Jacob Grimms „Deutscher Mythologie“ von 1835 etabliert wurde, aber in ihrer ursprünglichen Erzählung bereits in mittelalterlicher Literatur auftauchte, wie die „Süddeutsche Zeitung" schreibt.
Die Seelen der Toten sollen während der Jagd gemeinsam mit Geistern und Dämonen über den Himmel hetzen. Wer Zeuge der Geschehnisse wird, dem droht Unheil wie Krieg oder Tod – oder er wird direkt mitgerissen und Teil des gruseligen Schauspiels. Aus diesem Grund wird auch an Silvester Lärm erzeugt: Mit dem Krach sollen die Jäger am Himmel vertrieben werden.
Wäsche waschen zwischen Weihnachten und Silvester: Vorsicht vor Geistern
Auch der Brauch, in dieser Zeit auf das Wäschewaschen zu verzichten, ist auf die unheimlichen Wilde Jagd zurückzuführen. Das Problem ist allerdings nicht das Waschen, sondern das Aufhängen der Wäsche: Weiße Leinentücher sollen dem Volksglauben nach bei der Wilden Jagd gestohlen und zu Leichentüchern umgewandelt werden.
Eine andere Erzählung besagt, dass sich die Geister in der aufgehängten Wasche verfangen und sich dadurch provoziert fühlen könnten. Darüber hinaus soll eine besondere Gefahr für Frauen bestehen: Hängen sie weiße Wäsche auf, könnten die Geister angelockt werden und über sie herfallen, so der Glaube.
Weil die Rauhnächte bis zum 6. Januar andauern, ist das Waschen streng genommen erst dann wieder möglich, und nicht wie häufig angenommen am Neujahrstag.
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Welche Bräuche zwischen den Jahren gibt es noch?
Während der Rauhnächte ist nicht nur Wäschewaschen dem Brauch nach wenig empfehlenswert: In einigen Regionen setzt man darauf, das Haus besonders ordentlich zu halten, mithilfe von Weihrauch die bösen Geister abzuwehren und bei Dunkelheit nicht mehr auf die Straße zu gehen.
Besonders wild soll die Jagd am Himmel der Überlieferung nach übrigens in vier bestimmten Nächten sein: Die Thomasnacht vom 20. auf den 21. Dezember, Heiligabend vom 24. auf den 25. Dezember, Silvester vom 31. Dezember auf den 1. Januar und die Epiphaniasnacht vom 5. auf den 6. Dezember gelten als die wichtigsten Rauhnächte.
Wer also auf das Wäschewaschen zwischen den Jahren trotz Tradition nicht verzichten möchte, kann dies zur Risikominimierung an den übrigen Tagen tun.