Düsseldorf. Wenn eine Partei nicht mehr auffällt, muss sie trommeln. Jochen Ott aus Köln scheint der richtige Mann dafür zu sein.

Jochen Ott übernimmt die Führung der SPD-Landtagsfraktion mitten in der schlimmsten Krise, die die NRW-SPD je erlebt hat: verlorene Landtagswahl, miese Umfragewerte, noch kein rettendes Ufer in Sicht.

In dieser ernsten Lage muss die Partei klären, wofür sie eigentlich steht und wer sie künftig führen soll. Der erste Schritt – die Wahl eines Nachfolgers für den bisherigen Fraktionschef Thomas Kutschaty – scheint in die richtige Richtung zu führen. Kutschaty war ein menschlich angenehmer, empathischer, aber auch etwas leiser und zum Schluss glückloser Oppositionsführer.

Da lag es für die Fraktion nahe, es mit einem temperamentvollen, beherzt angreifenden Chef zu probieren. Wenn die Landtagsfraktion und die einst so mächtige Landes-SPD den Bürgerinnen und Bürgern heute kaum noch auffallen, dann hilft nur Trommeln, und Jochen Ott ist einer, der gern die lauten Instrumente spielt.

Mit Schule und Bildung könnte die SPD im Wahlkampf punkten

Der Kölner hat einen weiteren, nicht zu unterschätzenden Vorteil: Er ist ein ausgewiesener Bildungsexperte. NRW-Landesregierungen können sich selten über Schule und Bildung profilieren, weil die Probleme hier riesig und kaum zu lösen sind. Schulpolitik dürfte auch die kommenden Wahlkämpfe prägen, und die SPD-Landtagsfraktion stellt sich hier mit Jochen Ott stark auf.

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) ist ein erfahrener Politiker. Er wird sich von seinem neuen Gegenspieler wohl nicht sehr oft provozieren und aus der Reserve locken lassen. Aber Wüst und die Regierungsfraktionen müssen sich jetzt an einen anderen Oppositions-Ton gewöhnen. Ein Jahr nach der Landtagswahl kommt mehr Schwung ins Landesparlament. Er wird ihm guttun.