Nach dem Kurschus-Rückzug wird die Aufarbeitung des Missbrauchtsthemas auch in der evangelischen Kirche Fahrt aufnehmen. Es geht um Vertrauen.
Der Rücktritt von Annette Kurschus ist ein schwerer Schlag für die evangelische Kirche. Sie verliert ihre höchste Repräsentantin, das Gesicht der 19,2 Millionen evangelischen Christinnen und Christen in Deutschland.
Dass Kurschus ihre Führungsposten nun räumt, um weiteren Schaden von der evangelischen Kirche abzuwenden, ist respektabel, aber auch unausweichlich. Schließlich ist sie angetreten, das Missbrauchsthema zur „Chefinnensache“ zu machen. Nun steht gegen sie der Vorwurf von Verfehlungen im Raum.
Kein Stein wird auf dem anderen bleiben
Allerdings: Es ist keineswegs klar, ob daran etwas dran ist. Sie sagt, sie sei mit sich und Gott im Reinen. Bis zum Beweis des Gegenteils muss man ihr das glauben. Beschädigt ist sie dennoch.
Zu beneiden ist ihre vorläufige Nachfolgerin Kirsten Fehrs nicht. Das furchtbare Missbrauchsthema, das bislang auf dem Radar der öffentlichen Wahrnehmung eher die katholische Kirche bis an den Rand des Abgrunds führte, wird nun seine volle Wucht auch in ihrer Kirche entfalten. Kein Stein wird auf dem anderen bleiben.
Anspruch auf Aufklärung
Die Opfer haben Anspruch auf Aufklärung. Machtstrukturen sind zu überprüfen. Vorwürfe müssen vor allem transparent untersucht werden. Und zwar schnell. Es geht um verloren gegangenes Vertrauen – und daraus folgernd auch um verloren gegangene gesellschaftliche Relevanz.