Hagen/Iserlohn. Urlaub in Holland: Hin mit Hund, zurück ohne. Für die Halter ein Drama. Die Polizei kassiert Vierbeiner und schläfert sie ein. Die Fälle häufen sich. Opfer sind Mischlinge, die Ähnlichkeiten mit Kampfhunden aufweisen. Die Verunsicherung is
Die Angst sitzt tief. Iris Kaufmann aus Iserlohn fährt nicht nach Renesse in Holland. "Dabei waren wir in der Vergangenheit mit unseren Hunden oft in Holland." Das Ferienhaus für sechs Personen hat sie endgültig abgesagt: "Wir fahren auf keinen Fall." Die 40-Jährige fürchtet um das Leben ihrer beiden Hunde: Willi, ein Boxer-Mix, und Dara, ein Rottweiler-Dobermann-Mischling, für den sie "natürlich keine Papiere über den Stammbaum" hat. Ihre Freundin hat zwei englische Bulldoggen, auch sie bleibt derzeit mit ihren Lieblingen lieber zu Hause.
"Selbst die Hunde von Urlaubern", sagt Iris Kaufmann, "sind vielfach betroffen. Die Menschen stehen am Ende ihrer Ferien ohne ihre Hunde da, furchtbar." Die Iserlohnerin hat Horror-Geschichten gehört und gelesen. Es gibt keine Ausnahmen, auch nicht für Hunde, die allen deutschen Regelungen genügen. Selbst die Tierärztin rät von der Reise ab. Die Geschichten der Hundefänger verfehlen ihre Wirkung nicht.
Nach Berichten der Tageszeitung Zum Hintergrund für Leser ohne Hund: Seit 1993 ist in Holland die Einfuhr von Pitbull-Terriern verboten. Gleiches gilt in Deutschland. Hunde, die ihm ähneln wie Bullterrier oder amerikanische Stafforshire-Terrier sind in den Niederlanden nur erlaubt, wenn sie einen durch die Federation Cynologique Internationale (FCI) anerkannten Stammbaum haben. Nach Erfahrungen deutscher Hundehalter scheint die Polizei die gesetzlichen Bestimmungen in Holland gegenwärtig weiter auszulegen.
"Hunde, die einen muskulöseren Brustkorb haben, weil sie mehr Sport machen, oder, die ein dickeres Gesicht haben, sind ebenfalls gefährdet", sagt Tasso-Sprecherin Andrea Thümmel. "Es ist eine Entwicklung, die wir mit großer Sorge beobachten. In diesem Jahr scheint das Gesetz rigoros gehandhabt zu werden. Die Klagen und Berichte darüber häufen sich bei uns."
Sie spricht von willkürlichem Verhalten, denen die Besitzer ausgeliefert sind. "Die Hundehalter wissen nicht, was sie erwartet." Der Verein Tasso registriert das strenge Durchgreifen der Behörden nicht nur in Holland, sondern auch in Frankreich. "Mit meinem Mischling, Labrador-Schäferhund, würde ich nicht fahren, in beide Länder nicht." Ihr pflichtet der Verein Hund und Halter bei. Seine Sprecherin Anke-Cornelia Nielsen: "Ohne Papiere gibt es in den Niederlanden ein Riesenproblem."
Die Tiere kommen in Quarantäne. Die Besitzer hat keinen Anspruch zu erfahren, wo der Hund untergebracht ist. Ein Einspruch gegen die Beschlagnahmung ist möglich. Oft zieht sich das Ringen um den Hund monatelang hin, oft sehen ihn die Besitzer nie wieder. Eine dreiköpfige Kommission entscheidet über sein Leben. Auch müssen die Halter ein Bußgeld bezahlen, über die Höhe der Summe halten sich die Behörden bedeckt.
"In Deutschland ist es nicht anders", sagt Michael Launhardt vom Niederländischen Büro für Tourismus und Convention in Köln. "Wenn die Tiere auffällig sind, und wenn sie eine Gefahr sind, werden sie eingeschläfert." An mehr Willkür und an eine eigenmächtige Ausweitung gesetzlicher Vorschriften durch die Polizei glaubt Launhardt nicht. "Die Polizei hat auch in Holland andere Dinge zu tun, als Jagd auf Hunde zu machen." Eine Beruhigung ist das für Iris Kaufmann nicht. Sie bleibt zu Hause.