Berlin. Wer aktuell nach einem Set zum Bleigießen sucht, wird 2022 enttäuscht. Denn der Silvester-Klassiker ist verboten. Das ist der Grund.

  • Bleigießen gehörte für viele Menschen zu Silvester dazu
  • Doch seit einigen Jahren kann man keine entsprechenden Sets mehr kaufen – sie sind verboten
  • Wir erklären, was hinter dem Bleigießverbot steckt und welche Alternativen es gibt

In vielen Familien und Freundeskreisen ist es zum Jahresende stets dieselbe Routine: Erst gibt es gutes Essen, dann vielleicht ein paar Spiele, später womöglich noch "Dinner for One" gucken – so sieht Silvester bei vielen Menschen in Deutschland aus. Vieles am letzten Tag des Jahres ist Tradition – doch ein Brauch ist einem Verbot zum Opfer gefallen: das Bleigießen.

Silvester-Brauch: Bleigießen zeigte schon den Germanen die Zukunft

Ein kleines Pfännchen mit einem Stück Blei über eine Kerze halten, warten bis es flüssig geworden ist – und dann mit einem Schwung in eine Schüssel kaltes Wasser. Dort verformt sich das eben noch flüssige Schwermetall dann zu irgendetwas, aus dem man seine Zukunft für das neue Jahr lesen kann.

Bleigießen ist eine sehr alte Tradition: Schon die Germanen und die Römer deuteten am Jahresende die Zukunft – dieser Brauch lebte im Bleigießen gewissermaßen weiter. Wenn auch (wahrscheinlich) komplizierter als früher: Denn das Herausklamüsern, um welche Art von Objekt es sich bei dem undefinierbaren Etwas handelt, war stets kompliziert: Croissant, Säbel oder doch ein Gürteltier?

Bildergalerie: So wurde vor einem Jahr Silvester gefeiert

Silvester in Bildern: So wurde das Jahr 2022 begrüßt

Menschen warten am Marienplatz in München auf den Jahreswechsel.
Menschen warten am Marienplatz in München auf den Jahreswechsel. © Peter Kneffel/dpa
Sri Lanka, Colombo: Ein Feuerwerk wird während der Silvesterfeierlichkeiten gezündet.
Sri Lanka, Colombo: Ein Feuerwerk wird während der Silvesterfeierlichkeiten gezündet. © Ajith Perera/XinHua/dpa
Brasilien, Rio De Janeiro: Ein Mann feiert den Beginn des neuen Jahres, während im Hintergrund ein Feuerwerk über dem Copacabana-Strand den Nachthimmel erleuchtet.
Brasilien, Rio De Janeiro: Ein Mann feiert den Beginn des neuen Jahres, während im Hintergrund ein Feuerwerk über dem Copacabana-Strand den Nachthimmel erleuchtet. © Bruna Prado/AP/dpa
Frankreich, Marseille: Krankenschwester Bess Tribout (M.) lässt einen Champagner-Korken knallen, um das neue Jahr auf der Intensivstation COVID-19 im Krankenhaus zu feiern.
Frankreich, Marseille: Krankenschwester Bess Tribout (M.) lässt einen Champagner-Korken knallen, um das neue Jahr auf der Intensivstation COVID-19 im Krankenhaus zu feiern. © Daniel Cole/AP/dpa
Frankreich, Paris: Der Eiffelturm leuchtet in der Silvesternacht blau anlässlich der französischen EU-Ratspräsidentschaft. Frankreich hatte mit dem Jahreswechsel 2021/2022 in der Europäischen Union den Vorsitz des Ministerrats übernommen.
Frankreich, Paris: Der Eiffelturm leuchtet in der Silvesternacht blau anlässlich der französischen EU-Ratspräsidentschaft. Frankreich hatte mit dem Jahreswechsel 2021/2022 in der Europäischen Union den Vorsitz des Ministerrats übernommen. © Alain Jocard/AFP/dpa
Österreich, Innsbruck: Feuerwerkskörper explodieren vor den Alpen über Innsbruck zu Silvester.
Österreich, Innsbruck: Feuerwerkskörper explodieren vor den Alpen über Innsbruck zu Silvester. © Daniel Karmann/dpa
Deutschland, Berlin: Ein Feuerwerk ist während der Silvesterfeier vom ZDF am Brandenburger Tor auf der Bühne zu sehen. Deutschlands größte Silvesterparty fiel wegen der Corona-Pandemie auch diesmal wieder aus.
Deutschland, Berlin: Ein Feuerwerk ist während der Silvesterfeier vom ZDF am Brandenburger Tor auf der Bühne zu sehen. Deutschlands größte Silvesterparty fiel wegen der Corona-Pandemie auch diesmal wieder aus. © Christophe Gateau/dpa
Schweiz, Zürich: Menschen feiern während einer Silvesterparty im Club Sektor11.
Schweiz, Zürich: Menschen feiern während einer Silvesterparty im Club Sektor11. © Michael Buholzer/KEYSTONE/dpa
USA, New York: Menschen versammeln sich während der Silvesterfeierlichkeiten auf dem Times Square mit Hüten, Mund-Nasen-Schutz und Luftballons, um das neue Jahr zu begrüßen.
USA, New York: Menschen versammeln sich während der Silvesterfeierlichkeiten auf dem Times Square mit Hüten, Mund-Nasen-Schutz und Luftballons, um das neue Jahr zu begrüßen. © Jeenah Moon/FR171682 AP/dpa
Irene Mayoral (l) und Gerald Nuell aus Spanien küssen sich am Samstag kurz nach Mitternacht auf dem Times Square in New York, wo sie die Silvesterfeierlichkeiten besuchen. Das Paar hat sich am Freitag verlobt.
Irene Mayoral (l) und Gerald Nuell aus Spanien küssen sich am Samstag kurz nach Mitternacht auf dem Times Square in New York, wo sie die Silvesterfeierlichkeiten besuchen. Das Paar hat sich am Freitag verlobt. © Craig Ruttle/AP/dpa
Großbritannien, London: Viele Menschen gehen in der Silvesternacht am London Eye vorbei.
Großbritannien, London: Viele Menschen gehen in der Silvesternacht am London Eye vorbei. © Li Ying/XinHua/dpa
Nordkorea, Pjöngjang: Die Zahl 2022 leuchtet bei den Silvesterfeierlichkeiten am Nachthimmel über Pjöngjang.
Nordkorea, Pjöngjang: Die Zahl 2022 leuchtet bei den Silvesterfeierlichkeiten am Nachthimmel über Pjöngjang. © -/kyodo/dpa
Aufräumarbeiten am Katertag in Frankfurt am Main.
Aufräumarbeiten am Katertag in Frankfurt am Main. © Sebastian Gollnow/dpa
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Bleigießen zu Silvester verboten: Neuer Grenzwert schon seit 2018

Schon 2018 musste das muntere Rätselraten über das Schicksal jedoch entfallen – jedenfalls mit Blei. Grund dafür ist eine Entscheidung der Europäischen Union, die in ihrer Chemikalienverordnung einen neuen Grenzwert für Blei in Produkten festgelegt hat.

Der liegt seit April vergangenen Jahres bei 0,3 Prozent. Zum Vergleich: Laut Stiftung Warentest fanden sich in den Blei-Figuren bisher bis zu 71 Prozent des Schwermetalls. Bleigieß-Sets sind daher – zumindest offiziell – aus dem Handel verschwunden.

Und das nicht ohne Grund: Denn Blei ist giftig und vor allem für Kinder gefährlich. Bereits geringe Mengen können bei ihnen zu Schäden an der Leber, den Nieren oder dem Nervensystem führen. Beim Bleigießen kann der Stoff etwa über die Finger an den Mund gelangen. Und auch die Dämpfe, die beim Erhitzen des Bleiß über einer Kerze entstehen, sind giftig.

Diese Alternative gibt es zum Bleigießen

Wer bei Amazon das Suchwort „Bleigießen“ eingibt, findet nur noch Alternativen: etwa Wachs- und Zinngießen. Schon vor dem Verbot empfahl das Umweltbundesamt Wachs als Orakel. Denn auch dieser Stoff kann verflüssigt werden und erstarrt, sobald er in kaltes Wasser fällt – und das ganz ohne schädliche Dämpfe. (cho/les)