Berlin. Wer aktuell nach einem Set zum Bleigießen sucht, wird 2022 enttäuscht. Denn der Silvester-Klassiker ist verboten. Das ist der Grund.
- Bleigießen gehörte für viele Menschen zu Silvester dazu
- Doch seit einigen Jahren kann man keine entsprechenden Sets mehr kaufen – sie sind verboten
- Wir erklären, was hinter dem Bleigießverbot steckt und welche Alternativen es gibt
In vielen Familien und Freundeskreisen ist es zum Jahresende stets dieselbe Routine: Erst gibt es gutes Essen, dann vielleicht ein paar Spiele, später womöglich noch "Dinner for One" gucken – so sieht Silvester bei vielen Menschen in Deutschland aus. Vieles am letzten Tag des Jahres ist Tradition – doch ein Brauch ist einem Verbot zum Opfer gefallen: das Bleigießen.
Silvester-Brauch: Bleigießen zeigte schon den Germanen die Zukunft
Ein kleines Pfännchen mit einem Stück Blei über eine Kerze halten, warten bis es flüssig geworden ist – und dann mit einem Schwung in eine Schüssel kaltes Wasser. Dort verformt sich das eben noch flüssige Schwermetall dann zu irgendetwas, aus dem man seine Zukunft für das neue Jahr lesen kann.
Bleigießen ist eine sehr alte Tradition: Schon die Germanen und die Römer deuteten am Jahresende die Zukunft – dieser Brauch lebte im Bleigießen gewissermaßen weiter. Wenn auch (wahrscheinlich) komplizierter als früher: Denn das Herausklamüsern, um welche Art von Objekt es sich bei dem undefinierbaren Etwas handelt, war stets kompliziert: Croissant, Säbel oder doch ein Gürteltier?
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Bleigießen zu Silvester verboten: Neuer Grenzwert schon seit 2018
Schon 2018 musste das muntere Rätselraten über das Schicksal jedoch entfallen – jedenfalls mit Blei. Grund dafür ist eine Entscheidung der Europäischen Union, die in ihrer Chemikalienverordnung einen neuen Grenzwert für Blei in Produkten festgelegt hat.
Der liegt seit April vergangenen Jahres bei 0,3 Prozent. Zum Vergleich: Laut Stiftung Warentest fanden sich in den Blei-Figuren bisher bis zu 71 Prozent des Schwermetalls. Bleigieß-Sets sind daher – zumindest offiziell – aus dem Handel verschwunden.
Und das nicht ohne Grund: Denn Blei ist giftig und vor allem für Kinder gefährlich. Bereits geringe Mengen können bei ihnen zu Schäden an der Leber, den Nieren oder dem Nervensystem führen. Beim Bleigießen kann der Stoff etwa über die Finger an den Mund gelangen. Und auch die Dämpfe, die beim Erhitzen des Bleiß über einer Kerze entstehen, sind giftig.
Diese Alternative gibt es zum Bleigießen
Wer bei Amazon das Suchwort „Bleigießen“ eingibt, findet nur noch Alternativen: etwa Wachs- und Zinngießen. Schon vor dem Verbot empfahl das Umweltbundesamt Wachs als Orakel. Denn auch dieser Stoff kann verflüssigt werden und erstarrt, sobald er in kaltes Wasser fällt – und das ganz ohne schädliche Dämpfe. (cho/les)