Essen. Angesichts des üblen Abschneidens der NRW-Schulen ist Ministerin Feller um Ausreden nicht verlegen. Dabei gibt es einen Weg aus der Misere.
Entweder zucken sie mit den Achseln oder sie zeigen mit den Fingern auf die Anderen. Die Reaktionen verantwortlicher Politikerinnen und Politiker wie beispielsweise von NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU) auf die Ergebnisse des Bildungsmonitors sind inakzeptabel. NRW landet bei der Qualität seines Bildungssystems auf Rang 13 unter den 16 Bundesländern – und Feller sagt nur, es gebe „keine neuen Erkenntnisse“ und verweist auf den Lehrkräftemangel, der nicht von heute auf morgen zu bewältigen sei.
Was soll das heißen? Thema erledigt? Tut mir leid, da können wir nichts machen?
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NRW-Bildungsausgaben unter Bundesschnitt
Wie kann es sein, dass die Ausgaben pro Jahr und Grundschüler dem Bildungsmonitor zufolge mit 7000 Euro etwa 1000 Euro unter dem Bundesdurchschnitt liegen? Diese Frage sollte Frau Feller schnell beantworten.
Es hat doch Gründe, warum sich nicht genug junge Menschen für den Lehrberuf interessieren. Der Job ist schlicht unattraktiv. Die Schulen sind marode. Schulleiter können bei der Frage, wie der Stand bei der Digitalisierung ist, nur müde lächeln; sie müssen froh sein, wenn in den Schulräumen Fenster geöffnet und geschlossen werden können und die Toiletten halbwegs funktionieren. Vielerorts ist der Migrationsanteil so hoch und die Deutschkenntnisse der Kinder sind so schlecht, dass an einen Regelunterricht nicht zu denken ist. Mehr finanzielle Anreize etwa für den Einsatz in Brennpunktschulen sind notwendig. Ohnehin verdienen Lehrerinnen und Lehrer zu wenig. Das gilt besonders für die stressige Arbeit an den Grundschulen, wo die Basis gelegt wird für den späteren Bildungs- und Berufserfolg der Kinder.
Lehrermangel ist kein Naturgesetz
Was also sind uns diese Kinder wert? Wieso schneidet NRW so schlecht ab bei den Bildungsausgaben? Wir im Ruhrgebiet wissen doch genau, wie es um die Rohstoffe in Deutschland bestellt ist. Die wertvolle Kohle bleibt hier fortan – aus guten Grund – im Boden. Da bleiben eigentlich nur unsere Kinder, die potenziellen Fachkräfte von morgen. Man muss also nicht einmal sozialpolitisch denken, um hier sehr viel mehr als bisher zu investieren. Es geht (auch) um kühle volkswirtschaftliche Überlegungen.
Der tatsächlich vorhandene Lehrermangel als Teil des Fachkräftemangels dient als eine Ausrede. Der Hinweis auf die föderalen Hemmnisse in Deutschland ist die andere. Der Bund verweist beim Thema Schule und Bildung regelmäßig auf die Zuständigkeit der Länder, und die Länder verweisen mit Blick auf ihre klammen Finanzen auf den Bund, der das notwendige Geld nicht herausrückt. Wann endlich werden die Bundesregierung und die Landesregierungen ihrer Verantwortung gerecht, diesen Knoten zu lösen? Wann endlich beenden sie das unwürdige Schwarze-Peter-Spiel?
Freie Schulwahl überdenken?
Übrigens gibt es auch Maßnahmen, die gar kein Geld kosten müssen. Die Ungleichverteilung von Kindern aus migrantischen Familien ist auch eine Folge der freien Schulwahl in NRW. Die Konfessionsgebundenheit mancher Schulen tut ihr Übriges. Es gehört zu den Merkwürdigkeiten unseres Bildungssystems, dass manche Eltern ihre Kinder schnell noch nachtaufen lassen, damit diese zum Beispiel eine mit Steuergeldern geförderte katholische Grundschule besuchen können. Kaum vorstellbar, dass eine CDU-geführte Landesregierung so ein heißes Eisen anpacken würde ...